Neuseeland Werbevideo zeigt Camper auf falscher Straßenseite
Der Titel ist hoffentlich nicht Programm: "New Zealand - the Ultimate Road Trip" lässt sich zwar übersetzen mit "Neuseeland - der schönste Roadtrip", aber auch mit "der letzte Roadtrip". Das Werbevideo der neuseeländischen Tourismuszentrale zeigt, wie ein weißer Campervan auf der rechten Fahrspur die großartige Landschaft der Südinsel durchquert. Auf der rechten statt der linken Spur, wie es in Neuseeland nach britischer Tradition vorgeschrieben ist - also auf der falschen. Unfall nicht ausgeschlossen.
Den Fehler in dem Video erklärt Tourism New Zealand so: "Der Inhalt ist von einem reisenden Video-Autor produziert worden, der bei der Bearbeitung das Material gespiegelt hat", sagte ein Sprecher Radio NZ. Der Autor ist der US-Amerikaner Devin "Super Tramp" Graham, dessen zweiwöchige Reise und die seines Teams von den staatlichen Touristikern bezahlt wurde. Der Film ist seit dem vergangenen Montag über 300.000-mal auf YouTube abgerufen worden, dort aber inzwischen entfernt.
Ein wirklicher Lapsus? Schon, schließlich gibt es seit Langem die zum Teil aggressiv geführte Diskussion in Neuseeland über das angeblich unfallträchtige Fahren der Ausländer. Und darüber, wie man Touristen beibringen kann, auf der richtigen - nämlich der linken - Fahrspur zu fahren.
Immer wieder sind Mietwagenfahrer, die in der Heimat an die rechte Seite gewöhnt sind, in Unfälle verwickelt - auch wenn es nur ein sehr kleiner Prozentsatz der jährlich 2,6 Millionen Touristen in Neuseeland ist, wie der Verband der Autovermieter betont. Gerade erst hat Tourism New Zealand auf YouTube ein Video in chinesischer Sprache veröffentlicht, in dem Chinas TV-Star Huang Lei die neuseeländischen Straßenverkehrsregeln erklärt. Air New Zealand wird das Filmchen ab November auf internationalen Flügen zeigen.
Seit Oktober gilt "Code of Practise"
Im März musste Neuseelands Regierungschef seine Landsleute vor Selbstjustiz warnen. "Es ist nicht klug, das Gesetz in die eigene Hand nehmen", sagte Ministerpräsident John Key. Im Monat zuvor hatten Neuseeländer in mindestens fünf Fällen ausländischen Touristen die Autoschlüssel abgenommen, wie die Nachrichtenseite Stuff.co.nz berichtete. Auch wurden die Fahrer rassistisch beschimpft.
"Ich würde den Menschen raten, dies nicht zu tun", sagte Key. Das Vernünftigste sei, 111 zu wählen und der Polizei den Vorfall zu melden. Er versprach damals Verbesserungen bei der Verkehrssicherheit, sagte aber, dass auch einheimische Autofahrer nicht unschuldig seien. Die größere Zahl an Unfallfahrern, die die falsche Straßenseite genutzt haben, seien tatsächlich Neuseeländer.
Doch die Kiwis starteten schon vor Monaten eine Internet-Petition, in der sie Fahrtests für Touristen verlangten. Seit dem 1. Oktober ist nun ein "Code of Practise" in Kraft: Darin verpflichten sich Mietwagenverleiher unter anderem, Kunden aus dem Ausland besser über die Verkehrsregeln zu informieren, erklärt das Auswärtige Amt in seinem aktuellen Reisehinweis.
Geplant ist auch, dass Kunden vor der Übernahme des Wagens einen Fragebogen ausfüllen, in dem sie unter anderem ihre Fahrerfahrung angeben sollen. Weil noch nicht klar ist, welche Folgen ungünstige Antworten haben können, sollten Urlauber dies vorab mit dem Verleiher besprechen, rät das Außenamt und warnt: Die engen und kurvenreichen Landstraßen Neuseelands würden häufig unterschätzt.