Ohne Klimaanlage ICE-Passagiere stundenlang in Tunnel gefangen

Drei Stunden warten auf Hilfe, im Tunnel, nur mit Notstrom, ohne Klimaanlage - Hunderte Passagiere erlebten im ICE kurz vor Stuttgart, was ein Defekt bei der Bahn bedeuten kann. Das Abschleppen klappte nicht, alle mussten auf freier Strecke umsteigen, vier Fahrgäste bekamen Kreislaufprobleme.

ICE

Vaihingen - Ein mit rund 420 Passagieren an Bord ist in einem Tunnel bei Vaihingen an der Enz in Baden-Württemberg steckengeblieben. Nach Angaben der Bundespolizeidirektion war der Zug am Sonntag mit Tempo 200 auf der Strecke Berlin-Stuttgart-München unterwegs, als er mittags im Pulverdinger Tunnel wegen eines Motorschadens liegenblieb.

Bis zu drei Stunden mussten die Passagiere im Tunnel warten. Nach dem Defekt fiel der Strom aus und damit die Klimaanlagen. Vier Fahrgäste mussten wegen Kreislaufproblemen ärztlich betreut werden. Einer kam ins Krankenhaus. Dank Batterien funktionierten im Zug noch Licht, Toiletten und Türöffner.

Bahn

Alle Passagiere mussten nach Angaben der in einen Ersatzzug aus Stuttgart umsteigen. Ein Versuch, den defekten Schnellzug mit einer anderen Lok abzuschleppen, war zuvor fehlgeschlagen. Mit insgesamt drei Stunden Verspätung kamen die Fahrgäste dann in Stuttgart an, wo sie mit Wasser versorgt wurden.

"Gar nicht auszumalen, was im Katastrophenfall passiert"

Stefan Buhl, der Landeschef des Fahrgastverbandes Pro-Bahn bemängelt, es komme immer wieder vor, dass entweder Ersatzloks fehlten oder Probleme beim Abschleppen von Zügen aufträten. Die Bahn habe zu wenig Reservekapazitäten. "Wenn die Bahn schon überfordert ist, einen ICE in einem solchen Fall abzuschleppen, dann ist gar nicht auszumalen, was im Katastrophenfall passiert", sagte Buhl.

Die Schnellbahnstrecke war in beide Richtungen etwas mehr als drei Stunden gesperrt, Züge wurden über eine alte Strecke umgeleitet. Für die Verspätungen bezahlt die Bahn Entschädigungen - bei zwei Stunden gibt es 50 Prozent des Fahrpreises zurück.

Erst in der vergangenen Woche war ein ICE im Pfälzerwald mit einem Müllwagen zusammengestoßen, der an die Gleise gerutscht war. 15 Menschen wurden verletzt. Im Juli hatte die Bahn während der Hitzewelle Probleme, weil in ICE-Zügen die Klimaanlagen ausfielen und mehrere Passagiere kollabierten.

plö/dpa
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