Radweg Paris-Prag Völkerverständigung auf zwei Rädern
Neustadt an der Waldnaab - Im Sattel von Paris nach Prag, das ist die neueste Herausforderung für Fahrradurlauber und Radsportler in Europa. Seit der Paneuropa-Radweg Mitte April feierlich eröffnet wurde, sind bereits die ersten Pioniere auf der Strecke durch drei Länder unterwegs. Immer den blaugelben Schildern nach, quer durch Frankreich, Deutschland, Tschechien. Oder umgekehrt. Wer es schafft, den kompletten Fernradweg abzuradeln, hat am Ende stolze 1570 Kilometer mehr auf dem Tacho.
"Der Weg gibt dem Fahrradtourismus wie auch der Völkerverständigung einen Riesenschub", freut sich Margit Frauenreuther, Projektmanagerin beim Landratsamt Neustadt an der Waldnaab. Nach dem populären Elberadweg und den stark befahrenen Routen an Donau, Rhein, Mosel oder Weser wird sich der Paneuropa-Radweg rasch als neues Highlight in der Biker-Szene etablieren, hoffen die Initiatoren. Das Interesse an längeren Routen von mehreren hundert Kilometern sei groß, sagt Wolfgang Richter, Tourismusexperte beim Bundesverband des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Bremen.
Das Besondere an der Dreiländer-Tour: Bereits bestehende Radwege und regionale Trassen wurden erstmals so verknüpft, dass Pedalritter jetzt in einem Rutsch quer durch halb Europa radeln können. Für die grenzübergreifende Verbindung musste so gut wie kein Geld verbaut werden. Lediglich im deutsch-tschechischen Grenzgebiet wurden einige Kilometer Radweg auf einer stillgelegten Bahnstrecke neu angelegt, um Lücken zu schließen.
Der Start ist von Paris Ostbahnhof möglich und führt an Nancy vorbei über Straßburg nach Heidelberg, dann auf dem Neckartal-Radweg via Rothenburg ob der Tauber nach Nürnberg. Weiter geht's durchs Naabtal Richtung Waidhaus nach Tschechien. Und schließlich über Pilsen an der Moldau entlang nach Prag. Dort endet der Radweg - oder er beginnt, je nachdem, in welcher Richtung man ihn befährt.
Über 200 überregionale Routen
Irgendwann einmal könnte die Paneuropa-Strecke von Prag nach Polen weiterführen, über Krakau bis an die Ostsee. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Anfragen gebe es allerdings schon zuhauf, betont Frauenreuther. Jetzt soll erst einmal die bestehende Verbindung den Tourismus entlang der jeweiligen Streckenabschnitte ankurbeln.
Nach Einschätzung des ADFC-Experten Richter stößt der Paneuropa-Weg bei den über zwei Millionen Bundesbürgern, die im Urlaub regelmäßig mit dem Drahtesel unterwegs sind, sicher auf großen Zuspruch.
Die über 200 bestehenden überregionalen Routen wie die knapp 1.400 Kilometer lange Rhein-Strecke von der Quelle am Gotthard bis zur Mündung in die Nordsee seien bei Fahrradtouristen schon seit Jahren große Renner. Das meiste Gedränge herrscht auf dem fast 1.000-Kilometer langen Elberadweg von Prag nach Cuxhaven. Dort treten Jahr für Jahr gut 145.000 Menschen eifrig in die Pedale. Tendenz steigend.
Selbst planen statt "Zehn-Kilo-Paket"
Kleiner Wermutstropfen für alle, die den Paneuropa-Fernweg oder Teilstrecken erradeln wollen: Sie sind bei der Ausarbeitung der Strecke ziemlich auf sich selbst gestellt, meint Richter. Eine einheitliche Karte mit Höhenprofilen gibt es nicht. Auch eine länderübergreifende Zusammenstellung von Streckenbeschreibungen, Hotels oder Restaurants auf dem Weg gibt es nicht. "Ein eigener Führer macht keinen Sinn, das wäre ja ein Zehn-Kilo-Paket," erläutert Frauenreuther. Die Teilstrecken seien in jedem Radführer schon eingezeichnet. Interessenten müssen sich bei der Routenplanung an die verschiedenen Tourismusorganisationen der einzelnen Etappen wenden.
Zwischen 40 und 100 Kilometern schaffen Radtouristen pro Tag, je nach Streckenprofil und persönlicher Kondition, weiß ADFC-Fachmann Richter aus Erfahrung. Er schätzt: Ehrgeizige, gut trainierte Radsportler können die neue Paneuropa-Verbindung in zwei bis drei Wochen abradeln.
Berrit Gräber, AP