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Verzichtbare Ziele: Die Flops der Tauchspots - und ihre Alternative

Foto: Udo Kefrig

Ziele für Taucher Wo Sie wirklich tauchen sollten

Similan Islands oder Great Barrier Reef: Es gibt Tauchplätze, die einen großen Namen haben - und die Erwartungen doch nicht erfüllen. Auf diese fünf angeblichen Traumziele können Sie 2015 wirklich verzichten.
Von Linus Geschke

Bis vor wenigen Jahren wurden die Similan Islands, rund 70 Kilometer vor der Küste des thailändischen Khao Laks, fast jeden Monat in Tauchmagazinen gehypt. Wann immer dort die Top-Ten-Tauchplätze vorgestellt wurden - die neun landschaftlich herrlichen Inseln gehörten dazu. Und auch heute noch ist auf Wikipedia zu lesen : "Das Meer rund um die Similan-Inseln gilt zum Schnorcheln wie zum Sporttauchen als eines der schönsten Reviere weltweit."

Rotes Meer: Gegenüber der Andamanensee immer noch die bessere Adresse

Rotes Meer: Gegenüber der Andamanensee immer noch die bessere Adresse

Foto: Udo Kefrig

Vor Ort bleibt von diesen Versprechen jedoch nur wenig übrig. In der Hauptsaison sind die Tauchplätze überlaufen; und es werden so viele Touristen zu der unbewohnten Inselgruppe gekarrt, dass man unter Wasser häufiger Taucher- als Fischflossen sieht. Ganze Schnorchlergruppen ziehen dann an der Oberfläche entlang wie auf einer unsichtbaren Autobahn. Was an Lebewesen klein genug ist, versteckt sich in den unzähligen Ritzen und Spalten der Granitinseln. Was groß genug zum Fliehen ist, ist geflohen.

Selbst die Nebensaison bewahrt einen nicht vor negativen Erlebnissen. Statt der vielen Tauchboote sieht man dann häufiger Fischerboote vorbeiziehen, die herausholen, was sie bekommen können - ungeachtet dessen, dass die Inselgruppe zum Mu-Ko-Similan-Nationalpark gehört, in dem das Fischen offiziell verboten ist.

Alternative: Obwohl ebenfalls als überlaufen geltend, ist Ägypten das attraktivere Tauchziel. Ob Korallenbewuchs, Fischaufkommen, Sichtweiten oder Großfisch - das Rote Meer liegt in jedem Kriterium deutlich vorne.

Manta: Das größte Riff der Welt ist nicht unbedingt das schönste

Manta: Das größte Riff der Welt ist nicht unbedingt das schönste

Foto: Lutz Hoffmann

Es ist das größte Riff der Welt: Das Great Barrier Reef vor Australiens Nordostküste erstreckt sich über eine Länge von rund 3200 Kilometern. Wahrscheinlich hat dieser Fakt dazu beigetragen, dass es oftmals als das schönste Riff der Welt bezeichnet wird. Was es allerdings nicht ist - und niemals war.

Sicherlich gibt es dort tolle Tauchplätze. Farbenprächtige Unterwasserwelten, viel Fisch. Aber eben nichts, was es nicht auch an vielen anderen Riffen geben würde, die dazu noch schneller und preisgünstiger zu erreichen sind.

Denn wenn die Australier eines perfektioniert haben, dann die Kommerzialisierung ihrer Naturwunder. Für den Preis, den man bei ortsansässigen Anbietern für zwei Tauchtage bezahlt, lässt sich in anderen Ländern schon eine komplette Tauchwoche finanzieren, bei der man unter Wasser nicht weniger sieht - ganz im Gegenteil.

Alternativen: Wer Fischreichtum und intakte Korallenwelten sucht, ist in Indonesien deutlich besser aufgehoben. Gerade Sulawesi oder Raja Ampat liegen hier weit vorne. Und wenn es unbedingt Australien sein soll: Das Ningaloo-Riff vor der Westküste ist zwar wesentlich kleiner - ermöglicht aber die deutlich spektakuläreren Begegnungen.

Wrackversenkung vor Malta: Leichter zu erreichen als die Orkney - und wärmer

Wrackversenkung vor Malta: Leichter zu erreichen als die Orkney - und wärmer

Foto: Nauticteam Gozo

Schon die Historie verspricht spannende Tauchgänge: In der schottischen Bucht Scapa Flow hatte sich am 21. Juni 1919 nahezu die komplette kaiserliche Hochseeflotte selbst versenkt, nachdem sie dort zuvor von der Royal Navy interniert worden war. 59 Kampfschiffe sanken, von denen der Großteil später jedoch wieder gehoben und verschrottet werden konnte. Sieben deutsche Kriegsschiffe blieben übrig - sie machten den Naturhafen zu einem Mekka des Wracktauchens.

Aber: Das Tauchen dort ist nicht einfach. Es ist kalt, es ist dunkel, und am Rande der Bucht gibt es tückische Strömungen. Dazu kommt, dass nach bald hundert Jahren auf dem Meeresgrund der Zahn der Zeit auch an gepanzerten Schiffsriesen nagt. Die stählernen Giganten sind morsch geworden; ihre Aufbauten stellenweise kollabiert, die Rumpfstruktur instabil.

Die mühselige Anreise in den südlichen Teil der Orkney-Inseln lohnt sich gerade für historisch interessierte Wracktaucher dennoch - nur Europas bestes Wrackziel ist Scapa Flow nicht mehr.

Alternative: Das maltesische Archipel. Hier ist das Wasser wärmer, die Anreise einfacher, die Sichtweiten überragend und die Masse an Wracks herausragend. Von anfängertauglichen Objekten über ein U-Boot bis hin zu Kriegsschiffen in dreistelligen Tiefenbereichen ist vor den Küsten Maltas und Gozos einfach alles vorhanden, was Wracktaucherherzen höher schlagen lässt.

Blue Hole: Es gibt auch andere blaue Löcher zum Tauchen - in Dahab zum Beispiel

Blue Hole: Es gibt auch andere blaue Löcher zum Tauchen - in Dahab zum Beispiel

Foto: Udo Kefrig

Es hat einen Ruf wie Donnerhall: Schon für den französischen Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau war das Great Blue Hole in Belize eine "Offenbarung unter Wasser". Der kreisrunde Riffeinschnitt misst gut 300 Meter im Durchmesser und führt 125 Meter in die Tiefe - ein Anblick, der imponiert.

Es sind vor allem amerikanische Tauchmagazine, die sich von dem Spot begeistert zeigen: Kaum ein Jahr vergeht, in dem das Blue Hole bei der Wahl zum besten Tauchspot weltweit nicht auf einem der vorderen Plätze landet - eine Begeisterung, die objektiv gesehen schwer nachzuvollziehen ist.

Bis auf beeindruckende Stalaktiten, die stellenweise bis zu acht Meter groß werden, gibt es im Inneren der Doline nur wenig zu sehen. Nackte Wände, kaum Fisch. Man kann sich in die Tiefe sinken lassen und aus ihr wieder emporsteigen; mehr nicht. Selbst technische Taucher, die in dreistellige Tiefenbereiche abgestiegen sind, haben anschließend wenig zu erzählen: Eine schwefelhaltige Sprungschicht reduziert die Sichtweite dort auf Werte, die unter denen eines deutschen Baggersees liegen.

Alternative: Ein weiteres bekanntes Blue Hole liegt im ägyptischen Dahab. Gedenktafeln am Eingang erinnern an Taucher, die dort ihr Leben ließen. Auch dieser Platz bezieht seinen Reiz weniger aus dem, was man unter Wasser sieht, als aus dem Image, das ihn umgibt. Dafür ist die Anreise wenigstens kürzer als nach Belize.

Haie: Auf den Azoren nur schwer zu erreichen - und teuer

Haie: Auf den Azoren nur schwer zu erreichen - und teuer

Foto: Udo Kefrig

Imagemäßig alles richtig gemacht: Wer nach Tauchen und Azoren sucht, wird unweigerlich auf Bilder von Blauhaien stoßen, die dort ihre Runden drehen. Auf solche von Walen und von Mobulas, die majestätisch durch das Freiwasser ziehen. Ein Unterwasserparadies also, das alles beherbergt, wovon Taucherherzen träumen?

Mitnichten. Denn gerne wird dabei verschwiegen, dass die Hai- und Rochenaufnahmen zumeist von Plätzen stammen, die weit im offenen Meer liegen. Beispielsweise von der Princess Alice Bank: Einem Unterwasserberg, der rund 85 Kilometer von den eigentlichen Azoren entfernt ist. Die Tauchausfahrten dorthin sind lang, teuer, unkomfortabel - und es gibt keine Garantie, dass es dort auch wirklich zu den gewünschten Begegnungen kommt.

Im Vergleich dazu wirken die lokalen Plätze eher unspektakulär. Haibegegnungen entlang den Küstenlinien sind dabei eher dem Zufall überlassen.

Alternativen: Wer unter Garantie Haie sehen will und davon möglichst viele, sollte lieber ein anderes Ziel ins Auge fassen. Beispielsweise die Malediven, Südafrika oder Pazifikinseln wie Cocos oder Malpelo.

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