Stillstand für 48 Stunden
U-Bahn-Streik stürzt London ins Chaos
Fahrrad statt U-Bahn: Seit Dienstagabend streiken die Mitarbeiter der Londoner Tube. Millionen Pendler und Touristen müssen sich alternative Verkehrsmittel suchen - die Straßen der britischen Hauptstadt sind hoffnungslos verstopft.
London - Harte Geduldsprobe für Pendler und Touristen in London: Ein U-Bahn-Streik hat die britische Metropole zwei Tage lang in ein Chaos gestürzt. Mehrere Linien waren sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag komplett dicht, andere fielen teilweise aus. Menschenmassen drängten sich in Bussen, überquerten die Themse mit Booten oder bahnten sich per Fahrrad einen Weg durch hoffnungslos verstopfte Straßen. Andere gingen zu Fuß zur Arbeit oder blieben gleich zu Hause.
Der 48-Stunden-Streik hatte am Dienstagabend begonnen. Auch wenn das Ende für Donnerstagabend angesetzt ist, rechneten die U-Bahn-Betriebe mit Störungen bis in den Freitag hinein. Die Gewerkschaft und Arbeitgeber streiken, um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Die Arbeitnehmervertreter forderten fünf Prozent mehr Geld und einen Verzicht auf Stellenabbau.
Während die Gespräche am Donnerstag weitergingen, entschuldigte sich Bürgermeister Boris Johnson für "das Elend", in das die Londoner gestürzt worden seien. Die Londoner U-Bahn mit ihren elf Linien und ihren fast 270 Stationen wird täglich von mehr als drei Millionen Menschen genutzt. Die Tube ist die älteste U-Bahn der Welt und ärgert die Londoner immer wieder mit ihren zahlreichen Ausfällen. Auch gab es schon mehrmals Streiks. Der jetzige kostet die Londoner Wirtschaft nach Angaben der Handelskammer rund hundert Millionen Pfund (116 Millionen Euro).
Johnson kritisierte den Streik als "unnötig" und "absolut verrückt", als er mit vielen anderen Pendlern ein Boot bestieg, um die Themse Richtung Rathaus zu überqueren. "Ich gratuliere jedem, der es zur Arbeit geschafft hat, es ist heldenhaft, sich hier durchzuschlagen." Er sprach am Donnerstag mit Pendlern in einem Sammeltaxi und lobte, dass die Londoner auf der Suche nach einem Ersatzverkehrsmittel sehr kreativ gewesen seien.
Wegen des Streiks mussten sich am Mittwochabend auch Zehntausende Fußballfans zum WM-Qualifikationsspiel England gegen Andorra im Londoner Wembley-Stadion zu Fuß oder mit dem Auto durchkämpfen.
abl/dpa/AP
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.