Tunesien Tourismusbranche beklagt schlechtestes Ergebnis seit Jahrzehnten

Nach den Unruhen in Tunesien meiden Reisende das Land: Die Zahl der Urlauber ist drastisch gesunken. Der Tourismusbranche steht das schlimmste Jahr seit ihren Anfängen bevor - Tausende Mitarbeiter wurden bereits entlassen.
Leerer Strand in Tunesien: Die Zahl der Touristen ist in diesem Jahr drastisch gesunken

Leerer Strand in Tunesien: Die Zahl der Touristen ist in diesem Jahr drastisch gesunken

Foto: Raphael Thelen/ picture alliance / dpa

Tunis - Schwere Zeiten für Hotelbesitzer und Fremdenführer: Der tunesischen Tourismusbranche droht das schlimmste Jahr seit ihren Anfängen in den fünfziger Jahren. Die Zahl der Touristen sei um 39 Prozent gesunken, sagte der Chef der tunesischen Tourismusbehörde (ONTT), Habib Ammar, am Dienstag in Tunis. Im ersten Halbjahr 2011 habe die gesamte Branche rote Zahlen geschrieben, 3000 Stellen seien seit Jahresbeginn gestrichen worden. Grund ist, dass die Touristen seit den Unruhen in Tunesien zu Jahresbeginn und der Flucht des langjährigen Präsidenten Zine-el Abidine Ben Ali das Land als Urlaubsziel meiden.

Die Übernachtungen und die Einnahmen durch den Tourismus seien um die Hälfte auf 53 beziehungsweise 51 Prozent zurückgegangen, sagte Ammar. Die Tourismusbranche erwirtschaftet normalerweise sieben Prozent des Bruttoinlandsprodukts und beschäftigt rund 400.000 Menschen.

Auch für das zweite Halbjahr 2011 stagnierten die Buchungen bei 52 Prozent, sagte Ammar. Er hoffe, dass es noch Lastminute-Buchungen geben werde. Daneben wolle die Tourismusbehörde den Binnentourismus fördern, der bislang vernachlässigt wurde. Die Tunesier machten bislang lediglich bis zu zehn Prozent der Hotelübernachtungen aus. Rückschläge erlitten seit Jahresbeginn auch die tunesische Schifffahrtsgesellschaft CTN und die Fluglinie Tunisair.

Weniger Fluggäste aus Deutschland

Aus Deutschland flogen in den ersten drei Monaten deutlich weniger Urlauber nach Tunesien: Das Passagieraufkommen sei um 61 Prozent eingebrochen, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mit. In das ebenfalls von Unruhen erschütterte Ägypten reisten 45 Prozent weniger deutsche Fluggäste. Viele Urlauber wichen offenbar auf die Kanaren aus: Nach Spanien flogen den Statistikern zufolge im ersten Quartal 1,9 Millionen Passagiere und damit vier Prozent mehr als im Vorjahr.

aal/AFP
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