Zugentgleisung Verkehrsclub hält Stuttgarter Hauptbahnhof für nicht sicher

Entgleister Intercity in Stuttgart: Sicherheitsbedenken am Hauptbahnhof
Foto: Marijan Murat/ dpaStuttgart - Nach dem erneuten Entgleisen eines Zuges zweifelt der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) an der Sicherheit des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Angesichts von insgesamt fünf Zugentgleisungen und weiterer Pannen seit Beginn der Bauarbeiten zu "Stuttgart 21" halte der VCD "die Zuverlässigkeit und Sicherheit des Bahnverkehrs in Stuttgart Hauptbahnhof derzeit nicht mehr für gewährleistet", sagte der Landesvorsitzende Matthias Lieb. Die Pannenserie im Stuttgarter Hauptbahnhof lege die Vermutung nah, dass "die Deutsche Bahn kein verantwortlicher Bauherr ist".
Bemerkenswert sei, dass alle Unfälle auf neu gebauten Gleisen und Weichen erfolgten. Denn durch die Bauarbeiten zu "Stuttgart 21" wurde das Weichenvorfeld des Stuttgarter Hauptbahnhofs vollständig neu aufgebaut.
Am Samstag war die Lok und drei Waggons eines Intercity auf der Fahrt nach Hamburg-Altona kurz nach dem Verlassen des Bahnhofs aus den Gleisen gesprungen.
Der Fahrgastverband Pro Bahn forderte ähnlich wie schon Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) Aufklärung von der Bahn. Inzwischen hat sich das Eisenbahnbundesamt (EBA) eingeschaltet. Ein Sprecher der Bonner Behörde sagte, Fachleute hätten den Ort des Unglücks schon besichtigt, um dessen Ursache zu erforschen und gegebenenfalls Hinweise für mehr Sicherheit abzuleiten. Weder das Kommunikationsbüro zu S21 noch die Bahn wollten sich zu etwaigen Ursachen äußern. Ein Bahnsprecher sagte, es könne mehrere Wochen dauern, bis das EBA Erkenntnisse über die Ursachen bekanntgebe.
Der Unfall geschah nach Bahn-Angaben an einer Stelle, wo schon im Juli dieses Jahres ein IC entgleist war. Für die damals beschädigte Weiche sei eine neue eingebaut worden. An ihr ereignete sich auch der jüngste Unfall.
Ein Bahnsprecher sagte: "Sicherheit hat bei der Bahn oberste Priorität. Jeder Bauzustand wird vom Eisenbahnbundesamt als Aufsichtsbehörde geprüft und abgenommen. Die Unfallursache wird zurzeit untersucht. Die Aussagen des VCD sind verantwortungslos und reine Spekulation." Die vom VCD erwähnten Entgleisungen in den Jahren 2010 und 2011 seien auf menschliches Versagen zurückzuführen. Signale und Vorschriften seien nicht beachtet und einmal eine Weiche falsch gestellt worden.
Nach dem Unfall wurden auch am Montag noch Gleise, Weichen und Oberleitung repariert. Die Arbeiten sollen mehrere Tage dauern. Für den Zugverkehr stehen derzeit nur 11 der 16 Gleise im Hauptbahnhof zur Verfügung. Der Regionalverkehr ist teilweise weiter eingeschränkt, ebenso wie zwei Linien im Fernverkehr, teilte die Bahn weiter mit. Verspätungen waren die Folge.