Verkehr Ramsauer beklagt "Verrohung der Kampf-Radler"

Bei Rot über die Ampel brettern, auf der falschen Seite fahren: Verkehrssünder auf zwei Reifen gehen Peter Ramsauer gewaltig auf die Nerven. Der Bundesverkehrsminister fordert ein konsequentes Vorgehen gegen "Kampf-Radler" - und Erziehungsfernsehen vor der "Tagesschau".
Strafzettel für einen Verkehrssünder: Überfordert mit den "Kampf-Radlern"

Strafzettel für einen Verkehrssünder: Überfordert mit den "Kampf-Radlern"

Foto: Angelika Warmuth/ picture alliance / dpa

Berlin - Mehr Erziehung, mehr Strenge: Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hat ein konsequentes Vorgehen gegen aggressive Fahrradfahrer gefordert. Er habe beobachtet, wie Radler selbst unter den Augen von Polizisten rote Ampeln und jede Verkehrsregel missachteten, sagte Ramsauer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Dienstag. Die Polizei sei manchmal einfach überfordert, "der Verrohung dieser Kampf-Radler endlich Einhalt zu gebieten", sagte der CSU-Politiker.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wies die Kritik an der Arbeit der Kollegen zurück. Da immer mehr Personal abgebaut werde, könnten auch nicht mehr Kontrollen durchgeführt werden, sagte GdP-Sprecher Rüdiger Holecek. Gleichzeitig beklagte er ein fehlendes Unrechtsbewusstsein bei vielen Radfahrern. Diese reagierten oft verständnislos, wenn sie auf ihr Fehlverhalten hingewiesen würden.

Viele seien offenbar der Ansicht, dass "die Verkehrsregeln nur für Autofahrer gedacht sind", sagte Holecek. Auf der anderen Seite müsse der zunehmende Fahrradverkehr in der Verkehrsplanung stärker berücksichtigt werden. Durch mehr Fahrradwege und eine bessere Ampelschaltung für Radler könne das Konfliktpotenzial vermindert werden.

Der Allgemeine Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) wehrt sich indessen gegen Ramsauers Kritik an aggressiven Radfahrern. "Ich kann keine Kampf-Radler erkennen", sagte der ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn am Dienstag. Es gebe bei allen Verkehrsteilnehmern einen "Bodensatz", der sich nicht an die Regeln halte. Rotlichtverstöße von Radfahrern seien aber weitaus seltener als Geschwindigkeitsüberschreitungen von Pkw-Fahrern.

Bei der Akzeptanz von Fahrradhelmen sieht Verkehrsminister Ramsauer eine erfreuliche "Trendumkehr". Nach neuen Zahlen für 2011 gebe es "einen Sprung nach oben". Vor allem gelte dies für Kinder und Jugendliche. 56 statt zuvor 38 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen radelten jetzt mit Kopfschutz, sagte der Minister dem Blatt weiter. In der Altersgruppe der 11- bis 16-Jährigen sei die Helmquote von 15 auf 19 Prozent gestiegen. Insgesamt seien elf Prozent der Radler mit Kopfschutz unterwegs. 2010 seien es nur neun Prozent gewesen.

Der Minister setzte sich zudem dafür ein, dass die ARD ihre Verkehrserziehungssendung "Der 7. Sinn" wieder ins Programm nimmt, um ein großes Publikum zu erreichen. Die Sendung könnte zum Beispiel sonntags vor der Tagesschau ausgestrahlt werden. Dazu liefen bereits Gespräche mit WDR-Intendantin Monika Piel, deren Haus über die Senderechte verfüge.

jus/AFP/dapd
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten