Riskanter Erreger Was bedeutet der Ausbruch des Zika-Virus für Reisende?

Aedes-Mücke: Das Zika-Virus wird von Insekten übertragen
Foto: Gustavo Amador/ dpaWas ist das Zika-Virus?
Das Zika-Virus wurde 1947 erstmals bei einem Affen aus dem Zikawald Ugandas in Afrika festgestellt. Eine Infektion verläuft häufig ohne oder nur mit milden grippeähnlichen Symptomen, die sich drei bis zwölf Tage nach der Ansteckung äußern. Nur rund 20 Prozent der Infizierten haben für zwei, drei Tage leichtes Fieber, Hautausschlag, Muskel-, Kopf- oder Gelenkschmerzen.
Wie wird das Virus übertragen?
Bekannt ist, dass Mücken der Aedes-Gattung das Zika-Virus übertragen - vor allem durch die Gelbfiebermücke Aedes aegypti, eventuell auch durch die Asiatische Tigermücke Aedes albopictus. Möglicherweise aber kann es auch von Mensch zu Mensch gelangen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte . Denn es gibt Hinweise, dass der Erreger über Blut übertragbar ist. Zudem wurden Zika-Viren in Samenflüssigkeit nachgewiesen, sie könnten also auch sexuell übertragen werden. Weitere Studien dazu sind aber notwendig.
Für wen kann das Virus gefährlich werden?
Gefährlich kann eine Zika-Infektion offenbar für Schwangere sein. Sie können das Virus auf ihre ungeborenen Kinder übertragen, bei denen es zu Fehlbildungen führen kann. Allein in Brasilien wurden seit dem vergangenen Oktober mehr als 4000 Neugeborene mit Verdacht auf Mikrozephalie, das heißt mit einem zu kleinen Kopf, registriert - für gewöhnlich ist das sehr selten.
Wie kann eine Zika-Infektion behandelt werden?
Zurzeit gibt es keine Impfung gegen eine Zika-Infektion. Die Symptome können mit üblichen Schmerz- und Fiebermedikamenten gelindert werden.
Wo genau gibt es Zika-Infektionen?
Die WHO hat wegen der Epidemie in Süd- und Mittelamerika den weltweiten Gesundheitsnotstand ausgerufen. Das Virus verbreitet sich allerdings nur in tropischen Gegenden seuchenartig.
Seit 2015 gibt es einen massenhaften Ausbruch, der in Brasilien seinen Anfang nahm und inzwischen ganz Lateinamerika betrifft. Die WHO hat vor einer Ausbreitung auf dem gesamten amerikanischen Kontinent gewarnt - mit Ausnahme von Chile und Kanada, wo es die Überträger-Mücken nicht gibt. Nach Angaben der Panamerikanischen Gesundheitsorganisation (PAHO) tritt das Virus inzwischen in fast allen Ländern Lateinamerikas auf. Ausgenommen sind Chile, Peru, Argentinien, Uruguay und Kuba.
Neben Brasilien mit bis zu 1,5 Millionen Infizierten ist Kolumbien besonders stark betroffen. Hier wurden seit Oktober rund 20.000 Zika-Infektionen registriert. Außerdem wurden in Lateinamerika Fälle aus diesen Ländern gemeldet: Barbados, Bolivien, Costa Rica, Curacao, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Französisch-Guyana, Guadeloupe, Guatemala, Guyana, Haiti, Honduras, Jamaika, Martinique, Mexiko, Nikaragua, Panama, Paraguay, Puerto Rico, Saint Martin, Surinam, US-Virgin Islands und Venezuela.
Auch in den USA ist das Virus bereits eingeschleppt worden. Von dort wurden bisher ein Dutzend Fälle gemeldet. In Großbritannien ist der Erreger bei drei Reisenden diagnostiziert worden, die sich zuvor in Kolumbien, Surinam und Guayana aufgehalten hatten.
Gibt es auch Infektionen in Deutschland?
Ja, es gab rund ein Dutzend Fälle von Zika-Infektionen - allerdings hatten sich die Reisenden im Ausland angesteckt. Zum Beispiel wurde die Erkrankung laut Robert Koch-Institut (RKI) bei zwei Reiserückkehrern aus Haiti diagnostiziert, auch wiederholt bei aus Asien heimkehrenden Touristen.
"Das Zika-Virus wird sich nicht in Deutschland ansiedeln", sagte dazu der Bonner Virologe Christian Drosten von der Gesellschaft für Virologie (GfV). Es gebe derzeit "keinerlei Anzeichen" dafür, dass das Virus künftig über in Deutschland vorkommende Moskitos übertragen werden könnte.
Kann man noch nach Lateinamerika reisen?
Die WHO sieht keine Notwendigkeit für Reise- oder Handelsbeschränkungen aufgrund des Zika-Virus-Ausbruchs.
Die brasilianische Regierung hat Schwangeren von einer Reise zu den Olympischen Sommerspielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) abgeraten. Außer bei Schwangeren ist die Gefahr bei einer Zika-Infektion vergleichsweise gering. Auch das Auswärtige Amt empfiehlt Schwangeren, Reisen in Ausbruchsgebiete "möglichst zu vermeiden". Die WHO rät schwangeren Frauen zur Vorsicht, die in eine der Zika-Regionen reisen müssen. Sie dürfen Reisen in die betroffenen Länder kostenlos umbuchen oder stornieren.
Was sollen Schwangere tun, die trotzdem reisen müssen? Und Familien mit Kindern?
Schwangeren Frauen empfiehlt die WHO, vor und nach dem Besuch einen Arzt aufzusuchen. Das RKI empfiehlt auch Menschen mit einer Immunstörung oder einer anderen schweren chronischen Krankheit sowie Reisenden mit kleinen Kindern, sich vor der Reise vom Hausarzt oder einem Reisemediziner beraten zu lassen.
Wie können sich Reisende in den Ausbruchsgebieten schützen?
Reisende sollten sich genau informieren, wo Infektionen vorgekommen sind, und sich sowohl in geschlossenen Räumen als auch im Freien gegen Stechmücken schützen. Das RKI empfiehlt Insektenschutzmittel, helle, bedeckende Kleidung und Moskitonetze.
Im Allgemeinen sollten Reisende, die binnen drei Wochen nach der Rückkehr aus einem von Zika betroffenen Land Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Hautrötungen feststellen, laut RKI einen Arzt aufsuchen und auf die Reise hinweisen. Ein Bluttest kann dann definitiven Aufschluss geben.
In Brasilien beginnt der Karneval, im Sommer finden dort die Olympischen Spiele statt. Was tut die Regierung gegen das Zika-Virus?
Die brasilianischen Behörden haben den Gesundheitsnotstand ausgerufen. Am 13. Februar will Brasiliens Regierung 220.000 Soldaten einsetzen, die in betroffenen Gebieten von Haus zu Haus gehen, um Broschüren zu verteilen und den Menschen Tipps zum Mückenschutz zu geben. Außerdem sollen mindestens 400.000 Schwangere mit Mückenschutzmitteln versorgt werden.
Die Stadtverwaltung von Rio de Janeiro will nach eigenen Angaben alles unternehmen, um Athleten und Besucher der Olympischen Sommerspiele vor einer Ansteckung zu schützen. Einen Monat vor der Eröffnungszeremonie am 5. August werde ein Expertenteam alle Wettkampfstätten inspizieren und Brutstätten der Stechmücken ausmerzen, die als Überträger des Virus gelten, kündigte sie an.
In den kommenden Wochen steht mit dem Karneval bereits ein Testlauf an, wie weit Rio für die Gesundheitsgefahren im Umfeld der Olympischen Spiele vorbereitet ist.