Foto: Thorsten Bosse/ NORDNORDWEST

Urlaub im Corona-Sommer Was Camper jetzt wissen müssen

Camping gilt als Corona-sichere Urlaubsform: Aufenthalt unter freiem Himmel, individuelle Anreise, genug Abstand auf den Plätzen. Doch es gibt Regeln, die dabei einzuhalten sind. Eine Übersicht.
Von Matthias Kriegel

Endlich Sommerurlaub! Und nun? Wo können wir überhaupt hinfahren, was erwartet uns da - und wollen wir das? Das Coronavirus hat viele geplante Reisen platzen lassen. Immerhin sind inzwischen Europas Grenzen wieder geöffnet, dennoch bleiben viele Deutsche in der Heimat - und setzten auf die in diesen Monaten wohl pragmatischste Urlaubsform: aufs Camping. Doch auch Zelt- und Wohnmobilfans sollten in Pandemiezeiten einiges vorab wissen.

Was die Planung etwas kompliziert macht: "Es gibt keine Bundesregelungen für Campingplätze", sagt Christian Günther, Geschäftsführer des Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland e.V. (BVCD). Welche Regelungen dort gelten, ist an die Bestimmungen der Länder geknüpft. "Zusätzlich zu den Landesregelungen kann es Auflagen von Landkreisen und Kommunen geben." Deshalb sollte man sich mit dem jeweiligen Hygienekonzept des Bundeslandes und der anvisierten Region vor der Reise vertraut machen.

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Boom in der Coronakrise: Campen auf Abstand

Foto: BVCD-MV e.V.

Verpflichtend für alle ist die Erstellung des Hygienekonzepts: "Die Campingplätze sind angehalten, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen", sagt Günther. Dazu gehört etwa das Aufstellen von Desinfektionsspendern, eine geregelte Nutzung der Sanitäranlagen und Aushänge, die über die Bestimmungen informieren. Die Einhaltung der Maßnahmen könne stichprobenartig überprüft werden.

Nach Angaben aller Landesverbände des BVCD ist das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes in geschlossenen Räumen wie Rezeption oder Supermarkt verpflichtend. Auch das Abstandsgebot ist nach wie vor überall einzuhalten. Bei einigen Campingbetrieben, etwa in Baden-Württemberg, bleiben Gemeinschaftsräume wie Jugend- oder TV-Räume vorerst geschlossen.

Durften die Plätze im Mai teilweise noch nicht voll ausgelastet werden, sind mittlerweile Hundert-Prozent-Auslastungen überall genehmigt, sofern die Abstände eingehalten werden können. Die sanitären Anlagen sind ebenfalls wieder überall geöffnet. Dennoch empfehlen die Landesverbände, die eigene Nasszelle im Wohnmobil zu nutzen - soweit vorhanden.

DER SPIEGEL

Campen mit Bedingungen

Auch wer welchen Campingplatz besuchen darf, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt - und das kann sich auch jederzeit ändern. Zurzeit darf man zum Beispiel nach Hessen einreisen, wenn man sich in den 14 Tagen vorher nicht in einem Risikogebiet außerhalb Deutschlands aufgehalten hat. Andernfalls ist man verpflichtet, sich beim Gesundheitsamt zu melden und in Quarantäne zu begeben. Gleiches gilt in Hamburg, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland.

Einige Bundesländer beziehen die Quarantäneregelung nicht nur auf Reisende aus Risikogebieten im Ausland, sondern auch aus solchen innerhalb Deutschlands. So verfügt zum Beispiel Mecklenburg-Vorpommern - wo im Übrigen Tagesgäste noch nicht erwünscht sind (außer sie kommen als Busreisende oder aus dem Bundesland selbst): Wer aus Regionen mit mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern innerhalb der letzten sieben Tage kommt, muss sich in häusliche Quarantäne begeben - Campingplätze eignen sich nicht dazu.

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Dies gilt laut Verordnungen auch in Schleswig-Holstein, Berlin, Bremen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Sachsen. Maßgeblich sind in diesen Fällen die Angaben des Robert Koch-Instituts. Generell gilt in allen Bundesländern: Legt man einen negativen Corona-Test vor, kann die Einreise genehmigt werden - nur in Hessens Verordnung ist dies nicht erwähnt.

Wohnmobilstellplätze in Mecklenburg-Vorpommern nur mit Reservierung

Für Wohnmobilstellplätze, also Parkplätze für Reisemobile, auf denen übernachtet werden darf, gibt es keine Sonderregelungen. Hier gelten meist die gleichen Bestimmungen wie auf den Campingplätzen. Im Zweifel gilt es, sich an die Hygieneschutzvorschriften des jeweiligen Bundeslandes zu halten.

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Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern teilt jedoch mit, dass in dem Bundesland besondere Regeln gelten: Dort dürfen demnach nur Wohnmobilstellplätze angefahren werden, bei denen eine Vorab-Reservierung sowie Kontaktdatenerfassung möglich ist. An Wohnmobilstellplätzen, die das nicht anbieten können, darf in Mecklenburg-Vorpommern laut aktueller Verordnung nicht genächtigt werden. Urlauber dürfen nur in das Bundesland einreisen, wenn sie mindestens für mindestens eine Nacht eine Übernachtungsbuchung vorweisen können.

Neben dem Aufenthalt auf Campingplätzen wäre da noch die abenteuerliche Variante: das Wildcampen. Das ist in Deutschland allerdings gar nicht so einfach, denn die Gesetzeslage dazu ist komplex. Grundsätzlich gilt: Dort, wo es nicht verboten ist, darf man mit dem Wohnmobil eine Nacht stehen, sich aber nicht häuslich einrichten. Wer unmotorisiert mit dem Zelt unterwegs ist, darf mit Genehmigung des Landeigentümers außerhalb von Naturschutzgebieten eine Nacht zelten.

Außerdem gibt es deutschlandweit Trekking- und Wasserwanderplätze, auf denen das Zelt aufgeschlagen werden darf. (Mehr Informationen zum Thema "Wildcampen in Deutschland" finden Sie hier.) Und: Auch beim wilden Zelten gelten die Hygienebestimmungen der einzelnen Bundesländer. Da sich die Rechtslage derzeit schnell ändert, weisen die Landesverbände des BVCD darauf hin, sich unbedingt vor der Anreise über die aktuellsten Bestimmungen zu informieren.

Abstandhalten leicht gemacht

Geht es nach Branchenvertreter Günther, sollten Campingurlauber dieses Jahr frühzeitig buchen. "Nachdem die Coronakrise in den Monaten März, April und in den meisten Bundesländern auch im Mai zu kompletten Ausfällen geführt hat, erwarten wir einen starken Juli und August, dort könnten regional sogar die Vorjahre übertroffen werden."

Grund dafür seien die vielen ausgefallenen Urlaube und die große Anzahl an jährlichen Campern, die ihre Pläne vom Frühjahr, zu Zeiten der Ausgangssperre, auf den Sommer verschoben haben. Außerdem würden sich aufgrund der nach wie vor anhaltenden Coronakrise mehr Menschen als sonst für den Urlaub auf dem Campingplatz entscheiden.

Seit Juni ist das Campen in allen Bundesländern wieder freigegeben. Und bereits im Mai haben sich auf der Camper-Plattform Pincamp , auf der rund 800 Plätze verzeichnet sind, die Buchungen im Vergleich zum Vorjahres-Mai vervierfacht. Auch Günther bestätigt: "Die Sommersaison ist bereits stark gebucht."

Woher kommt das verstärkte Interesse? "Campingurlaub ist im Vergleich zu anderen Urlaubsformen im Hinblick auf potenzielle Infektionsgefahren überdurchschnittlich sicher", behauptet Günther. Die individuelle Anreise im eigenen Fahrzeug sowie das stetige Aufhalten unter freiem Himmel minimierten das Infektionsrisiko. "Außerdem sind ausreichende Abstände durch die Campingplatzverordnungen der Länder gegeben." Die durchschnittliche Größe einer Parzelle beträgt in Deutschland 100 Quadratmeter - es gibt breite Wege.

Für so manchen Camping-Interessierten sind Gemeinschaftswaschräume und Duschanlagen in der Coronakrise allerdings noch ein Gräuel. Campingplätze aber hätten größtenteils schon vor der Pandemie über eine Infrastruktur verfügten, die jetzt dabei hilft, Hygieneschutzbestimmungen zu erfüllen, sagt Günther.

Corona verstärkt den Camping-Boom

Zu der erhöhten Nachfrage aufgrund von Corona kommt der Boom der vergangenen Sommer: Die Campingbranche verzeichnet seit 2014 jährlich Rekordzahlen. 2019 verbuchten die rund 3000 Campingplätze in Deutschland laut Statistischem Bundesamt knapp 36 Millionen Übernachtungen, 8,5 Millionen davon im Juli und August. Zirka 87 Prozent aller Campinggäste waren deutsche Urlauber.

Wer also spontan campen will und auf gut Glück einfach mal losfährt, wird bei Verfügbarkeit zwar einen Platz bekommen, reist aber riskant. Auch deshalb, weil der Urlaub auf einem Campingplatz als vergleichsweise günstige Urlaubsform beliebt ist. Der ADAC hat in einer Rechnung die Durchschnittspreise für eine dreiköpfige Familie ermittelt, etwa 30 Euro werden demnach pro Nacht fällig. In Zeiten von Kurzarbeit und Gehaltseinbußen dürfte dies ein weiteres Argument für den Urlaub im rollenden Heim sein.

Deshalb rät Günther: "Spontan sein ist in der Hauptsaison nie eine gute Idee. Es gilt das Motto: keine Anreise ohne Vorausbuchung."

Anmerkung: In der Bildergalerie haben wir einen Campingplatz fälschlicherweise in Havelberg (Sachsen-Anhalt) verortet. Er liegt allerdings in Havelberge (Mecklenburg-Vorpommern).

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