Tipps für den Campingurlaub So finden Sie im Wohnmobil immer den besten Platz
Am Strand liegen, Sonne tanken und die Natur genießen - danach sehnen sich die meisten Menschen auch in diesem Sommer. Aber viele haben während der Coronakrise keine Lust auf Hotelurlaub im Süden. Wäre jetzt nicht die beste Zeit für einen Wohnmobil-Trip? Man kommt überall hin und kann schnell den Touristenmassen entfliehen.
"Der größte Vorteil ist einfach: Du hast immer alles dabei, du bist total autark und geborgen. Du kannst wirklich immer stehen, wo du möchtest", sagt Reisebloggerin Susanne Flachmann. Sie hat mit ihrem Wohnmobil schon halb Europa durchquert.
Am liebsten fährt sie Richtung Osten; das Baltikum und der Balkan haben es ihr angetan. Aber niemand braucht Tausende Kilometer zu fahren, um sein Urlaubsglück zu finden: "Hamburg hat Wahnsinnsstellplätze, Ostdeutschland ist der Traum. Und auch in Bayern gibt es kleine, süße Plätze, wo du wirklich relativ wild stehst."

Reisebloggerin und Autorin Susanne Flachmann: "Unterwegs kriegst du immer die Hilfe, die du brauchst."
Foto: Susanne FlachmannAnfänger sollten sich vor ihrem ersten Roadtrip mit dem Wohnmobil nicht zu viele Gedanken machen, egal, ob es um das Leeren der Toilette, die Stromversorgung oder Autopannen geht. "Ehrlich gesagt ist auch meine größte Fähigkeit, mit Kfz-Checkern blöd daherzureden. Das kann ich total super. Ich kenn mich da überhaupt nicht aus, und man muss sich auch nicht auskennen", gibt Flachmann zu. "Aber man sollte die Coolness haben, Einheimische anzusprechen. Und in der Regel sind die Leute auf Campingplätzen so hilfsbereit, da hilft dir jeder."
Wie findet man eigentlich die richtige Wohnmobilgröße für sich? Worauf sollte man achten, wenn man sich einen Stellplatz sucht? Und unter welchen Bedingungen ist wildes Campen in Deutschland erlaubt? Auf diese und weitere Fragen antwortet Susanne Flachmann im Ideen-Podcast "Smarter leben".
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[00:00:02] Susanne Flachmann Ich würde sagen, vier Tage bist du total autark. Also, wenn ich einen wahnsinnig schönen Platz finde, wo ich wirklich frei und nach meinen Träumen bin, kann ich da entspannt vier Tage aushalten - vorausgesetzt, ich habe vorher darüber nachgedacht und habe eine leere Toilette und einen vollen Wassertank dabei.
[00:00:21] Lenne Kaffka Ideen für ein besseres Leben haben wir alle. Aber wie setzen wir sie im Alltag um? In diesem Podcast treffen wir jede Woche Menschen, die uns verraten, wie es klappen kann. Willkommen zu Smarter leben. Ich bin Lenne Kaffka und heute skype ich mit Susanne Flachmann.
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[00:01:06] Susanne Flachmann Ich bin Susanne Flachmann. Ich bin seit über sieben Jahren mit meinem Wohnmobil, dem kleinen Van Franz, in der Welt unterwegs und ich fahre am liebsten in den Osten Europas.
[00:01:16] Lenne Kaffka Am Strand liegen, Sonne tanken und die Natur genießen. Danach sehnen sich die meisten Menschen auch in diesem Sommer. Aber viele haben während der Coronakrise keine Lust auf Hotel-Urlaub im Süden. Wäre jetzt nicht die beste Zeit für einen Wohnmobil-Trip? Man hat alles dabei und ist mehr oder weniger autark. Susanne hat mit ihrem Wohnmobil schon halb Europa durchquert, sie hat einen Camping-Führer für Anfänger geschrieben und betreibt mehrere Wohnmobil-Blogs. Mir hat sie verraten, wie man die schönsten Plätze findet und in welchem Land am spießigsten gecampt wird.
[00:01:48] Susanne, seit dieser Woche sind die Reisewarnungen für fast ganz Europa aufgehoben. Aber du wirst trotzdem nicht sofort losfahren können, denn dein Wohnmobil kommt eventuell nicht durch den TÜV - so hab ich es auf Instagram zumindest gelesen. Wirst du dieses Jahr überhaupt noch eine Tour mit deinem Wagen machen können?
[00:02:04] Susanne Flachmann Ein Drama, ich kann es dir sagen! Meine Liebe steht in der Werkstatt und wartet auf meine Entscheidung.
[00:02:11] Lenne Kaffka Du hast dein Post mit den Worten: "Was soll ich tun mit meinem treuen alten Freund?" beendet. Was habt ihr beiden denn schon alles erlebt?
[00:02:18] Susanne Flachmann Mei, der Franz ist tatsächlich nicht nur mein Reisebegleiter, sondern wirklich mein Singstudio, meine Reisebegleitung in Hardcore-Abenteuer-Situationen, mein kleines Nest, mein kleines Wohlfühlhaus. Der ist auf Reisen alles für mich, und deswegen hat er leider einen Namen und leider damit auch eine Seele.
[00:02:39] Lenne Kaffka Wo bist du denn schon überall mit ihm hingefahren?
[00:02:41] Susanne Flachmann Tatsächlich, von ganz Norden, vom Baltikum bis runter in den Balkan, bis rüber in die Ukraine, Russland...
[00:02:49] Lenne Kaffka Was ist denn der Franz für ein Typ? Also, den Namen kenne ich jetzt schon. Was ist das für ein Auto? Wie groß ist Franz? Was kann der so alles?
[00:02:55] Susanne Flachmann Da ist ein ganz, ganz kleiner Van. Der ist unter fünf Metern, also der Kleinste, den es gibt, hat aber Stehhöhe und hat quasi, so kompakt er ist, einen kurzen Radstand und 90 PS und schaut unfassbar gut aus natürlich - ist klar!
[00:03:11] Lenne Kaffka Stehhöhe heißt, du kannst da drin stehen?
[00:03:13] Susanne Flachmann Genau, ich kann drin stehen. Ich habe eine kleine Küche, ich habe eine Toilette, ich habe ein Bett einen Schreibtisch - fertig, mehr brauche ich nicht. Er hat wirklich alles dabei. Ich habe mein Radio dabei, mein Boot dabei, meine Feuerschale dabei. Das Einzige, was ich nicht dabei habe, im Vergleich zu allen anderen, ist eine Dusche, aber auf die kann ich gut verzichten.
[00:03:28] Lenne Kaffka Hast du schon immer so Urlaub gemacht? Oder wie bist du zum Camping gekommen - vor allen Dingen zum Urlauben im Wohnmobil?
[00:03:34] Susanne Flachmann Tatsächlich kenne ich das von meinen Eltern nicht. Die sind so klassische Hotelreisende. Und mein erster Urlaub alleine war...Ich hatte mir damals eine 200er Vespa gekauft, Führerschein gemacht, am nächsten Tag mit der Vespa und Zelt nach Korsika gefahren. Und seitdem kann ich es mir einfach nicht anders vorstellen, als Roadtrips zu machen. Und die Entscheidung zum Wohnmobil war dann tatsächlich mit den Kindern, weil wir beide eben so Roadtrip-Typen sind, eben nicht stehenbleiben können. Da ist es einfach mit dem Wohnmobil Prinzessinnen-mäßig, du hast einfach keine Probleme. Mit dem Zelt ist es halt einfach immer aufwändiger.
[00:04:07] Lenne Kaffka Ah okay, du sagst, Zelten ist aufwendiger. Ich hatte immer das Gefühl, dass so ein Wohnmobil vielleicht ein Stück weit unflexibler ist, weil das ist ja eine ganz schöne Kiste auch. Kommt man damit wirklich überall hin?
[00:04:16] Susanne Flachmann Ich versuche es immer. Mit Schrecken habe ich bei der letzten Tour festgestellt, dass ich tatsächlich nicht überall hinkomme. Da hat es mich leider schlimm erwischt.
[00:04:26] Lenne Kaffka Was ist da passiert?
[00:04:28] Susanne Flachmann Ja, das war eine fiese Situation, weil ich in Albanien größenwahnsinnig mir gedacht habe, ich fahr jetzt mal schnell geradeaus über einen Berg nach Griechenland. Und da habe ich mich so arg schlimm festgefahren, dass ich wirklich keine Chance hatte - weder vorwärts noch rückwärts. Also ich stand zwischen Abhang und Berg eingekeilt, war mittelwitzig.
[00:04:46] Lenne Kaffka Jetzt sitzt du wieder zuhause. Wie bist du aus dieser Situation rausgekommen?
[00:04:50] Susanne Flachmann Ich habe mir zwei Engelchen schicken lassen tatsächlich. Es kamen wirklich so italienische Offroad-Biker, die ich heute noch jeden Tag mit einem Dankesgruß beschicke virtuell, kamen zufällig vorbei und haben mich dann eben rausgezogen.
[00:05:06] Lenne Kaffka Auf so Camping-Trips kann es auch brenzlig werden. Vielleicht sprechen wir da später noch ausführlicher drüber, um nicht gleich alle Menschen zu verschrecken. In diesem Jahr zieht es ja auch die meisten Leute nicht ganz so in die Ferne. Du hast jetzt, glaube ich, gerade Albanien Griechenland genannt. Was sind denn deine Lieblingsecke in der Nähe, in Deutschland? Gibt's da auch was, wo du gerne hin fährst?
[00:05:26] Susanne Flachmann Ich liebe natürlich Ostfriesland. Wahnsinn! Dann liebe ich natürlich die Ostseeküste - unfassbar! Bayern - brauchst du nicht weiter drüber zu reden - ist der totale Traum! Hamburg hat wahnsinns Stellplätze zum Beispiel, also...
[00:05:39] Lenne Kaffka Ich war neulich auch an der Ostsee. Und wenn man da so an den Strand-Promenaden entlang läuft, dann kommt man an einigen Campingplätzen vorbei. Die sind da wirklich alle paar hundert Meter, und die Leute bauen sich da aber eigentlich eher so Reihenhäuser auf Rädern mit allem Drum und Dran auf. Die haben da zum Teil selbst aufgestellte Gartenzäune. Beim Anblick bekomme ich dann schon das Gefühl, dass man eigentlich nirgendwo spießiger campt als in Deutschland. Kann das sein?
[00:06:02] Susanne Flachmann In meiner Erfahrung ist Italien noch weiter vorne. Da hast du zu den Zäunchen, die überall drumgebaut werden, auch die schönen Gartenzwerge, aber eben auch von Platzseite diese Reglementierungen - also Bademützen aufziehen, Laubbläser erst ab 8 Uhr benutzen, solche Geschichten. Also für mich ist Italien noch spießiger. Aber die große Frage ist ja: Was ist spießig? Für die, die es machen, ist es nicht spießig. Für die ist es das Wohlfühlen pur, dass sie ihren Bereich abstecken.
[00:06:32] Lenne Kaffka Genau, aber es ist ja, glaube ich, schon ein bisschen so, dieses am Gewohnten festhalten, wenig Neues erfahren wollen.
[00:06:39] Susanne Flachmann Genau. Immer an den gleichen Platz, immer die gleichen Leute sehen, immer die gleichen Rituale, ist für die das größte mögliche Wohlempfinden. Wir haben ja die Möglichkeit, die wir es vielleicht nicht so haben wollen, in die andere Ecke vom Platz zu gehen.
[00:06:53] Susanne Flachmann Gibt's denn auch unspießige Campingplätze in Deutschland?
[00:06:55] Susanne Flachmann Ja, ganz viele! Ganz viele, ganz tolle! Wirklich nicht in den Hauptgebieten. Also, du brauchst natürlich nicht in Bayern an den Hotspots sein oder an der Ostseeküste entlang. Ost-Deutschland, der Traum, wirklich der Traum! Auch in Bayern gibt's wirklich kleine, süße Plätze, wo du wirklich relativ wild stehst.
[00:07:14] Lenne Kaffka Wie findest du die Campingplätze?
[00:07:16] Susanne Flachmann Ich bin der Typ, der sich treiben lässt. Ich fahr tatsächlich ein ungefähres Ziel an, und wenn dann die Straße rechts von mir hübscher aussieht, dann fahre ich die Straße rechts von mir. Ich fahre nicht gezielt an. Es gibt Apps, zum Beispiel liebe ich sehr die park4night-App, die nehme ich dann in Anspruch, wenn ich sage: "Jetzt ist es vier Uhr, ich möchte mein Feierabendbier und jetzt will ich nur noch zu dem nächstmöglichen Campingplatz" und dann steuere ich den an. Meist habe ich wirklich Glück, dass ich einen ganz tollen finde. Oder ich stolpere drüber und beschließe schon mittags, das ist jetzt der Platz, wo ich bleiben möchte.
[00:07:50] Lenne Kaffka Auf seinem Blog gibst du Tipps zum Leben auf dem Campingplatz. Darin empfiehlst du unter anderem auch auf Nachbarn zu achten, die zu einem passen und nicht zu dicht an anderen zu parken. Hast du schon schlechte Erfahrungen gemacht?
[00:08:02] Susanne Flachmann Ja, klar, hunderte!
[00:08:03] Lenne Kaffka Was war so das Schlimmste?
[00:08:05] Susanne Flachmann Tatsächlich auch in Italien. Das war für mich ein Durchreise-Platz, wo mich die Nachbarn tatsächlich darauf hingewiesen haben, dass ich bitte woanders parken soll, weil ich optisch nicht in diese Reihe passe. Woraufhin ich mich dann in die Ecke gestellt habe, wo die Ganzen - in Anführungszeichen - Freaks stehen, nämlich die ganzen Vans und so weiter und so fort. Und wir wirklich von den Laubbläsern mit Ansage geweckt worden sind, weil wir Hippie-Kommune ja auch mal um sieben Uhr aufstehen müssen. Die hatten halt einfach einen Erziehungsauftrag [lacht].
[00:08:37] Lenne Kaffka Aber woher weißt du denn direkt, wer zu ihr passt? Ist das so ein Bauchgefühl, oder?
[00:08:41] Susanne Flachmann Das macht die Erfahrung. Du siehst Laubbläser, das ist so ein schönes Beispiel, oder die ganz, ganz vielen Grillutensilien, die überdimensionierten Musikboxen. Viele haben tatsächlich eine Leinwand vor ihrem Camper, wo du dann siehst, die gucken dann ein schönes Kinofilmchen an. Auch bei unfassbar viel Kinderspielzeug weißt du, dass du in der Früh um 6 Uhr im trara bist. Also, wenn man sich's aussuchen kann, dann, glaube ich, kriegt man relativ schnell die Übung.
[00:09:11] Lenne Kaffka Worauf sollte man noch achten, wenn man sich einen Stellplatz aussucht? Das sind jetzt einmal die Nachbarn und Lärm, was du da angesprochen hast. Ist auch so etwas wie Schatten, Sonne, Platz, Boden, Begebenheit... Achtest du auf solche Dinge auch?
[00:09:21] Susanne Flachmann Extrem, weil ich da auch schon lustige Erfahrungen gemacht habe. Also es ist sinnvoll, tatsächlich nicht in einer Senke zu stehen, wenn abends das Gewitter angesagt wird. Aber im Endeffekt kannst du ja mit dem Camper überall stehen, weil du bist geschützt von oben und von unten. Aber natürlich klar, wenn ich sage, ich möchte da länger stehen, dann suche ich mir eher ein Schattenplätzchen, als wenn ich bloß schnell in der Durchreise bin. Dann suche ich mir den strandnächsten Platz, das ist überhaupt das Allerwichtigste.
[00:09:50] Lenne Kaffka Wie muss denn der ideale Campingplatz für dich sein?
[00:09:53] Susanne Flachmann Der ideale Campingplatz ist für mich immer an irgendeinem Gewässer mit Aussicht. Ich hab immer die erste Reihe, natürlich. Alles andere ist uninteressant, und ich habe einfach Raum um mich, und ich habe keine Parzellen. Der ideale Platz ist unreglementiert ohne Nummern. Du kommst irgendwie hin, jemand sagt: "Hey, servus, schön, dass du da bist, und suche dir einen Platz aus". Dann hat bei mir jemand schon acht von zehn Platz-Sternchen.
[00:10:19] Lenne Kaffka Könnte man jetzt für diesen Sommer noch so etwas finden, oder es ist schon alles ausgebucht?
[00:10:23] Susanne Flachmann Ich kann es ganz schlecht einschätzen, ehrlich gesagt, weil ich höre natürlich auch nur diesen Wahnsinn, dass jeder immer meint, jetzt dann losfahren zu wollen und in Deutschland zu bleiben. Ich glaube, nach meiner Einschätzung, wenn ich jetzt nach Deutschland fahren würde, würde ich Richtung Osten starten, weil ich glaube, das sind so viele, so tolle Plätze, die sind so entspannt, dass du da auf jeden Fall ein schönen Platz finden wirst. Ich würde nicht an die See fahren, und ich würde nicht nach Bayern fahren, ehrlich gesagt.
[00:10:49] Lenne Kaffka Auf Instagram sehe ich eigentlich aber nur das andere Extrem: Da sind ganz viele Bilder von Wohnmobilen, die ganz einsam in der Natur stehen. Ist so ein wildes Campen überhaupt erlaubt in Deutschland?
[00:11:00] Susanne Flachmann Erlaubt ist es sicherlich als Campen nicht. Was du darfst, was in allen Ländern der Welt erlaubt ist - nach meinem Wissen - ist, dass du quasi zur Wiederherstellung deiner Fahrtüchtigkeit an einer Stelle einfach übernachten kannst. Das heißt, wenn du stehst und keine Campingmöbel draußen hast, deine Markise nicht draußen hast, keinen Grill anschmeißt und sonst was, sondern einfach nur dastehst, um zu übernachten - dann ist es immer erlaubt. Weil dann schläfst du nur, um wieder fahren zu können.
[00:11:28] Lenne Kaffka Dürfte man sowas dann auch in der Stadt machen?
[00:11:30] Susanne Flachmann Ich stehe sehr, sehr oft in der Stadt tatsächlich. Wenn ich irgendwo Sightseeing bin, dann bleibe ich in der Stadt stehen. Ich habe den großen Vorteil, dass mein Auto zwar auffällig genug ist, um zu sehen, dass es ein Camper ist. Aber ich bin so klein, dass ich mich irgendwie verstecken kann, weil ich auf ganz normalen Parkplätzen stehe und damit so unauffällig und unaufdringlich bin, dass es keinen Unterschied macht, ob ich da bin. Bei großen Mobilen, gerade bei diesen riesen Reisemobile, würde ich schon darauf achten, dass man keine Camping-Attitüde hat, dass man da irgendwie keine Plätze wegnimmt in diesen Hotspots, dass man da nicht quer zur Parkrichtung steht, bloß weil dann die Aussicht besser ist oder sowas. Aber erlaubt ist es schon.
[00:12:08] Lenne Kaffka Und das machst du auch in anderen europäischen Ländern so?
[00:12:10] Susanne Flachmann Ja, ich hab noch nie schlechte Erfahrungen gemacht irgendwo.
[00:12:14] Lenne Kaffka Das Traumbild, das ja viele aber im Kopf haben, ist dieser VW-Bus am Strand, vor mir das Meer, um mich herum nur der Sand. Ist sowas auch erlaubt, oder geht da nicht der Naturschutz eigentlich vor?
[00:12:25] Susanne Flachmann Aus meiner persönlichen Sicht geht auf jeden Fall der Naturschutz vor immer, weil wir ja nicht die einzigen auf der Welt sind, die quasi diesen Platz genießen wollen. Und natürlich sind Autoreifen super schädlich. Wenn wir aber jetzt auf irgendeinem Platzhaltepunkt sind, der festen Boden hat, dann stört das den Naturschutz auch nicht, dass wir da stehen. Und natürlich ist es an vielen Stellen inzwischen verboten. In Portugal brauchst du gar nicht mal anfangen, in Spanien sorgen wirklich viele Polizisten dafür, dass du das nicht mehr macht, weil es einfach überhand genommen hat. Wenn man aber außerhalb der Saison an Stellen ist, die nicht so wahnsinnig beliebt sind, dann ist jeder wirklich sehr - hab ich die Erfahrung gemacht - sehr tolerant.
[00:13:11] Lenne Kaffka Ich stelle mir das eigentlich auch total schön vor, so in der Natur zu sein, wenn ich solche Bilder sehe. Aber dann denke ich auch darüber nach, dass ich ja mal aufs Klo muss, dass ich Geschirrspülen will und duschen. Wie machst du das denn unterwegs? Woher bekommst du denn frisches Wasser?
[00:13:25] Susanne Flachmann Ich habe zwei Zehn Liter-Kanister dabei. Das ist mein frisches Wasser zum Waschen und wenn ich mal Geschirr spülen will. Wenn du so ein Bild leben möchtest, dann musst du es mal aushalten, dass du halt mal zwei, drei, vier Tage nicht geduscht bist. Aber in den meisten Ländern kriegst du zum Beispiel bei den Autobahnraststätten super Duschen oder in Schwimmbädern. Manche haben an den Stränden Duschen, die man auch mit Seife benutzen kann, und so weiter. Du findest, wenn du möchtest. Es ist kein Problem. Eine Toilette habe ich dabei.
[00:13:59] Lenne Kaffka Aber so Abwasser und Toilette, die muss man auch mal leeren. Das kannst du nicht einfach in die Natur kippen, oder?
[00:14:04] Susanne Flachmann Nein, das macht man nicht. Aber du bist, ich würde sagen, vier Tage total autark. Also, wenn ich einen wahnsinnig schönen Platz finde, wo ich wirklich frei und nach meinen Träumen bin, kann ich da entspannt vier Tage aushalten - vorausgesetzt, ich habe vorher darüber nachgedacht und hab eine leere Toilette und einen vollen Wassertank dabei. Den Gedanken muss man natürlich haben.
[00:14:27] Lenne Kaffka Und wie sieht es mit Strom aus?
[00:14:29] Susanne Flachmann Das ist ein heißes Thema. Das ist eines meiner Spezialthemen, weil ich da wahnsinnig viel Ärger mit hatte. Ich habe inzwischen für eine autarke Stromversorgung gesorgt. Ich habe eine ganz tolle Brennstoffzelle. Ich hab eine ganz tolle Extra-Batterie, also quasi so ein riesen Power Pack, was man auch mit Solar laden kann.
[00:14:47] Lenne Kaffka Ansonsten, nach ein paar Tagen würdest du einfach wieder ein Campingplatz anfahren, oder wie?
[00:14:50] Susanne Flachmann Genau, musst du machen. Wenn man nicht davor vorgesorgt hat für den Strom, dann reicht so eine normale Board-Batterie im Sommer auch gut einen Tag oder gar zwei Tage - je nachdem, was du brauchst. Und man kann auch ohne Strom leben tatsächlich. Strom brauchen wir zivilisierten Menschen ja eigentlich immer vermeintlich fürs Handy und fürs Laptop. Ich kann dir ehrlich sagen: Ich bin mal drei Wochen im tiefsten Oktober im Baltikum unterwegs gewesen, und ich hatte keine Lichtmaschine und keine Batterie und kein Strom und nix. Und es war wirklich kalt, und es war wirklich dunkel, und es war wirklich schön.
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[00:16:04] Lenne Kaffka Meistens verreist du alleine und auf deinem Blog verrätst du auch, warum: Du suchst die Ruhe, und du versuchst, die Frage nach dem Sinn des Lebens zu beantworten. Was von beiden gelingt ihr denn auf deinen Reisen einfacher?
[00:16:15] Susanne Flachmann Die Kombination ist das Große dabei, weil ich kriege wirklich viel, viel Ruhe, weil ich die Begabung habe, auch auf vollen Campingplätzen meinen eigenen Raum zu gewähren und nach außen auszustrahlen, dass ich unansprechbar bin und damit total in Ruhe gelassen werde. Aber ich habe auch so unfassbar tolle Gespräche, weil du ja mit Menschen zu tun hast, die auf deiner Spur sind. Wenn du auf irgendwelchen Freisteh-Plätzen jemanden zufällig triffst, dann weißt du, das ist quasi auf deiner Spur. Und da kriege ich dann die Antwort nach dem Sinn des Lebens.
[00:16:52] Lenne Kaffka Für mich klingt das ein bisschen paradox, weil alleine sein und den Sinn des Lebens finden, das kann ja nicht ohne Austausch funktionieren. Ist denn nicht auch gerade wenn du alleine fährst, der Austausch und die gegenseitige Hilfe mit anderen Campern und Einheimischen auch total wichtig für diese Art des Reisens?
[00:17:06] Susanne Flachmann Wichtig nicht, weil ich alleine komplett zurechtkomme und eigentlich keine große Hilfe brauche. Aber ja, wenn man alleine unterwegs ist, ist der Kontakt einfach viel schneller da, egal zu wem. Du bist alleine einfach keine Gruppe und wirst viel individueller gesehen und viel persönlicher begrüßt. Wenn du eine Gruppe bist, dann bist du immer uninteressant, weil die sind ja mit sich beschäftigt. Und als Alleinreisenden wirst du sehr schnell und sehr leicht ins Gespräch kommen. Das ist das tolle.
[00:17:36] Lenne Kaffka Man muss mutig sein, um auf so einer Tour alleine Spaß zu haben?
[00:17:39] Susanne Flachmann Nein, ich glaube nicht, dass du mutig sein muss, um alleine unterwegs zu sein. Ich glaube, du musst mutig sein, um alleine loszufahren. Das ist ein großer Unterschied. Weil unterwegs kriegst du immer die Hilfe, die du brauchst. Unterwegs triffst du immer die Leute, die du brauchst oder willst oder suchst. Und es passiert ja nichts anderes, als wenn du zu zweit unterwegs bist. Aber alleine mit dir zurechtzukommen, über Wochen, den Schritt musst du erst mal machen.
[00:18:08] Lenne Kaffka Genau. Das Zurechtkommen mit sich ist ja auch noch einmal ein Punkt. Fühlt es sich aber manchmal auch gefährlich an für dich?
[00:18:13] Susanne Flachmann Natürlich gibt es Situationen, wo ich mich unwohl fühle, in denen ich dann für mich selber regeln muss, ist das nur ein ungutes Gefühl, oder ist es tatsächlich nicht richtig, hier zu sein? Ja, ich habe irgendwann mal angefangen, mir aus solchen Gründen von innen Riegel und Haken zu bauen. Aber ich habe es eigentlich fast nie dran. Es ist immer nur eben - zum Beispiel - genau die Situation: Du stehst irgendwo frei, herrlich, und plötzlich kommen irgendwelche Gestalten. Und du denkst: "Verdammt, ich will hier nicht weg. Es ist gerade so perfekt". Und dann mache ich die hin, weil ich mir denke: "Na, ich fahre jetzt nicht weg".
[00:18:51] Lenne Kaffka Wir haben vorhin schon über deine Situation am Bergabhang gesprochen. Aber bist du auch aufgrund des alleine Reisens in eine brenzlige Situation gekommen, dass du wirklich dich bedroht gefühlt hast?
[00:19:00] Susanne Flachmann Natürlich gibt es immer mal wieder irgendwelche Typen, die dich blöd anreden. Aber die reden mich nicht deswegen an, weil ich alleine unterwegs bin, sondern weil ich halt einfach zufällig alleine des Weges kommen. Ich könnte dort auch wohnen, und die würden mich blöd anquatschen. Ich habe noch nie eine schlechte Erfahrung gemacht, dass ich alleine unterwegs bin. Im Gegenteil: Ich habe tatsächlich viele, viele tolle, gute Erfahrungen gemacht, weil die Leute sehr, sehr beeindruckt sind oder sehr, sehr mütterlich sind oder aufmerksam sind, weil sie sagen: "Ach, guck mal, da ist eine allein, die nehmen wir jetzt mal unter unsere Fittiche".
[00:19:34] Lenne Kaffka Der Vorteil beim alleine Reisen ist ja, dass du ganz allein über deine Route entscheiden kannst. Der Nachteil ist, dass du alles selber planen musst, und du musst auch immer selber fahren. Worauf achtest du, wenn du deine Routen planst?
[00:19:46] Susanne Flachmann Ich plane nicht. Ich habe ein Ziel, das ist meistens bloß eine Himmelsrichtung, und dann fahre ich los. Und das ist natürlich auch dem geschuldet, dass ich sag, ich kann nicht planen, weil ich nicht weiß, wie müde ich bin. Ich mag mich nicht quälen durch die Straßen, wenn ich niemanden habe, der mich unterstützen kann. Wenn ich müde bin, bleibe ich stehen. Wenn ich weiterfahren will, fahre ich weiter. Es gibt keinen Plan, es gibt nur eine Idee.
[00:20:09] Lenne Kaffka Das heißt, du weißt doch nicht, wenn du morgens los fährst, wo du abends schlafen willst?
[00:20:12] Susanne Flachmann Nein, Gott sei Dank, weil sonst wäre es ja langweilig. Ich rede eigentlich nicht von Zielen, die ich ansteuere, sondern bei mir geht es wirklich nur um den Roadtrip. Ich kann auch nicht sagen, ich bin irgendwann mal am Ziel. Gibt's nicht.
[00:20:24] Lenne Kaffka Du sagt schon Roadtrip. Zu einem Roadtrip gehört immer ein Auto oder ein Wohnmobil. Wie gut muss ich mich denn eigentlich mit Autos oder Fahrzeugen auskennen, wenn ich mich auf so einen Trip wagen will?
[00:20:34] Susanne Flachmann Ehrlich gesagt, denken viele, dadurch, dass ich so lange unterwegs bin, mein Auto echt eine alte Kiste ist und ich eben allein unterwegs bin, dass ich echt ein toller Kfz-Checker bin. Ehrlich gesagt, ist meine größte Fähigkeit mit KFZ-Checkern blöd daher zu reden. Das kann ich total super. Ich kenne mich überhaupt nicht aus und man muss sich auch nicht auskennen. Ich glaube daran, dass überall, wo man im Radius ist vom ADAC oder von irgendeinem anderen Club - ist die Hilfe da. Das würde ich auf jeden Fall immer empfehlen, so eine Clubmitgliedschaft macht halt einfach ein wahnsinnig gutes Gefühl. Auf der anderen Seite: Wenn ich irgendwo, keine Ahnung, im Osten von der Türkei bin und der ADAC, meinetwegen, jetzt nicht erreichbar ist oder in Albanien ist es mir gegangen, das ich oftmals einfach kein Netz hatte, dann muss man halt einfach die Coolness haben, den Einheimischen zu fragen oder zu warten, bis eben ein Engel vorbeikommt oder sich selber kreativ befreien.
[00:21:27] Lenne Kaffka Das heißt, du würdest dir weniger ein Basiswissen draufschaffen, um irgendwie mit Pannen klarzukommen, sondern tatsächlich dir einfach klarmachen: Hey, du wirst Leute ansprechen müssen, und du musst ins Gespräch gehen können.
[00:21:38] Susanne Flachmann Ja, aber das ist ja auch der Sinn dabei.
[00:21:40] Lenne Kaffka Sich ein bisschen aus der eigenen Komfortzone raus zu bewegen?
[00:21:42] Susanne Flachmann Ja, es geht beim Wohnmobilfahren oder beim Roadtrip genau darum, dass ich eben sage: Was passiert mir jetzt? Was passiert mir morgen? Wie wunderschön in diesem Moment zu sein! Wie beschissen der Moment jetzt gerade auch ist, er ist toll, weil ich bin auf mich gestellt. Ich bin diejenige, die entscheiden muss oder vielleicht auch zu zweit, wir sind jetzt als Team diejenigen, die die Kraft haben müssen, da jetzt aus dieser blöden Panne rauszukommen. Cool. Und wenn es dann vorbei ist, kriegen wir ein Bier abends extra, weil wir es geschafft haben.
[00:22:11] Lenne Kaffka Ich bin selber noch keinen Wohnwagen gefahren, aber ich bin schon Sprinter und Transporter gefahren, und deswegen weiß ich, dass ist ja anders als in einem Pkw zu sitzen. Der Wagen ist höher und breiter, der Wendekreis ist ein anderer, in der Mitte hast du kein Rückspiegel. Wie viel Fahrpraxis sollte man denn vielleicht schon haben, bevor man sich das erste Mal an so einen Trip traut?
[00:22:29] Susanne Flachmann Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du setzt dich rein und sagst, ich probiere es einfach aus, es wird schon werden. Der Typ bin ich. Und der andere Typ sagt, idealerweise macht man ein Training davor. Und ich würde sagen, mit so einem ganz großen Mobil würde ich nicht ohne vorher zu üben losfahren, weil alleine, wie das Heck hinten ausschwenkt unfassbar schwierig einzuschätzen ist. Auch die Kurvenlage ist zum großen Teil wirklich übungsbedürftig, würde ich sagen. Einen kleinen Kastenwagen, da setzt man sich rein, ist halt mal eine Nummer größer, höher. Den halben Meter, den ich höher sitze, macht das Fahren nur komfortabel. Also, ich glaube, 50 Kilometer und man hat es drauf.
[00:23:10] Lenne Kaffka Bis du am Anfang dann erst einmal eher auf Autobahnen und Landstraßen unterwegs gewesen hast, vielleicht so kleine Straßen gemieden?
[00:23:17] Susanne Flachmann Ja, also, ich hab mich da, wie alle, einfach herangetastet natürlich - erstmal den gemütlichen Teil und dann langsam auf die Schotterstraße.
[00:23:26] Lenne Kaffka Aber: Wenn man im Urlaub dahin will, wo es richtig ruhig und richtig schön ist, dann muss man über Sandwege fahren, da man durch kleine Gassen fahren - geht das mit so einer großen Kiste überhaupt?
[00:23:36] Susanne Flachmann Das ist, glaube ich, auch eine Frage des Mutes. Ich würde es mit einer großen Kiste nicht machen, weil da kommt nämlich kein anderer Bauer daher, der dich einfach mal schnell raus schleppen kann. Oder wie bei mir so ein Jeep, der sagt: "Hey, komm, ich hänge dich mal dran". Es ist die Frage des Wohnens und des Mobilseins - wo ist dein Hauptfokus drauf? Will ich vor allem mobil sein und wirklich an die kleinen Ecken - dann kaufe ich mir was Kleines, hab nicht so viel zu wohnen. Will ich lieber wohnen, dann fahre ich halt nicht an die abgelegensten Ecken.
[00:24:04] Lenne Kaffka Du verzichtest ja auch weitestgehend auf Luxus beim Campen. Auf was würdest du denn niemals verzichten auf einem deiner Trips?
[00:24:10] Susanne Flachmann Ich würde tatsächlich niemals auf die eigene Toilette verzichten. Also, wenn wir jetzt von diesem Camping reden, nicht, weil ich da irgendwie fies vor den anderen bin, sondern weil ich schon so viele Situationen gehabt habe, z.B. beim Freistehen. Das Finde ich einfach nicht in Ordnung, wenn man da die Natur nutzt. Kann man machen mit einem Spaten und so weiter, aber trotzdem greife ich da in die Natur ein. Wenn ich jetzt gerade in so einer Heidelandschaft stehe und da was rumgrabe, finde ich nicht in Ordnung. Auf was ich auf keinen Fall verzichten würde, ist z.B. auch eine Feuerschale. Für mich hat ein Platz wieder 100 Punkte, wenn ich da ein Feuerchen machen kann. Das ist für mich ganz wichtig. Mache ich auch nie in der Natur, weil ich niemandem zeigen will, aha, da stand schonmal jemand und hat ein Feuer gemacht.
[00:24:49] Lenne Kaffka Wenn man sich so ein Campingwagen oder ein Wohnmobil mieten oder kaufen will und wenig Erfahrung hat, dann ist das ja echt schwierig. Weil die Auswahl kann einen fast erschlagen. Da gibts vom kleinen VW-Bus bis zum Eigenheim auf Rädern fast alles. Wie findet man dann für sich selber so die richtige Größe heraus?
[00:25:06] Susanne Flachmann Es gibt verschiedene Kriterien, also beispielsweise, ob ich eine Dusche will oder nicht - eine Dusche dabei ist schon einen Meter länger. Wie viele Schlafplätze brauche ich? Möchte ich es umbauen? Möchte es nicht umbauen? Wenn ich es nicht umbauen will, bin ich schon wieder einen Meter höher, weil ich eben ein Hochbett hab oder einen Alkoven habe. Brauche ich eine Küche innen drinnen, oder reicht es, wenn ich draußen den Kocher hinstelle. Mit einer Küche drinnen habe ich schon wieder anderthalb Meter mehr. Das sind lauter Geschichten, die man selber für sich beantworten kann. Ich hab da mal so eine Art Fragebogen gemacht, die ich auch auf meinem Blog und in mein Buch habe. Da kannst du wirklich sagen: Okay, ich lege Wert auf Kochen, ich lege Wert auf Schlaf, ich lege Wert auf mobil sein, wie auch immer. Daraus errechnet sich das im Endeffekt. Also wenn ich weiß, diese Urlaubsform, das ist genau das, was ich will, dann miete ich mir von klein auf groß in den nächsten Urlauben einfach verschiedenste Modelle, und irgendwann mal macht es schnipp, und ich sage: Das ist wenig genug, aber auch viel genug und damit kann ich gut durch die kleinen Gassen fahren und kann aber trotzdem zum Beispiel auf irgendeinem Parkplatz mit allen Leuten drinnen spontan übernachten.
[00:26:12] Lenne Kaffka Das heißt, du würdest sagen, man kann es einfach vorher nie wissen, man muss es einfach mal austesten und sich herantasten.
[00:26:19] Susanne Flachmann Ja, das ist das Beste.
[00:26:20] Lenne Kaffka Wie ist es denn bei den großen Wohnmobilen? Du hast jetzt schon gesagt, da wird es hier ein Meter länger und da ein Meter höher. Die meisten Leute haben Führerschein Klasse B. Damit kann man bis 3,5 Tonnen fahren. Kann man damit auch die größten Wohnmobile noch fahren?
[00:26:32] Susanne Flachmann Die meisten Wohnmobile sind ja darauf ausgelegt, dass die meisten Leute damit fahren können. Die sind genau in dieser Klasse drinnen. Es gibt auch Wohnmobile, die echt eine Nummer größer sind. Das können die älteren Generationen fahren, die einen größeren Führerschein haben, die also mehr fahren dürfen. Also ich darf zum Beispiel siebeneinhalb Tonnen fahren. Und es gibt aber viele Rentner tatsächlich witzigerweise, die extra diese Bus-Führerscheine machen, diese großen Lkw-Führerschein, nur damit die diese großen...
[00:26:59] Lenne Kaffka wo man auch noch ein Auto reinpacken kann.
[00:27:01] Susanne Flachmann Ja, genau. Das brauchen sie dann, das machen sie dann. Aber die Normalen, diese Standard-Familiendinger für vier Leute mit so einem Alkoven, diese Archetypen von Wohnmobilen, die kann der normale Führerscheinbesitzer fahren.
[00:27:16] Lenne Kaffka Wenn ich mir für so einen Roadtrip oder einen längeren Urlaub, sagen wir mal, für drei bis vier Wochen so ein Wohnmobil mieten will, dann kann ich mir für den Preis ja theoretisch auch gleich eins kaufen, zumindest ein Gebrauchtes. Kein neues.
[00:27:29] Susanne Flachmann Nein, kannst du nicht. Es ist natürlich in der Hauptsaison, unfassbar teuer, weil natürlich weniger Wohnmobile da sind, als Interessenten da sind. Aber ich habe wirklich im Zuge meiner TÜV- Schwierigkeit mal recherchiert, was, wenn ich meinen Franz nicht mehr hab, ich dafür investieren müsste. Es sind unfassbare Preise gerade. Also ich glaube, ich könnte viel mieten, um mir einen neuen zu kaufen.
[00:27:55] Lenne Kaffka Okay, das heißt, aktuell stellt sich die Frage gar nicht mehr?
[00:27:58] Susanne Flachmann Nein, ich meine das jetzt im Moment natürlich auch der falscheste Zeitpunkt, weil alle fahren wollen und jetzt auch noch die Hochreisezeit ist und die Leute wirklich bereit sind, viel Geld zu zahlen. Aber diese Preise, die jetzt gerade da sind, da mietest du doch lieber. Ich hab einen ganz Kleinen, ich habe 170.000 Kilometer. Es ist jetzt dann ein neuer TÜV drauf, wenn ich ihn mir leiste. Unter 10[.000 €] kriegst du nix.
[00:28:22] Lenne Kaffka Und ich meine, die Anschaffung ist das eine - was zahlt man jährlich, wenn man ein Wohnmobil erst mal hat? Da sind ja auch noch weitere Kosten, die dann folgen.
[00:28:30] Susanne Flachmann Das ist teuer, ist echt teuer... Also ich glaube, alleine Steuer zahle ich, glaube ich, 600 Euro. Wie gesagt, ich habe wirklich das Kleinste, was es gibt.
[00:28:37] Lenne Kaffka Heißt das dann, dass sich Campingurlaub im Wohnmobil gerade zum Luxusurlaub entwickelt? Weil die Mietpreise sind ja auch nicht besonders günstig.
[00:28:43] Susanne Flachmann Es ist kein billiges Reisen, aber es ist günstiges Reisen, weil du natürlich trotzdem selber kochst und natürlich nicht immer an teuren Plätzen stehen musst. Du hast deine Wahl natürlich immer noch.
[00:28:56] Lenne Kaffka Für wen würde sich denn dann überhaupt ein Kauf lohnen? Für Leute, die sagen, sie wollen ab sofort immer so einen Urlaub machen, oder wem würden du noch dazu raten?
[00:29:03] Susanne Flachmann Ja, die Leute, die sagen, das ist jetzt meine Wohlfühlzone, in der möchte ich mich jetzt in allen Urlauben bewegen oder die auch sagen, so wie ich, das Wetter ist schön, ich spring rein und bin die nächsten zwei, drei Nächte einfach weg. Ich habe den Vorteil, dass ich von unterwegs arbeiten kann und wirklich es egal ist, ob ich zu Hause sitze oder unterwegs bin. Wenn du die Flexibilität hast und dann Spaß dran hast, an mehreren Wochen einfach mal kurz um die Ecke zu fahren, dann ist das perfekt. Dann würde ich auf jeden Fall kaufen.
[00:29:34] Lenne Kaffka Was sind so die typischen Anfängerfehler? Ist dir am Anfang auch mal was passiert, was schief gegangen ist?
[00:29:41] Susanne Flachmann Frag mich lieber, was nicht schief gegangen ist [lacht]. Ich bin ja der Typ zu sagen, ich habe eine Idee, mache ich und weg. Ich kaufe das Teil, setze mich rein, fahre los und bin weg. Und dann, natürlich platzt mir als erstes der Reifen, und ich denke mir so: Hui, Ersatzreifen, oh, Wagenheber. Keine Ahnung... Oder einen Scheibenwischer, der nicht mehr ausgeht, weil ich nicht weiß, wo der Schalter ist. Oder eben solche Aktionen am Campingplatz, wo ich denke, keine Ahnung, wo man hier Wasser rein füllt oder Wasser ablässt oder wo man das macht. Das kriegt man alles mit. Und in der Regel sind auf den Campingplätzen die Leute so hilfsbereit, dass du als Depp wie ich dahin kommen kannst und sagen kannst: Wo genau lass ich denn bitte hier das Wasser ab? Dann hilft dir jeder.
[00:30:26] Lenne Kaffka Sag mir doch vielleicht mal zum Abschluss: Auch wenn jetzt so eine Reise im Wohnmobil vielleicht nicht mehr wirklich billig ist und es vielleicht auch ein paar Probleme gibt - warum ist das trotzdem für dich einfach besser, so Urlaub zu machen als z.B. mit dem Zelt oder im Appartement?
[00:30:43] Susanne Flachmann Der größte Vorteil ist halt einfach: Du hast immer alles dabei. Du bist total autark. Du bist total geborgen. Du kannst wirklich stehen, wo immer du möchtest. Ob das jetzt in der Stadt ist, auf einem fiesen Platz, auf einem schönen Platz, irgendwo an der Straßenkante, weil du nicht mehr fahren kannst. Du kannst einfach überall sein. Nein, du bist nicht in Gefahr. Du bist geschützt und das ist einfach so schön, eben im Vergleich zum Zelt. Du bist in deinem eigenen Reich und bist einfach dahoam.
[00:31:16] Lenne Kaffka Was man bei so einem Zuhause auf Rädern noch beachten sollte, wie man es richtig packt und wo man es am besten parkt, dazu gibt Susanne Flachmann viele weitere Tipps in ihrem Buch "Cool Camping Wohnmobil". Ideen für Reiserouten und Erfahrungsberichte präsentiert Susanne außerdem auf ihrem Blog der-franz-und-ich.de. Die Links stehen wie immer in den Shownotes zu dieser Episode. Und das war's für heute. Die nächste Folge von Smarter leben gibt's ab kommendem Samstag auf spiegel.de und überall, wo es Podcasts gibt, zum Beispiel bei Spotify oder Apple Podcasts. Bei Anregungen oder Themenvorschläge einfach eine Mail schreiben an smarterleben@spiegel.de. Diesmal wurde ich unterstützt von Philipp Fackler und Yasemin Yüksel. Unsere Musik kommt von audioBOUTIQUE. Tschüss, bis zum nächsten Mal.
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