Selbsttest versus offizieller Test: Bei einem positiven Coronabefund unterscheiden sich die anschließenden Schritte im Urlaubsort teils deutlich
Selbsttest versus offizieller Test: Bei einem positiven Coronabefund unterscheiden sich die anschließenden Schritte im Urlaubsort teils deutlich
Foto: Hauke-Christian Dittrich / DPA / TMN

Unterwegs in den Ferien Was tun bei einem positiven Coronatest im Urlaub?

Von Donnerstag an steht kein Land mehr auf der Liste der Hochrisikogebiete. Eine gute Nachricht für die anstehenden Osterferien. Doch auch im Urlaub kann man sich infizieren: Was dann zu tun ist.

Das Robert Koch-Institut (RKI) hat eine Nachricht verkündet, die vor allem Familien mit ungeimpften Kindern wieder Freiheit beschert: Ab Donnerstag gilt kein Land mehr als Corona-Hochrisikogebiet. Damit sind Einreisen nach Deutschland für alle quarantänefrei möglich – auch für Ungeimpfte. Bisher sind auch Kinder unter zwölf Jahren oft nicht geimpft und konnten der vorgeschriebenen Quarantäne nicht entgehen. Gut für die Urlaubsplanung, denn in Hamburg stehen die Frühjahrsferien und im Rest des Landes die Osterferien im April an.

Zuletzt standen noch 62 Länder und Regionen auf der RKI-Liste, darunter die meisten Nachbarländer Deutschlands. Als Virusvariantengebiet galt und gilt nun keines mehr.

Coronafrei sind damit weder Deutschland noch die Urlaubsländer. Von dieser Woche an werden allerdings nur solche Gebiete als »Hochrisiko« eingestuft, in denen Varianten des Coronavirus verbreitet sind, die eine höhere Virulenz haben als jene, die in Deutschland vorkommen. Auch wenn nun alle bisherigen Hochrisikoeinstufungen aufgehoben wurden, warnte das RKI, dass sich die Situation »weiterhin kurzfristig ändern« kann und wieder Länder auf die Liste kommen.

Nach wie vor können die Inzidenzen in den Urlaubsländern also hoch und eine Infektion mit Sars-CoV-2 auch auf Reisen möglich sein – oder die Ansteckung wird noch von zu Hause mitgebracht. Der Schock dürfte groß sein, wenn der Schnelltest im Urlaub einen zweiten Strich anzeigt oder der offizielle Coronatest im Reiseland belegt: positiv.

Was dann passiert, hängt von verschiedenen Faktoren ab – etwa davon, in welchem Land man sich befindet. Oder wie schwer die Symptome sind. Von Bedeutung ist auch, ob die Reise von einem Veranstalter organisiert wird oder man individuell unterwegs ist. Die wichtigsten Fragen und ihre Antworten:

Wer erfährt von meiner Coronainfektion?

Vom Selbsttest bekommt natürlich niemand automatisch etwas mit. »Geht man aber zu einer Teststation, muss ich damit rechnen, dass das positive Ergebnis den Behörden gemeldet wird. So wie in Deutschland dem Gesundheitsamt«, sagt Thorsten Muth vom Tübinger Unternehmen A3M, einem Dienstleister für Krisen- und Frühwarninformationen für Reisen weltweit.

Einige Länder schreiben einen Test direkt nach der Einreise vor. Fällt dieser positiv aus, sind in der Regel direkt staatliche Stellen darüber informiert. Das ist Muth zufolge etwa in Thailand und Abu Dhabi der Fall.

»Dann muss ich mich eventuell in staatlich überwachte Quarantäne begeben«, sagt Muth. Umgehen oder verkürzen lässt sich diese in der Regel nur durch einen negativen Coronatest. »Hier besteht also das Risiko, den Urlaub zu verpassen.« Oder zumindest einen Teil davon.

Mit einem positiven offiziellen Test während des Urlaubs gehen die Länder laut Muth unterschiedlich um. So habe es in Spanien Hotlines gegeben, die man als Betroffener anrufen sollte, berichtet der Experte. In Portugal sei man von den Behörden kontaktiert worden. Doch wer sich offiziell testen lasse und dabei lediglich seine E-Mail-Adresse angebe, sei für die Behörden meist kaum nachzuverfolgen.

Mit einem positiven Selbsttest falle man »möglicherweise einfach durch das Raster«, vermutet Muth. In manchen Ländern werde Menschen mit Symptomen lediglich dazu geraten, sich selbst zu isolieren. Ein offizieller Test ist oft nicht möglich, wenn die Kapazitäten zur Nachverfolgung aufgrund der großen Fallzahlen nicht ausreichen. Wie man dann mit dem positiven Testergebnis umgehe, sei daher nicht selten eine Gewissensfrage.

Wer kümmert sich bei einem positiven Test um mich?

Viele Reisende mit einem positiven Selbsttestergebnis dürften kaum Kontakt mit Behörden haben. Wer einen Pauschalurlaub gebucht hat, für den ist dann vor allem der Reiseveranstalter verantwortlich.

Die Veranstalter orientieren sich an den Vorgaben des Reiselandes. TUI zum Beispiel bringt nach eigenen Angaben positiv getestete Gäste in der Türkei, Griechenland und Italien in einem speziellen Trakt des Hotels oder einem Quarantänehotel unter. In Spanien, Österreich und Deutschland dagegen könne der Gast zur Quarantäne auf seinem Zimmer verbleiben.

Der Veranstalter Studiosus aus München versichert, man würde betroffene Gäste isolieren und »umfassend betreuen«. »Zum Beispiel schauen wir, dass unser Gast ausreichend Verpflegung bekommt«, sagt Prokurist Edwin Doldi. Auch kümmere man sich um Flugumbuchungen, sollten diese notwendig werden.

Was mache ich, wenn ich individuell unterwegs bin?

»Wir raten natürlich dazu, sich konsequent selbst zu isolieren«, sagt Thorsten Muth. Der Ort dafür sei in der Regel das Hotelzimmer. Wie man dann an sein Essen kommt, ist eine der ersten zu klärenden Fragen, die sich vor allem Familien stellen. »Die Grundversorgung muss gewährleistet sein«, sagt der Experte. Hotels zum Beispiel stellten in der Regel Essen vor die Tür.

Wie lange muss ich offiziell in Quarantäne?

Das ist je nach Land unterschiedlich. Der Trend geht generell zu kürzeren Quarantänezeiten – etwa von vierzehn auf zehn oder sieben Tage. »Schweden und Griechenland haben zum Beispiel nur noch fünf Tage vorgeschrieben«, sagt Muth. »Das macht schon einen großen Unterschied. Wenn ich drei Wochen irgendwo bin, sind 14 Tage Quarantäne krass, aber fünf Tage kann ich aussitzen.«

Kann ich mein Zimmer mit Maske trotzdem zwischendurch verlassen?

Manch ein positiv Getesteter mag sich denken: Auf einem Spaziergang ganz allein gefährde ich niemanden. Und auch bei einem Straßenverkäufer Essen für sich selbst zu holen, wird schon nicht so schlimm sein.

Reisemediziner Thomas Jelinek aus Berlin räumt damit auf: »Sie können jeden anstecken, mit dem Sie in Kontakt sind.« Auch wenn das Risiko einer Übertragung im Freien mit Maske nur sehr gering sein mag, rät Jelinek von Ausnahmen ab: »Sie können sich nie ganz sicher sein, was draußen auf der Straße passiert.« Zu unvorhersehbaren Kontakten kann es immer kommen.

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Das heißt also: Die Selbstisolation wird am besten konsequent eingehalten. Klärungsbedarf mit dem Hotel gibt es, wenn das Zimmer gereinigt wird. Denn dann sollte man sich nicht in dem Raum aufhalten.

Kann ich mich strafbar machen, wenn ich die Quarantäne breche?

Wenn man gegen geltende Auflagen verstößt, durchaus, sagt Thorsten Muth. In den meisten Ländern seien Verstöße gesetzlich geregelt. Und teuer können sie werden. In der Schweiz zum Beispiel kann das Bußgeld für einen Verstoß gegen die Quarantäneauflage bis zu 5000 Franken betragen. Ein hoher Preis für einen kurzen Ausflug in den Supermarkt.

Die Frage ist natürlich, wer von solchen Aktionen etwas mitbekommt. Hier rät Muth jedoch eher zur Vorsicht: »Auch wenn die Quarantäne in manchen Staaten nicht streng kontrolliert wird, können Kontrollen dennoch vorkommen.«

Was mache ich, wenn mein Rückflug ansteht?

Im Zweifelsfall verlängert sich der Urlaub dann unfreiwillig. Das gilt auch für Ungeimpfte, deren obligatorischer Test bei Rückkehr aus einem Hochrisikogebiet positiv ausfällt. Die Extrakosten für neue Flüge und zusätzliche Hotelnächte vor Ort lassen sich mit speziellen Covid-Reiseversicherungen absichern. Veranstalter wie unter anderem TUI bieten solche Absicherungen bis zu einem bestimmten Höchstbetrag bei der Buchung teils inklusive an.

Wie bereite ich mich auf eine ernsthafte Erkrankung vor?

Nicht immer verläuft eine Omikron-Infektion mild. Wird ein Krankenhausaufenthalt nötig, kann es schnell teuer werden. Eine gute Auslandsreisekrankenversicherung, die auch eine Erkrankung mit Corona abdeckt, schützt Urlauberinnen und Urlauber hier vor hohen Kosten.

Wann bin ich nicht mehr ansteckend?

Wichtig ist natürlich, keine Krankheitssymptome mehr zu haben. Und dann ist die Frage: Wann ist der Test endlich negativ? »Man sollte zwei Tage symptomfrei sein, bevor man sich ein weiteres Mal testen lässt«, rät Reisemediziner Jelinek. Dann erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit deutlich, dass der Test negativ ausfällt.

Wichtig dabei: Auch bei einem sehr schwachen zweiten Strich im Ergebnisfeld sei man im Zweifel weiterhin positiv. Generell gilt laut Jelinek: »Man ist in den ersten Tagen der Erkrankung besonders ansteckend.« Im weiteren Verlauf nehme die Viruslast deutlich ab.

Philipp Laage, dpa/abl
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