
Streik der Bahn führt zu Leere am Dresdner Hauptbahnhof: ICE nur noch nach Prag
Foto: Arno Burgi/ dpaDer GDL-Streik wirkt, zwei Drittel der ICE und IC fallen aus. Betroffen sind vor allem Verbindungen aus und nach Ostdeutschland. Hier der Überblick, wo noch Züge fahren und wo kaum noch etwas geht.
Hamburg - Der Bahnstreik schränkt den deutschen Fernverkehr stark ein - vor allem im Osten des Landes. Dort sind die Lokführer stärker in der Gewerkschaft GDL organisiert. Das schlägt sich auch im Ersatzfahrplan nieder, wie ein Vergleich mit dem regulären Fahrplan zeigt. Fahrgäste müssen sich darauf einstellen, häufiger umzusteigen und größere Teile ihrer Reisestrecke mit dem ebenfalls eingeschränkten Regionalverkehr zurückzulegen.
Im Klartext: Rund zwei Drittel der Fernverkehrszüge fallen deutschlandweit aus. So stehen die Züge auf mehreren ICE- und vor allem IC-Strecken komplett still. Außerdem werden die verbleibenden Verbindungen zum Teil seltener als sonst bedient (siehe Grafik unten). Welche Linien in welchem Takt fahren, beschreibt die Bahn in ihrer Streik-Übersicht.
Von den 28 ICE-Linien fallen zwölf komplett aus, darunter die stündliche Verbindung zwischen München und Dortmund. Noch stärker trifft der Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL die IC-/EC-Verbindungen. Auf nur noch drei der 18 Linien fahren Züge.
Durch den Streik fast komplett vom Fernverkehr abgeschnitten
Großstädte wie Berlin, Hamburg, Frankfurt und München sowie große Teile Nordrhein-Westfalens werden auch während des Streiks der Bahn regelmäßig von Fernverkehrszügen angefahren. Auf manchen anderen Strecken fahren nur noch Einzelzüge. Leipzig und Erfurt etwa werden nur noch unregelmäßig bedient.
Einzelne Großstädte sind durch den Bahnstreik sogar komplett vom innerdeutschen Fernverkehr abgeschnitten. In Dresden etwa gibt es nur noch eine IC-Verbindung - nach Prag. Die Verbindung Richtung Köln fällt aus. Auch in anderen Städten, die sonst von ICE und IC angefahren werden, müssen die Menschen erst mit der Regionalbahn oder mit anderen Verkehrsmitteln dorthin fahren, wo es noch Anbindung an den Fernverkehr gibt. Betroffen sind vor allem ostdeutsche Städte wie Halle und Magdeburg.
Der Regionalverkehr ist vom Streik unterschiedlich stark betroffen. In Süddeutschland fallen etwa 60 Prozent der Züge aus, im Norden und Westen 70 Prozent und im Osten bis zu 85 Prozent. Je nach Wohnort kann es also schwierig werden, die nächste Stadt mit Zugang zum Fernverkehr zu erreichen.
Überblick: Der Tarifkonflikt bei der Bahn
Die GDL fordert fünf Prozent mehr Lohn bei kürzeren Arbeitszeiten. Zusammengerechnet ergibt sich eine Steigerung von 15 Prozent. Weselsky will zudem künftig nicht nur Tarife für die rund 19.000 Lokführer aushandeln, sondern auch für die Zugbegleiter und Rangierführer unter den GDL-Mitgliedern. Bislang wurden diese von der Eisenbahn und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vertreten.
Die Bahn bietet eine dreistufige Einkommenserhöhung um fünf Prozent, verteilt auf 30 Monate. Dazu eine Einmalzahlung von rund 325 Euro. Konkurrierende Tarifverträge innerhalb einer Berufsgruppe will der Konzern aber in jedem Fall vermeiden. Die Bahn hatte angeboten, bei Tarifgesprächen künftig parallel mit GDL und EVG zu verhandeln. Sollte dann nur eine Gewerkschaft einem Kompromiss zustimmen, soll dieser auch nur für ihre Mitglieder gelten. Die andere Gewerkschaft soll nach Willen der Bahn dann aber nicht mehr streiken dürfen.
Streiks bei der Deutschen Bahn kosten die Wirtschaft nach Prognose von Forschern schnell einen dreistelligen Millionenbetrag, abhängig von Länge und Intensität. "Bei durchgängigen Streiks von mehr als drei Tagen sind in der Industrie Produktionsunterbrechungen zu erwarten", schreibt das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW). "Die Schäden können dann schnell auf mehr als 100 Millionen Euro pro Tag steigen."