Bahnstreik am Wochenende Lokführer schmettern neues Angebot der Bahn ab

Millionen Bahnfahrern droht der Stillstand: Bis Montagmorgen um 4 Uhr wollen die Lokführer den Zugverkehr in Deutschland lahmlegen: "Wir können keine Rücksicht darauf nehmen, dass Urlaub ist", sagt Gewerkschaftschef Weselsky.
Wartende Fahrgäste im Hauptbahnhof in Berlin: Beeinträchtigungen "systemimmanent"

Wartende Fahrgäste im Hauptbahnhof in Berlin: Beeinträchtigungen "systemimmanent"

Foto: Britta Pedersen/ dpa

Frankfurt am Main - Mitten in der Herbstferienzeit bringt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) die Reisepläne etlicher Bahnkunden durcheinander. Die GDL rief das Zugpersonal der Deutschen Bahn am Freitag für das gesamte Wochenende zu einem 50-stündigen Streik im Fern- und Regionalverkehr auf.

Die Personenzüge sollen ab Samstagmorgen um 2 Uhr bis Montagmorgen um 4 Uhr bundesweit stillstehen, wie die GDL am Freitag in Frankfurt am Main mitteilte. Der Güterverkehr sollte schon ab Freitagnachmittag bestreikt werden.

Die Bahn setzte bereits am Freitagnachmittag einen Ersatzfahrplan in Kraft und wollte versuchen, die Kunden im Nah- und Fernverkehr am Wochenende "mit einem reduzierten Zugangebot" an ihr Ziel zu bringen. Mindestens ein Drittel des Angebots sollte aufrechterhalten werden.

Dennoch müssen nach Angaben des Unternehmens Millionen Reisende mit "massiven Beeinträchtigungen" rechnen. In sieben Bundesländern beginnen am Wochenende die Herbstferien. Außerdem streicht die Bahn wegen des Streiks die Sonderzüge zu Fußballstadien. Einige Bundesligavereine informieren auf ihren Internetseiten über Busse zu ihren Auswärtsspielen oder bieten Mitfahrbörsen an.

Bahn bietet fünf Prozent mehr bis 2016

"Wir können an der Stelle keine Rücksicht darauf nehmen, dass Urlaub ist oder dass etwa die Schulferien zu Ende gehen", sagte GDL-Chef Claus Weselsky dem Sender hr1. Die Mitglieder hätten "keine andere Wahl, als in den Streik zu treten". Es sei "systemimmanent", dass Reisende beeinträchtigt würden, wenn Lokführer und Zugbegleiter streiken.

Die Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Lohn, weniger Überstunden und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei Stunden. In dem Tarifkonflikt geht es aber vor allem um einen Machtkampf zwischen der GDL und der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Sie streiten darüber, wer für welche Mitarbeitergruppe die Verhandlungen führen darf. Die Bahn will konkurrierende Tarifverträge für eine Berufsgruppe vermeiden und fordert klare Zuständigkeiten.

Unter dem Druck des angekündigten Streiks bewegte sich die Deutsche Bahn auf die Gewerkschaft zu und legte ein neues Angebot vor: Dieses sieht eine dreistufige Gehaltserhöhung um fünf Prozent bis Juli 2016 sowie eine Einmalzahlung von rund 325 Euro vor. Zudem bot der Konzern an, zum Abbau von Mehrarbeit im nächsten Jahr 200 zusätzliche Lokführer einzustellen.

Die GDL hält jedoch an ihrem Streik fest, ihr Chef Weselsky nannte die Offerte ein "Scheinangebot". Die Bahn verweigere nach wie vor inhaltliche Verhandlungen für das gesamte Zugpersonal in der GDL, teilte die Gewerkschaft am Freitagabend mit.

Profiteure des Bahnstreiks sind erneut die Fernbusse. Einer der Anbieter, MeinFernbus, kündigte angesichts der gestiegenden Buchungszahlen an, auf Strecken mit hoher Nachfrage zusätzliche und größere Busse einzusetzen. Der Mitbewerber FlixBus rechnete mit dem "besten Wochenende seit Betriebsstart", wie eine Sprecherin der "Bild"-Zeitung vom Samstag sagte.

Alles zum Bahnstreik am 18. und 19. Oktober

Die Lokführer der Deutschen Bahn werden ab Samstag, 2 Uhr bis Montag, 4 Uhr im Personenverkehr streiken. Die wichtigsten Infos für Reisende finden Sie hier.

ade/AFP/dpa
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