Streik der GDL Die Bahn kommt... nicht

Lokführerstreik in Deutschland, mitten in den Herbstferien: Nicht einmal ein Drittel der Fernzüge kann am Wochenende fahren. Die Bahn versucht mit einem Ersatzfahrplan dagegen zu halten - doch vor allem die Großstädte sind weitgehend abgekoppelt.
Streik der GDL: Die Bahn kommt... nicht

Streik der GDL: Die Bahn kommt... nicht

Foto: Michael Probst/ AP/dpa

Berlin - Seit Samstagmorgen um 2 Uhr wird bei der Deutschen Bahn im Personenverkehr wieder gestreikt. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat zu einem 50-stündigen Streik aufgerufen. Bis Montagfrüh um 4 Uhr wollen die Lokführer den Zugverkehr in Deutschland weitgehend lahmlegen.

Bereits am Samstagmorgen verursachte der Streik große Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr. In Berlin, München oder Frankfurt fahren viele S-Bahnen nicht. Ein Ersatzfahrplan sei zwar gut angelaufen, teilte das Unternehmen mit. Trotzdem fahren nach Angaben der Bahn nur etwa 30 Prozent aller ICE- und Intercity-Züge.

Der Ausstand trifft nicht nur Wochenendpendler, sondern auch viele Urlaubsreisende. Denn der Streik fällt mitten in die Herbstferienzeit. In sieben Bundesländern beginnen die Schulferien, in Nordrhein-Westfalen und Thüringen enden sie.

Für Reisende, die wegen des Streiks in der Nacht auf Samstag nicht weiterreisen konnten, stellte die Bahn eigenen Angaben zufolge Schlafwagen in Hamburg, Berlin, Frankfurt und München bereit.

Dass die Lokführergewerkschaft trotz Ferienzeit streikt, sorgte auf Twitter für bissige Kommentare.

GDL-Konkurrenz spricht von "Mitgliederwerbeaktion"

Starke Einschränkungen gibt es nach Bahnangaben auch im Güterverkehr. Besonders betroffen seien die Regionen Halle/Leipzig, Hamburg/Hannover sowie Mannheim, teilte die Bahn mit. Im Güterverkehr wird bereits seit Freitag gestreikt. Das wiederum bereitet Wirtschaftsvertretern Sorge. "Das ist eine riesengroße Verantwortungslosigkeit der GDL", sagte der Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, der "Bild"-Zeitung. "Wenn die Kunden wegbleiben und die Ware nicht ankommt, weil die Bahn nicht fährt, ist das eine absolute Katastrophe für unsere Unternehmen und Beschäftigten."

Am Freitag noch hatte die Bahn ein neues Tarifangebot vorgelegt - ohne Erfolg. Bahn-Vorstand Ulrich Weber kritisierte, die Gewerkschaft bewege sich trotz des jüngsten Tarifangebots "keinen Millimeter". "So kurzfristig und in dieser Dimension sind die Streiks völlig verantwortungslos und an der Grenze zur Irrationalität", sagte Weber der "Bild"-Zeitung.

Die GDL fordert fünf Prozent mehr Lohn und eine kürzere Arbeitszeit. Im Kern allerdings geht es bei dem Tarifstreit um einen Machtkampf zwischen Bahngewerkschaften. Die GDL will künftig bei Tarifverhandlungen auch für Zugbegleiter und andere Bahnmitarbeiter verhandeln, die bislang von der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vertreten werden. Die Bahn will aber keine konkurrierenden Tarifabschlüsse für dieselbe Berufsgruppe.

Der stellvertretende EVG-Vorsitzende Klaus-Dieter Hommel nannte den GDL-Streik eine "Mitgliederwerbeaktion". Der Ausstand diene nicht dazu, Tarifforderungen zu untermauern, sagte Hommel dem Westdeutschen Rundfunk (WDR). "Ich gehe davon aus, dass die Situation leider noch weiter eskalieren wird in den nächsten Tagen."

Der Konkurrenzkampf der beiden Gewerkschaften wirkt sich laut Hommel auch auf die Stimmung zwischen den Kollegen bei der Bahn aus. Unter anderem würden die am Wochenende arbeitenden Kollegen als Streikbrecher diffamiert, obwohl diese arbeiten müssten, weil sie selbst nicht im Arbeitskampf seien, sagte der EVG-Vize. Er habe Drohnachrichten bekommen.

Alles zum Bahnstreik am 18. und 19. Oktober

Die Lokführer der Deutschen Bahn werden ab Samstag, 2 Uhr bis Montag, 4 Uhr im Personenverkehr streiken. Die wichtigsten Infos für Reisende finden Sie hier.

mmq/dpa/Reuters/AFP
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