
Deutschlands schönste Strände: Klützer Winkel an der Ostsee
Ein Motor röhrt, dann bebt das Deck: Nur wenige Minuten braucht die Priwall-Fähre über die 250 Meter breite Trave. Sie gleitet bei Travemünde durch den Fluss, Möwen schreien, es duftet nach Hafen. Dann rumpeln die Autos von Deck, und wir rollen dem Klützer Winkel entgegen, jenem Teil der Lübecker Bucht, der zur DDR gehörte und in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.
Es ist eine dieser wunderbar einsamen Ecken der Republik, wie man sie nur in ihrem Osten findet. Aus Angst, seine Bürger könnten von hier aus in den Westen schwimmen, verbot das DDR-Regime ihnen jahrzehntelang den Zugang zu diesen Stränden. Auch 24 Jahre nach der Wiedervereinigung ist der Kommerz noch nicht eingezogen: An den Stränden im Klützer Winkel gibt es keine Strandkörbe, keine Kurtaxe, keine Eisbuden.
Hier findet man keine Seebrücken, keine Yachthäfen, und in der Nebensaison trifft man kaum auf andere Menschen. Dafür gibt es Dünen und Strandhafer, rundgeschliffene Steine und Muschelbruch. Und mit Algengirlanden umrankten Naturstrand, wie er im Westen, zwischen dem Priwall und Pelzerhaken, lange verschwunden ist. Nicht dass ich etwas gegen die Lübecker Seite der Bucht hätte. Doch Einheimische wie ich sehnen sich gelegentlich nach einem menschenleeren Stückchen Küste.
Wir kurven vom Priwall aus 20 Minuten lang durch ein ländliches Farbspektakel. Im Sommer sind die winzigen Dörfer klinkerrote Flecken zwischen rapsvergoldete Hügeln. Hier und da laufen dunkelgrüne Schneisen durch das Gelb: alte Alleen, die zu Herrenhäusern führen. Oder man radelt nach Verlassen der Fähre eine Stunde lang auf dem ehemaligen Kolonnenweg, wo früher die NVA Patrouille fuhr.
Mein liebster Strand liegt hinter den Schlossgut Groß Schwansee. Hier kann man wunderbar im hellen Sand liegen, das Meer ist kalt, der Wind oft auch. Wer trotzdem ausharrt, wird belohnt. Denn wenn die Sonne hinter dem gegenüberliegenden Ostseeufer untergeht, tauchen ihre letzten Strahlen den Sand in ein herrliches Licht.
Im Blog hin und weg erzählen SPIEGEL-ONLINE-Redakteure und -Autoren von ihren Lieblingsstränden in Deutschland.