

Wenn es um Gourmetführer französischen Ursprungs geht, drängen sich zwei Namen auf: Der Guide Michelin und der Gault Millau. Der Michelin vergibt Sterne, der Gault Millau Punkte, und beides gilt in der Haute Cuisine als höchstmögliche Auszeichnung. Über ein bloßes "Ranking" von Restaurants und Köchen in Listen hinaus hat sich der Gault Millau aber vor allem als oft äußerst bissiger Kritiker profitiert: Seine negativen Urteile und Beschreibungen sind gefürchtet, seine positiven Auszeichnungen dagegen kleine Ritterschläge.
Und die vergibt der Gault Millau nicht nur in den Küchen, sondern auch an Erzeuger und Experten. Seine Weinauszeichnungen für 2017 gab der Verlag schon jetzt bekannt: Sie gehen in diesem Jahr an die Saar, die Nahe und Ahr - und eine ins Bergische Land, nach NRW.
Da arbeitet Marco Franzeli seit drei Jahren als Restaurantchef und Sommelier im Drei-Sterne-Restaurant Vendôme, das als vielleicht bestes Restaurant des Landes gilt. Zum großen Neun-Gänge-Menü präsentiert er neun Weine - die Karte mit den Flaschenweinen hingegen hat er reduziert. Küchenchef Joachim Wissler kocht hochkomplex, was Sommelier Franzelin fordert. Dabei beweise er einen siebten Sinn für Neues in der Weinwelt, meinen die Tester. Seine Weine sind international, weil im Restaurant auch oft an der Hälfte der Tische Englisch gesprochen wird. Franzeli verdiente sich so die Auszeichnung als "Sommelier des Jahres".
Ausgezeichnet wurden auch der Winzer, der Aufsteiger und die "Entdeckung des Jahres": Höchst unterschiedliche Weinpersönlichkeiten, mal Sprosse traditionsreicher Produzentenfamilien, mal innovative Neueinsteiger. Gemein haben sie nur eines: Sie alle bewegen sich nicht sklavisch auf ausgetretenen Pfaden, sondern wagen Neues (siehe Bildergalerie).
Oder auch einmal mutig Altes: Zum Winzer des Jahres wurden Hans-Joachim und seine Tochter Dorothee Zilliken nicht wegen eines trendigen Trockenen, sondern wegen ihres gegentrendigen fruchtigen Weines gekürt. Der Preis wurde am Donnerstag in Mainz vergeben. Die Experten des Weinguide Gault Millau Deutschland hatten mehr als 13.000 Weine von 1200 deutschen Weingütern getestet.
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"Winzer des Jahres": Hans-Joachim Zilliken mit Tochter Dorothee. Die Familie von der Saar betreibt ein seit 1742 bestehendes Traditionshaus, das großes Ansehen genießt. Im vergangenen Jahr gab der Gault Millau dem Weingut Zilliken Forstmeister Geltz die zweithöchste Note, nämlich vier Trauben - in diesem Jahr wurde der Betrieb ganz an die Spitze gewählt. Die Familie bepflanzt elf Hektar ausschließlich mit Rieslingen. Vater und Tochter managen zusammen den Keller, der drei Stockwerke tief in die Erde reicht.
Coole Königin: Julia Bertram war noch vor drei Jahren Deutsche Weinkönigin, nun wird sie als Winzerin und "Entdeckung des Jahres" gewürdigt. Im Weingut in Dernau an der Ahr zeige sie, dass sie ihr theoretisches Wissen auch praktisch umsetzen könne, meint der Gault Millau. 2013 produzierte Bertram ihren ersten Wein im Kleinstertrag, 2014 die erste Weinlinie. Sie setzt auf langlebige Burgunder, die von alten Reben kommen, von Hand gelesen werden und in Holzfässern von Küfern reifen, die sie persönlich kennt. "Es ist schön, dass meine Philosophie durch den Preis bestätigt wird", sagt sie.
Jakob Schneider vom gleichnamigen Weingut ist der "Aufsteiger des Jahres". Das Gut ist seit 1575 in Familienbesitz - viel mehr Tradition geht kaum. Derzeit arbeiten drei Generationen der Familie im Betrieb, Jakob Schneider Junior verantwortet den Ausbau der Weine im Keller - und das preiswürdig, fand die Jury des Gault Millau.