
Menschenleer und gespenstisch: Nachtansichten von Hamburg
Stillleben an der Elbmetropole Hamburg bei Nacht
Wie sieht Hamburg aus, wenn die Partygänger das letzte Glas getrunken haben, die Büroangestellten schon friedlich schlummern und die Geschäfte längst geschlossen sind? Der Fotograf und Art Director Mark Broyer begibt sich auf nächtlichen Streifzug durch seine Heimatstadt.
Seit 2016 durchquert er die Stadtteile St. Pauli, Sternschanze, Neustadt und Altona auf der Suche nach Orten, die Einheimischen vertraut sind, die sie aber meist nicht besonders beachten: ein Fenster des Thalia Theaters, die Pooca-Bar auf dem Hamburger Berg, ein Fotoautomat an der Ecke des Schulterblatts oder ein kleines Hotel an der Stresemannstraße.

Menschenleer und gespenstisch: Nachtansichten von Hamburg
"Ich zeige Orte, die es wahrscheinlich niemals auf eine Postkarte schaffen", sagt Broyer. Die etwas kaputten und schmuddeligen Ecken würden ihn am meisten interessieren. Einzige Einschränkung: "Ich suche meine Motive hauptsächlich im öffentlichen oder halböffentlichen Raum. Reine Wohngebiete versuche ich zu meiden."
Hat er den passenden Ort gefunden, lichtet er ihn in ungewöhnlicher Stimmung ab: Die Straßen sind menschenleer, nur von Mondschein, Leuchtreklame und farbigem Licht erhellt. Da er ohne Blitz fotografiert, braucht er mindestens eine dominante Lichtquelle. Die Nacht wirkt dadurch nicht düster und gefährlich, sondern geisterhaft und atmosphärisch.
Städte können sich zu später Stunde verwandeln: "Straßenecken und Orte, die tagsüber nicht besonders auffallen, wirken auf mich bei Nacht und im richtigen Licht auf einmal wie Filmszenen, die nur auf den Auftritt der Schauspieler warten", sagt Broyer.
Negative Erfahrungen hat Broyer bei zufälligen Begegnungen nachts noch nicht gemacht: "Oft habe ich mich aber gefragt, wie das wohl aussieht, wenn ich irgendwo in einem Hinterhof Mülleimer fotografiere. Doch ich versuche, immer möglichst wenig aufzufallen." Er schießt kurz ein Foto und geht dann schnell weiter.
Broyers Blick auf Hamburg hat sich durch sein Fotoprojekt verwandelt: "Ich fand immer fremde Städte interessanter als meine Heimatstadt. Ich habe aber einfach nicht genau hingeschaut. Jetzt sehe ich hier viele interessante Ecken."