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Fotostrecke: So schön ist Wolfsburg - oder doch nicht?

Foto: Wolfgang_Weihs/ picture-alliance / dpa/dpaweb

ICE hält schon wieder nicht Was hat die Bahn bloß gegen Wolfsburg?

Er fährt schon wieder durch, das darf doch wohl nicht wahr sein: Zum dritten Mal in diesem Jahr ist ein ICE an Wolfsburg vorbeigerauscht. Hat der Staatskonzern etwas gegen die VW-Heimat? Und können Lokführer keine Fahrpläne lesen?

Wolfsburg - Es gibt Orte, die schaffen es eigentlich nie in die Medien. Höchstens dann einmal, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Das wiederum ist nicht gerade imagefördernd. Insofern geht es der Industriestadt Wolfsburg eigentlich ganz gut. Sie kommt meistens in den Wirtschafts- und Sportteilen vor. Und neuerdings auch im Reiseteil.

Häufig wird die Stadt in Verbindung mit Volkswagen genannt, dann ist auf der krampfhaften Suche nach Synonymen vom "Wolfsburger Konzern" die Rede. Und weil es eben diesem Wolfsburger Konzern ganz gut geht, und er außerdem in ein paar Jahren der größte Autobauer der Welt sein will, sind die Nachrichten aus der Wirtschaft in der Regel gar nicht so schlecht.

Tu felix Wolfsburg, könnte man meinen. Zumal der Ort früher "Stadt des KdF-Wagens" hieß - was rein historisch betrachtet auch irgendwie suboptimal ist.

Durchwachsener sieht es allerdings schon im Bereich Sport aus. Der VfL Wolfsburg - in der Hand von Volkswagen und Felix Magath - wurde 2009 Deutscher Meister, steht aber nicht im Verdacht, allzu bald mit dem Synonym "Rekordmeister" bedacht werden zu müssen. Der Verein für Leibesübungen gehört in dieser Saison bislang eher zu den Underperformern. Bis zur Weltspitze ist es also noch weit. Immerhin kann sich der VfL Wolfsburg rühmen, nach Hannover 96 derzeit die zweitbeste Fußballmannschaft Niedersachsens zu sein.

Ausgerechnet Stendal

Tja, und dann gibt es da noch diese Vorfälle, die unter die Kategorie Reise fallen, am Selbstwertgefühl der Wolfsburger kratzen - und sogar dazu führen, dass in anderen hippen Metropolen wie Braunschweig, Magdeburg oder Pforzheim ein gewisses Gefühl von Häme entsteht. Fast schon regelmäßig rauscht ein ICE der Deutschen Bahn durch den Wolfsburger Bahnhof, obwohl es laut Fahrplan heißen müsste: "Aua näxt Schtopp is Wolfsburg, jur Konnäktschens ar Ritschenäl Äxpräs tu..."

Mindestens zwei Mal ist das in diesem Jahr bereits passiert. Bis Samstag. Da brauste schon wieder ein ICE einfach durch den Bahnhof durch - gen wilden Osten. Eigentlich hätte der Zug, der von München nach Berlin unterwegs war, um kurz vor 18 Uhr in der 120.000-Einwohner-Stadt halten sollen. Die Fahrgäste mussten von einem Ort namens Stendal per Bus zurückgefahren werden. Ihren persönlichen Ziel- und Endbahnhof erreichten sie mit anderthalb Stunden Verspätung.

Dass die Passagiere den Zug ausgerechnet in Stendal verlassen mussten, entbehrt wiederum nicht einer gewissen Komik. Dort halten zwar viele ICEs, allerdings nutzt in der Regel kaum jemand die Gelegenheit auch zum Ein- oder Aussteigen.

Routine im 'tschuldigung-Sagen

Weil die Bahn zu einem serviceorientierten Unternehmen mutiert ist - oder sich, je nach Sichtweise, noch in der Mutationsphase befindet -, hat sie sich natürlich sofort ganz doll bei den entschleunigten Wolfsburg-Fahrern entschuldigt. Schließlich hat der Staatskonzern bei wenigen Dingen so viel Routine wie beim 'tschuldigung-Sagen. Wenn man der Bahn eins nicht vorwerfen kann, dann dass Sorry Seems To Be The Hardest Word - Entschuldigung das schwierigste Wort zu sein scheint.

Das überfällige "Tut uns wirklich Leid" an die Stadt wird sicherlich bald folgen. Von einem begleitenden "Soll nicht wieder vorkommen" ist allerdings dringend abzuraten. Zumindest, wenn die Bahn aus Erfahrung klug werden will. Nach dem inzwischen vorletzten "Wir halten dann einfach mal nicht" hatte der Konzern bereits hoch und heilig versprochen, man wolle den Stopp wirklich nicht mehr vergessen. Der VfL Wolfsburg hatte Lokführern sogar Freikarten für ein Bundesliga-Heimspiel angeboten. Nun gut: siehe oben.

Die Bahn will - auch das gehört heute zur Routine der Krisenkommunikation - den Vorfall selbstverständlich aufklären. So richtig erklären konnte am Sonntag niemand, warum ein ICE an einem Bahnhof einfach nicht hält. Festzustehen scheint aber: Es dürfte sich um menschliches Versagen handeln. Was ja auch irgendwie beruhigend ist.

Entweder hat der Zugchef den Halt im richtigen Fahrplan übersehen. Oder ein Kollege hat ihm einen falschen Fahrplan ausgedruckt und auf den Bordcomputer gespielt.

Fortsetzung folgt.

böl
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