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Winterurlaub in der Juhe: Familie intensiv

Foto: Deutsches Jugendherbergswerk

Winterurlaub in der Jugendherberge Vom Stockbett auf die Piste

Man kann luxuriöser Winterurlaub machen als in einer Jugendherberge. Und wenn man gut plant, auch günstiger. Arne Ulbricht erklärt, warum er mit seinen Kindern trotzdem gerne im Mehrbettzimmer übernachtet.

"Lecker, heute Abend gibt es Nudeln!", ruft meine Tochter, die schon den Speiseplan studiert, während ich am Empfang erst noch meinen Jugendherbergsausweis abgebe. Wir sind gerade angekommen in Garmisch-Partenkirchen. Auch mein Sohn, Vegetarier und immer genervt, wenn es für ihn nichts Passendes gibt, ist happy. "Es gibt nicht nur Bolognese, sondern auch Tomatensoße." Für meine Kinder, 10 und 14 Jahre alt, hat der Urlaub schon gut begonnen, bevor wir überhaupt unser Zimmer bezogen haben.

Wenig später kommen wir den verschneiten Bergen schon ziemlich nah. Von unserem Zimmerfenster aus blicken wir auf die Alpen. "Wo ist die Zugspitze?", will meine Tochter wissen. "Da!", sagt mein Sohn und zeigt auf einen Gipfel. "Nein, das ist die Alpspitze!", sage ich. Und so stehen wir drei da und freuen uns über das, was nun vor uns liegt: fünf Tage Skiurlaub.

Und der beginnt mit einem Jugendherbergs-Klassiker: Die Stockbetten müssen bezogen werden. Von uns. "Papa, machst du...?" "Nein!" "Na gut." Den Kampf mit dem Bettbezug muss jeder aus unserer Reisegruppe selbst angehen.

Wie bei Harry Potter

"Pistengaudi im Pulverschnee"   - lautet das winterliche Versprechen einiger bayrischer Jugendherbergen. Auch das Haus in Garmisch hat ein Programm für Schneebegeisterte. "Och Mann…, so früh aufstehen!", jault meine Tochter, als sie erfährt, dass wir am nächsten Morgen um 7 Uhr aus den Federn müssen, um den kostenlosen Skibus um 8.15 Uhr zu bekommen. Als wir dann aber mit den anderen Familien im Bus sitzen, ist sie wieder versöhnt. Immerhin geht es jetzt los auf die Piste.

Die Skigebiete in Garmisch sind ideal für Fortgeschrittene und Anfänger - meine Kinder stehen erst zum zweiten Mal in ihrem Leben auf Skiern: Der Skibus fährt zum Beispiel zum Hausberg. Die Talabfahrt war in diesem Jahr für meine Kinder noch zu schwer. Schneesicher und fast immer sonnig ist es auf der Zugspitze, auf der wir nur gerodelt sind. Auch mit der Kreuzeck- und Alpspitzbahn gelangt man auf Pisten.

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Winterurlaub in der Juhe: Familie intensiv

Foto: Deutsches Jugendherbergswerk

Pech hingegen haben wir mit der Fackelwanderung aus dem Familienprogramm der Jugendherberge, die wegen einer Sturmwarnung ausfällt. Also erinnern wir uns an die Tour im vergangenen Jahr. Bei minus 15 Grad sind wir durch die weiße stille Neuschneelandschaft zu Burgruine Werdenfels gestapft. "Wie bei Harry Potter!", sagte meine Tochter, als wir damals im Kerzenschein die Ruine entdeckten.

Jetzt laufen meine Kinder los, um zu sehen, was wir statt Fackelwanderung zusammen machen können. "Lass uns schauen, ob wir uns Dartpfeile ausleihen können!" Können wir nicht, sind schon ausgeliehen. "Dann lass uns Tischtennis spielen!" Können wir auch nicht, beide Platten sind besetzt. "Dann lass und etwas anderes spielen!"

Das können wir. Und entscheiden uns aus dem Stapel Gesellschaftsspiele für die Siedler von Catan. Wer denkt "Wie öde!", der hat schon lange nicht mehr mit seinen Kindern um einen Tisch gesessen und gewürfelt, gelacht und geflucht. Am Nachbartisch zur Rechten wird Lotti Karotti gespielt - eines unserer früheren Spiele, gemeinsam erinnern wir uns daran. Am Tisch zu unserer Linken spielt eine Familie das Kartenspiel Uno. Schnell kommen wir mit den anderen Gästen ins Gespräch.

Auf engstem Raum zusammen

Ein Slogan, mit dem Winter-Jugendherbergen werben, lautet übrigens: "Günstiger Skiurlaub!" Nein, das stimmt so nicht. Wir haben zu dritt für fünf Nächte mit Vollpension mehr als 800 Euro bezahlt. Skikurs nicht inklusive. Zum gleichen Preis hätten wir auch eine Ferienwohnung mieten können. Wollte ich aber nicht, denn: In Jugendherbergen ist man mit seinen Kindern in einem spartanisch eingerichteten Zimmer (kein Fernseher, und das WLAN funktioniert nur in der Lobby wirklich gut) auf engstem Raum zusammen. Deshalb reisen wir öfters in Jugendherbergen. Obwohl wir in den ersten Nächten meist nicht gut schlafen. Dafür erleben wir uns so intensiv wie im Alltag oft eben nicht.

"Papa, schläfst du schon?", fragt meine Tochter, als wir das Licht in unserem Zimmer längst gelöscht haben. "Nein." "Ich auch nicht", sagt mein Sohn. "Warst du früher eigentlich mit Oma und Opa auch in der Jugendherberge?", will meine Tochter wissen. "Nein. Aber mit meinem Bruder habe ich vor 30 Jahren eine Radtour gemacht." Und dann erzähle ich, wie wir 1987 von Kiel nach München geradelt sind und in 20 verschiedenen Jugendherbergen in Schlafräumen oder Achtbettzimmern übernachtet haben. Und dass ich mir damals gewiss nicht hätte vorstellen können, später jemals mit meinen eigenen Kindern so zu urlauben.

"So, jetzt lasst uns endlich versuchen zu schlafen. Morgen klingelt um sieben der Wecker!", sage ich irgendwann. Aber die Kinder reagieren nicht mehr. Sie sind eingeschlafen.

Zur Person
Foto: Daniel Schmitt

Arne Ulbricht, 50, Lehrer in Teilzeit und Autor, ist oft mit seinen Kindern unterwegs, während seine Frau arbeitet und Geld verdient. Sein aktueller Roman »Aulaskimo« handelt von zwei Kindern, die mitten in Berlin verschwinden – mehr Informationen gibt es auf seiner Website .

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