MSC »Musica« und »Mein Schiff 4« in Genua (August): Mit der Omikron-Variante werden Regeln verschärft
MSC »Musica« und »Mein Schiff 4« in Genua (August): Mit der Omikron-Variante werden Regeln verschärft
Foto: Drotfitsch / picture alliance / Eibner-Pressefoto

Kreuzfahrten über die Feiertage Geimpft, geboostert, getestet? Gefrustet!

Die kleine Flucht aufs Schiff – gelingt sie zu den Feiertagen? Erneut hat das Coronavirus zu Kreuzfahrt-Absagen und Umplanungen geführt – und zu verschärften Zutrittsbedingungen. Das sind die Regeln für die Passagiere.
Von Antje Blinda

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Vor Weihnachten noch einmal eine Auszeit nehmen und vor den Kanaren kreuzen? Für etwa 300 Gäste der »Mein Schiff 4« von TUI Cruises ist der Traum geplatzt – zumindest ein Teil davon. Da am vergangenen Wochenende zunächst vier Fälle von Coronainfektionen an Bord festgestellt wurden, sah das Sicherheitsprotokoll der Hamburger Reederei vor, dass alle Gäste in Gran Canaria von Bord mussten. Auch jene, die eigentlich noch gerne eine Woche weitergeschippert wären.

Die infizierten Gäste wiesen keine oder leichte Symptome auf, teilte TUI Cruises mit. Auch die Kreuzfahrer auf der »Symphony of the Seas« kamen nach Angaben der Reederei Royal Caribbean glimpflich davon. Auf dem weltweit größten Kreuzfahrtschiff waren vergangene Woche 6091 Passagiere in der Karibik unterwegs – mindestens 48 von ihnen wurden am Montag am Ausschiffungshafen Miami positiv getestet. Laut der Reederei waren diese annähernd alle geimpft, für alle über zwölf Jahre bestand eine Impf- und Testpflicht.

In der Coronakrise sind das keine überraschenden Nachrichten. Wie bei jedem Konzert-, Kino-, Theaterbesuch, bei jeder Bahn- oder Busfahrt zu Verwandten oder in den Urlaub – das Risiko einer Coronainfektion besteht auch in der Freizeit und im Urlaub. Umso mehr, seitdem sich die Omikron-Variante rasant durchsetzt.

Von der Teilnahme an Kreuzfahrten rät das Auswärtige Amt  allerdings seit Mitte November generell ab: »Es besteht das Risiko, dass im Falle eines Covid-19-Ausbruchs an Bord – auch unter geimpften Reisenden – von den zuständigen Behörden im Ausland eine mehrtägige Schiffsquarantäne verhängt wird. Ein zeitnaher Rücktransport nach Deutschland wäre ausgeschlossen.«

Ausgenommen von der Warnung sind lediglich Kreuzfahrten auf »Schiffen mit spezifischen Hygienekonzepten, deren Reise in einem Hafen in Deutschland beginnt und ohne ein Anlegen in einem ausländischen Hafen wieder in einem Hafen in Deutschland endet«.

1G plus, 2G plus, 3G erweitert

Die Kreuzfahrt-Reedereien haben längst ausgefeilte Hygiene- und Sicherheitskonzepte für ihre Flotten eingeführt und versuchen mit unterschiedlich scharfen Vorgaben an die Kunden, das Virus nicht an Bord zu lassen – eine Balance zwischen Wirtschaftlichkeit und Sicherheit: Sind die Regeln zu streng, wollen weniger Urlauber an Bord. Sind sie zu lax, steigt die Infektionsgefahr. Ungeimpfte allerdings finden kaum noch Schiffe für ihre Kreuzfahrt-Auszeit.

  • TUI Cruises machte bisher eine Impfpflicht für Passagiere auf den meisten Schiffen der Flotte  zur Bedingung, um an Bord gehen zu dürfen. Die Altersbegrenzung richtete das Unternehmen an den Ländervorgaben aus. Auf der »Mein Schiff 4« allerdings, die vor den Kanaren unterwegs ist, gilt zurzeit das 3G-Modell, also dürfen auch Ungeimpfte an Bord. Alle Gäste aber – unabhängig von ihrem Impfstatus – müssten vor der Reise doppelt negativ getestet sein, so die Reederei. Inzwischen liege die Impfquote bei den erwachsenen Passagieren bei 95 Prozent.

  • MSC Cruises schreibt  1G plus und 2G plus vor, so genügt bei Mittelmeerfahrten auch eine Genesung plus Test.

  • Aida Cruises forderte von seinen Kunden  – auch genesenen – schon länger die vollständige Impfung vor Fahrtantritt, einen Antigen- beziehungsweise PCR-Test ein bis drei Tage vor dem Check-in und meist noch einen PCR-Test beim Check-in.

  • Und das Hygienekonzept der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd Cruises  sieht »den vollständigen Impfschutz sowie zusätzliche Tests aller Personen an Bord vor und während der Reise« vor.

Die Omikron-Variante gefährdet das gerade erst wieder Schwung aufnehmende Geschäft: Das Winterziel Südafrika sowie Großbritannien gelangten als Virusvariantengebiet auf die Liste des Robert Koch-Instituts (RKI). Frankreich und Norwegen gelten seit Montag als Hochrisikogebiete, die Niederlande seit einem Monat. Nach massivem Infektionsanstieg verschärften die Länder zuletzt die Anforderungen an Schiffsgäste, die Reedereien müssen ihre Routen wieder einmal anpassen.

Lockdown hier, Booster-Pflicht dort

Getroffen hat dies zurzeit vor allem MSC Cruises. Mitte Dezember setzte die Reederei mit Sitz im Schweizer Genf zunächst die Südafrika-Kreuzfahrten bis 8. Januar aus. Am Sonntag wurde kurzfristig eine Abfahrt der MSC »Magnifica« ab Hamburg abgesagt – die Kunden befanden sich zum Teil schon an Bord und noch im Check-in –, und die Reiseroute »Europäische Metropolen« ist bis 15. Januar 2022 eingestellt.

»Aufgrund der neuen Virusvariante Omikron wurden in weiten Teilen Europas weitgehende Einschränkungen angekündigt«, so das Unternehmen in einem Brief an die an Land stehengelassenen Kunden. Grund für die Absage sei unter anderem der gerade verhängte Lockdown bis zum 14. Januar in den Niederlanden: »Nicht lebensnotwendige Geschäfte, Friseure und Restaurants müssen schließen somit auch die Häfen für den touristischen Reiseverkehr.« Angelaufen werden dürften die Häfen zwar, aber Landausflüge für die MSC-Gäste könnten nicht stattfinden.

Wie MSC Cruises passte auch Hapag-Lloyd Cruises das Routing einer »Europa 2«-Reise um Südafrika an. Anfang Dezember endete die erste Fahrt von Namibia nach Kapstadt gleich damit, dass Passagiere dort keinen Landausflug machen konnten und künftige Stopps in der Region am Kap aus dem Programm gestrichen wurden. Der Zielhafen Mauritius wird direkt angesteuert.

Auch Aida Cruises musste aktuell eine Tour umrouten: Da EU-Bürger im britischen Southampton nicht mehr an Land dürfen, geht die Fahrt stattdessen jetzt nach Cherbourg in Frankreich, wie Pressesprecher Hansjörg Kunze sagte. Frankreich wiederum fordert seit einer Woche von allen Landgängern über 65 Jahre die Boosterimpfung, was laut Kunze streng von den Behörden kontrolliert wird.

Noch restriktiver sind schon länger die Vorschriften in karibischen und arabischen Ländern. Dort dürfen nur Geimpfte an Bord, was ungeimpfte Kinder ausschließt und bisher zu Adults-only-Fahrten auf Aida-Schiffen führte. Mit der Freigabe der Impfstoffe an ab Fünfjährige wird sich das jetzt wohl ändern. Ab Dubai müssen sogar Genesene einen doppelten Impfschutz vorweisen.

Mit dem Beginn der erwarteten fünften Coronawelle werden wohl noch weitere Einschränkungen auf die Kreuzfahrt-Reedereien und ihre Gäste zukommen. TUI Cruises hat als Reaktion auf die Omikron-Variante die Vorgaben verschärft: Ab dem 23. Februar dürfen auch auf der »Mein Schiff 4« nur noch vollständig Geimpfte mitfahren, die einen negativen Test vorweisen müssen. Zudem wird die Altersgrenze für die Impfpflicht auf zwölf Jahre gesenkt.

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