Neue Fähre für Spiekeroog Urlauber wollen sich nicht mehr nach Gezeiten richten

»WattnExpress« in Fahrt: Schneller nach Spiekeroog
Foto: Nordseebad Spiekeroog GmbHWer sich bisher auf den Weg zu einer der ostfriesischen Inseln machte, musste den Fahrplan der Fähren genau studieren – denn der richtet sich nach den Gezeiten im Wattenmeer und manchmal nach dem Wetter. Etwas mühsam, aber schon ein Vorgeschmack auf einen Nordseeurlaub, der von Ebbe und Flut strukturiert wird.
Seit Montag kann zumindest Spiekeroog weitgehend unabhängig von den Gezeiten erreicht werden. Eine neue Fähre mit nur wenig Tiefgang nahm den Betrieb auf, wie eine Sprecherin der Nordseebad Spiekeroog GmbH sagte. An Bord der »WattnExpress«, auf der bis zu 50 Passagiere Platz finden, waren bei der ersten von zwei Abfahrten am Morgen ab Neuharlingersiel am Festland etwa 30 Fahrgäste. Am Nachmittag sollten weitere Abfahrten folgen.
Im flachen Wattenmeer verkehren die größeren Passagierfähren zu den Inseln Wangerooge, Spiekeroog, Baltrum und Juist aufgrund des sich ändernden Wasserpegels stets zu unterschiedlichen Zeiten. Der »WattnExpress« mit nur 70 Zentimeter Tiefgang soll künftig unabhängig von der Tide zu festen Abfahrtszeiten zwischen Spiekeroog und Neuharlingersiel an sieben Tagen in der Woche verkehren. Geplant sind Abfahrten in den Zeitfenstern zwischen 7 und 9 Uhr, 12 und 14 Uhr sowie 15 und 18 Uhr.
Außerdem soll das zusätzliche Angebot auch die Fahrzeiten verkürzen. Mit der Schnellfähre dauert eine Überfahrt knapp 20 Minuten, statt bislang rund 45 Minuten. Für die schnellere Beförderung wird ein Fahrpreisaufschlag von rund fünf Euro erhoben.
Allerdings machte die Natur den Planern schon am ersten Betriebstag einen Strich durch die Rechnung. Aufgrund von Sturmmeldungen für die Mittagsstunden fielen eine Abfahrt vom Festland und eine von der Insel aus. Und auch »am Mittwoch 1.2. kann es aufgrund der gemeldeten Sturmwarnungen (Böen bis 9/10 bft) zu Fahrplanänderungen kommen«, teilte die Linie auf ihrer Website mit.
Ursächlich für die Entscheidung zum Bau einer nahezu tideunabhängigen Schnellfähre sei das geänderte Nachfrageverhalten der Kundinnen und Kunden, die deutlich flexibler an- und abreisen möchten, sagte Ansgar Ohmes, Geschäftsführer der Nordseebad Spiekeroog GmbH, die den Fährverkehr zu der Insel betreibt.
Insulaner, Urlaubsgäste und Handwerker seien immer weniger bereit, sich bei ihren Reisen nach dem Rhythmus der Gezeiten zu richten. Dies zeige auch das »erhebliche Wachstum« im Bereich der sogenannten Wassertaxis in den vergangenen Jahren, sagte Ohmes. Die Zahl dieser kleinen Schnellfähren und deren tägliche Abfahrten zu mehreren Ostfriesischen Inseln nahm zuletzt deutlich zu.
Den neuen Liniendienst mit dem »WattnExpress« hatte Spiekeroog eigentlich bereits für die Urlaubsgäste zu Weihnachten und Neujahr eingeplant. Für zwei Pontons, an denen die Fähre in den Häfen anlegt, fehlte jedoch eine Genehmigung für den Schwertransport vom Werk bis zum Anleger. Vergangene Woche konnten die Pontons nun nach Neuharlingersiel geliefert und installiert werden.
»Sterneninsel« mit wenig Lichtverschmutzung

Dünen von Spiekeroog
Foto: Jochen Tack / Jochen Tack / IMAGODie autofreie Insel Spiekeroog liegt zwischen Langeoog und Wangerooge und ist nur gut 18 Quadratkilometer groß. Im August 2021 wurde sie zusammen mit Pellworm zur Sterneninsel erklärt. Dahinter steht die US-Nichtregierungsorganisaton International Dark-Sky Association (IDA), die in Deutschland auch weitere Regionen etwa in Brandenburg oder Nordrhein-Westfalen zu Sternenparks ausgewiesen hat. An diesen Orten gibt es so wenig künstliches Licht und damit so wenig Lichtverschmutzung wie sonst kaum im Land.
Die Gemeinde hat dafür auch einiges getan. Der damalige Bürgermeister etwa programmierte die Lichtstärke öffentlicher Leuchten um oder erneuerte Lampen. Drei sogenannte Himmelsbeobachtungsplätze wurden auf der Insel eingerichtet: ein »Lichtort«, ein »Dunkelort« und ein »Sternenkieker-Ort«. Besonders gut lässt sich der nächtliche Sternenhimmel im Frühling und Herbst beobachten.