Angeblicher Sexismus bei russischer Fluglinie Aeroflot "Passagiere zahlen für gutes Aussehen"

Wer zu alt oder zu dick ist, wird schlechter bezahlt: Diesen Vorwurf erheben Flugbegleiterinnen gegen Aeroflot. Vertreter der Fluglinie sollen die Diskriminierung laut einem Medienbericht nun öffentlich bestätigt haben.
Aeroflot-Maschine in Moskau

Aeroflot-Maschine in Moskau

Foto: © Alexander Demianchuk / Reuter/ REUTERS

Die russische Fluglinie Aeroflot steht seit einigen Monaten wegen Sexismusvorwürfen in der Kritik. Zwei Mitarbeiterinnen werfen dem Unternehmen vor, es zahle Flugbegleiterinnen weniger Gehalt, wenn diese aus Managementsicht zu alt oder zu dick seien.

Auf einer Pressekonferenz in Moskau haben Vertreter der Fluggesellschaft laut "Guardian" die Diskriminierung am Dienstag nun erstmals indirekt bestätigt.

"Aeroflot ist eine Premium-Airline, und unsere Fluggäste zahlen auch für gutes Aussehen unserer Mitarbeiter", zitiert die britische Zeitung Pavel Danilin, einen Repräsentanten der Fluglinie. Laut einer Umfrage würden "92 Prozent unserer Passagiere Stewardessen in gut sitzender Kleidung sehen wollen".

Ein weiterer Aeroflot-Vertreter, Nikita Krichevsky, wird mit den Worten zitiert, die Mitarbeiterinnen sollten sich freuen, dass das Unternehmen um die Gesundheit der Angestellten besorgt ist. Das niedrigere Einkommen sei ein Anreiz, Gewicht zu verlieren.

Laut "Guardian" sind etwa 600 Mitarbeiterinnen betroffen, eine davon ist die 41 Jahre alte Jewgenia Magurina. Ihren Angaben zufolge richten sich die Sanktionen gegen alle Flugbegleiterinnen über 40 Jahre und gegen diejenigen mit einer Kleidergröße ab 48. "Wir werden nur noch auf Inlandsflügen eingesetzt, und die werden schlechter bezahlt", sagte Magurina.

Auf den besser bezahlten Auslandsflügen würden nur noch junge Frauen eingesetzt. Seit Sommer 2016 soll Aeroflot seine Mitarbeiterinnen fotografieren, vermessen und teilweise sogar wiegen, sagte Magurina.

Magurina und eine Kollegin hatten ihren Arbeitgeber deshalb bereits verklagt. Beide Klagen waren im Februar jedoch abgewiesen worden. Aeroflot hatte in einer Stellungnahme erklärt, die Diskriminierungsvorwürfe seien haltlos.

Am Dienstag erklärte Aeroflot nach dem Auftritt der beiden Unternehmensvertreter, diese hätten ihre persönliche Meinung geäußert, nicht die Unternehmenslinie. Die Fluggesellschaft diskriminiere nicht nach Alter und Gewicht.

jan

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