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Amsterdam: Reiseziel für Schwule und Lesben

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Amsterdam Zivilstreifen sollen schwule Besucher schützen

Amsterdam gilt als die Homosexuellen-Hochburg Europas. Doch immer wieder kommt es in der Grachtenmetropole zu Angriffen auf Schwule. Nun rüstet sich die Stadt mit Zivilstreifen und einem Förderprogramm. Nicht nur aus ideologischen Gründen - es geht auch ums Geld.

Amsterdam - Der Rathaussaal an der Amstel war festlich erleuchtet. Kurz nach Mitternacht traten drei heiratswillige Paare ein - zwei männliche und ein weibliches. Was dann vor laufenden Kameras besiegelt wurde, waren die weltweit ersten standesamtlichen Eheschließungen von Schwulen und Lesben. "Amsterdam ist damit wirklich zur Homo-Hauptstadt der Welt geworden", sagte der damalige Bürgermeister Job Cohen nach der Zeremonie am 1. April 2001.

Zehn Jahre später versucht die alte Grachtenstadt, ihrem Ruf als ultimatives Regenbogen-Reiseziel gerecht zu werden: mit einem staatlichen Förderprogramm für das Gastgewerbe - sowie zusätzlichen Zivilpolizisten am Grachtengürtel.

Warum ausgerechnet ein verstärktes Polizeiaufkommen den liberalen Geist der Hafenstadt retten soll? Amsterdam hat es offenbar nötig. Im Ausgehviertel um den Rembrandtplein ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Pöbeleien und gewalttätigen Angriffen gegen Schwule gekommen. Auch der Bankrott der weltweit ersten Homo-Haschisch-Kneipe "Downtown" am Szene-Boulevard Reguliersdwarsstraat hat dem Image geschadet.

Schwule geben mehr Geld aus

"Dass Amsterdam als 'Gay Capital of the World' glänzt, liegt doch in unser aller Interesse", sagt der zuständige Stadtverordnete Iman Akel. Er verweist auf den alten Kaufmannsgeist der Hafenstadt: "Schließlich gibt ein homosexueller Tourist bei uns erfahrungsgemäß im Durchschnitt 30 Prozent mehr aus als ein heterosexueller."

Kein Wunder, dass Schwule und Lesben aus aller Welt bei Amsterdams Hoteliers, Gastronomen und Ladenbesitzern gern gesehen sind. Laut Werbung gibt es nirgendwo sonst in Europa "pro Quadratmeter ein so großes Vergnügungsangebot für Schwule und Lesben" wie hier. "Wir haben mehr als 100 Schwulenbars, Saunen, Diskotheken, Escortservices, Clubs und Homo-Hotels in verschiedensten Stilen und Preislagen", sagt Toni de Goede vom GayTIC, dem Gay Tourist Information Centre in der Spuistraat.

Das Zentrum gehört zur offiziellen Tourismus-Vereinigung und hilft seit 2009 beim Organisieren von Amsterdam-Reisen. Über die Website www.gaytic.nl  können sich Besucher kostenlos Pakete mit Informationen über Veranstaltungen, Stadtwanderungen und Szeneadressen zusammenstellen lassen. Der Service umfasst nicht allein "rosa Themen", sondern alles, was Amsterdam zu bieten hat: vom Rijksmuseum mit Rembrandts "Nachtwache" bis zum Besuch der Heineken-Brauerei.

Die Höhepunkte des Amsterdamer Homo-Tourismus finden im Hochsommer und im Winter statt. Im August tuckert zum Abschluss der "Gay Pride"-Woche ein bunter Schiffskorso von Schwulen und Lesben durch die Kanäle. Hunderte Teilnehmer und Zehntausende Schaulustige sind dabei. Und in der Adventszeit lockt der Weihnachtsmarkt "Pink Christmas" - samt Krippenspiel mit Schwulen und Lesben als Darstellern.

Von Thomas Burmeister, dpa

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