

Paris hat sein wohl schönstes Schwimmbad zurück: Die Piscine Molitor ist wiedereröffnet. Ein Vierteljahrhundert lag es zuvor trocken - für Sport- und Architekturbegeisterte ein Verlust. Denn die Badeanstalt im 16. Arrondissement stand im Ruf, die wohl prächtigste in der französischen Hauptstadt zu sein, bis sie wegen ihres maroden Zustands 1989 geschlossen wurde.
Die unter Denkmalschutz stehende Anlage am rechten Seine-Ufer war seit 2008 renoviert worden. Heute wird sie von der zur Accor-Gruppe gehörenden Hotelkette MGallery betrieben: 124 Hotelzimmer, ein Spa, eine Bar, Sporträume und ein Restaurant - und natürlich sind auch der 33 Meter lange Innen- und der 55 Meter lange Außenpool wieder geöffnet.
Wer hier ins Wasser steigt, schwimmt an einem Ort mit Geschichte: Der im Art-déco-Stil errichtete Prachtbau stand von Beginn an für Luxus. Architekt Lucien Pollet entwarf danach noch drei weitere Bäder, die sich alle am Molitor orientierten, dem Meisterstück. Details wie die Fenster mit aufwendigen Glasmosaiken machten den Gebäudekomplex zu etwas Besonderem.
Johnny Weissmuller und der Bikini
1929, auf dem Höhepunkt der modernen Schwimmbewegung, war das Bad durch die US-Olympiasiegerin Aileen Riggin Soule und den späteren "Tarzan"-Darsteller und Profischwimmer Johnny Weissmuller eröffnet worden. Ein Jahr lang soll er laut BBC hier danach als Trainer und Bademeister gearbeitet haben - seine fünf Gold-Medaillen hatte er damals schon errungen. Die in der Molitor Badenden waren aber nicht nur sportlich bestens betreut, sie waren auch schwimmmodisch ganz vorne dabei.
1934 wurden an diesem Ort die ersten Modefotos von Models im Badeanzug gemacht, und am 5. Juli 1946 fand hier gar eine echte Revolution statt: Im Molitor wurde der moderne Bikini erstmals der Welt vorgestellt. Weil der französische Designer Louis Réard Probleme hatte, ein seriöses Model zu finden, das seine knappe Kreation vorführen wollte, überredete er schließlich die Strip-Tänzerin Micheline Bernardini, in den skandalösen Zweiteiler zu schlüpfen. Ihre kleine Show am Beckenrand begeisterte vor allem die Männer.
Im Winter durften die Besucher auf dem Außenbecken Schlittschuhlaufen, es gab Festräume, ein Café, ein Restaurant und sogar einen Friseur - doch mit den Jahren verlor das Molitor trotz allem an Glanz. Im August 1989 schließlich war Schluss, und das Bad verfiel.
Street-Art und ein "Tempel des Untergrunds"
Graffiti bedeckten bald die Wände rund um das Becken - laut "Guardian" spielte es bei der Entwicklung der Street-Art in Paris eine wichtige Rolle. Die heutigen Betreiber sprechen von einem "Tempel des Pariser Untergrunds".
Sie bewerben die wiedereröffnete Molitor mit den drei Schlagworten "Pool, Art, Life" und wollen die Anlage erneut als exklusiven Treffpunkt etablieren, "an dem Geschichte an jedem Tag geschrieben wird" - beinahe wie früher.
Der Eintritt ist allerdings etwas teurer als damals: Entweder man mietet sich im Hotel ein und zahlt mindestens 215 Euro pro Nacht. Oder man tritt dem auf 1000 Personen begrenzten Klub mit einer Jahresgebühr von 3300 Euro bei - dafür benötigt man allerdings die Empfehlung eines Mitglieds. Billiger kommen Schulkinder ins Becken: Sie dürfen dreimal pro Woche zum Schwimmunterricht in die Becken der Piscine Molitor kommen.
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Schwimmbad mit Tradition: In Paris hat die Piscine Molitor wieder geöffnet - 90 Jahre nachdem hier erstmals Badegäste ins Becken stiegen.
Die Badeanstalt war 1929 eröffnet worden - unter anderem von dem späteren "Tarzan"-Darsteller Johnny Weissmuller.
Wer gesehen werden wollte, sprang seit damals hier ins Nass.
Wenn es zum Schaulaufen zu kalt war, ging man nach drinnen - und im Winter durften die Pariser auf dem Becken Schlittschuh laufen. Der Schriftsteller Yann Martel übrigens benannte die Hauptfigur in seinem Buch "Life of Pi" (deutscher Titel: "Schiffbruch mit Tiger") nach der Badeanstalt - Pi heißt eigentlich Piscine Molitor.
Heute birgt die Anlage nicht nur 124 Hotelzimmer, sondern auch ein Spa und ein Restaurant. 1946 fand hier eine Revolution statt...
...Damals wurde am Beckenrand der Piscine Molitor erstmals der moderne Bikini präsentiert - von der exotischen Tänzerin Micheline Bernardini. Seriöse Mannequins wollten sich in dem skandalösen Zweiteiler nicht blicken lassen.
Lange war die Piscine Molitor gesperrt: 1989 war es wegen des maroden Zustands der Anlage geschlossen worden.
Danach übernahm der Untergrund: Das Molitor-Bad soll eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Street-Art in Paris gespielt haben - als Spielplatz für die Sprüher.
Auch Partys fanden hier statt.
Nur geschwommen wurde nicht mehr.
Seit Wochenbeginn dürfen nun Hotel-Gäste und Klubmitglieder wieder in der Piscine Molitor planschen.
Das Bad soll wieder das werden, was es mal war: ein Treffpunkt zum Sehen und Gesehenwerden.
Wenn es zum Schaulaufen zu kalt war, ging man nach drinnen - und im Winter durften die Pariser auf dem Becken Schlittschuh laufen. Der Schriftsteller Yann Martel übrigens benannte die Hauptfigur in seinem Buch "Life of Pi" (deutscher Titel: "Schiffbruch mit Tiger") nach der Badeanstalt - Pi heißt eigentlich Piscine Molitor.
Foto: FRANCK FIFE/ AFPMelden Sie sich an und diskutieren Sie mit
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