Italien Gericht kippt Kreuzfahrtschiff-Verbot in Venedig

Das wollten die Venezianer nicht mehr sehen: Riesenschiff am Markusplatz
Foto: Andrea Merola/ picture alliance / dpaVenedig - Das nach jahrelangem Hin und Her beschlossene Verbot von sehr großen Kreuzfahrtschiffen in Venedig ist hinfällig. Das Verwaltungsgericht von Venetien hat sowohl den Bann für Ozeanriesen über 96.000 BRT auf der Route nahe dem Markus-Platz und im Guidecca-Kanal wieder aufgehoben als auch die Beschränkung auf fünf Schiffe über 40.000 BRT am Tag.
Rein rechtlich dürfen sich die Hochhaus-hohen Schiffe nun wieder zum Greifen nahe an den historischen Plätzen und Gebäuden vorbeischieben, um zum Kreuzfahrtterminal zu gelangen. Das italienische Verkehrsministerium will laut der italienischen Zeitung "Il Friuli Venezia Giulia" das Urteil anfechten.
So schnell aber werden die Riesen in Venedigs Innenstadt nicht wieder zu sehen sein. Denn die internationalen Reedereien haben sich auf die Vorschrift, die im August 2014 beschlossen worden war und seit November galt, schon eingestellt und laufen mit ihren Ozeanriesen die Häfen von Triest, Genua und in Griechenland an. "Wir erwarten keine Schiffe über 96.000 BRT in diesem Jahr", sagte der Präsident des venezianischen Kreuzfahrt-Terminals VTP, Sandro Trevisanato der Zeitung. Das bedeute, dass 200.000 bis 300.000 Passagiere weniger in die Stadt kommen.
Zahlreiche Tourismusunternehmen und das VTP hatten sich beim Verwaltungsgericht gegen das Verbot ausgesprochen. Die Richter entschieden, dass Restriktionen für Kreuzfahrten erst in Kraft treten dürften, wenn Alternativrouten eingerichtet sind. Zurzeit warten die Reedereien auf eine Fahrrinne durch den Kanal Contorta-Sant'Angelo, der dafür teils noch ausgebaggert werden muss. Das Ergebnis der Umweltverträglichkeitsprüfung für die Bauarbeiten werden erst im März vorgelegt.

Projekt Venis Cruise 2.0: So soll der neue Terminal aussehen
Ein anderer Plan sieht denBau eines Kreuzfahrtterminals außerhalb der Lagunenstadt vor. Die Ingenieure der italienischen Duferco-Gruppe würden für das "Venis Cruise 2.0" genannte Projekt eine künstliche Insel an der nördlichen, die Bucht umschließenden Landzunge errichten. Im September haben sie das Projekt nach eigenen Angaben dem Umwelt- sowie dem für Kulturgüter zuständigen Ministerium vorgestellt.
Forscher hatten immer wieder gewarnt, dass die Ozeanriesen in Venedig zu ernsten Problemen führen. Der Boden der Stadt sinkt immer mehr ab - eine Entwicklung, die demnach auch mit dem starken Wellenschlag der Schiffe und den von ihnen ausgelösten Vibrationen zusammenhängt. Zudem verschmutzten die Emissionen die Luft und das Wasser stark und beschädigten die Fassaden.
Umweltschützer und zuletzt auch Prominente wie die Schauspieler Cate Blanchett, Susan Sarandon und Michael Douglas setzten sich für ein Kreuzfahrtverbot ein.