

Vom Flughafen bis zum Ballermann Mallorca plant noch eine Tram
Mallorca-Urlauber kennen das Problem: Einmal auf dem Flughafen der Insel angekommen, ist es gar nicht so einfach, von dort aus die letzten Kilometer bis zum Feriendomizil zu schaffen. Taxis sind teuer, der Bus fährt selten und ist mit fünf Euro für die kurze Fahrt auch nicht wirklich günstig.
Die Regionalregierung arbeitet nun an einer Alternative. Palma soll endlich eine Straßenbahn bekommen, die das Stadtzentrum mit dem Flughafen und der bei deutschen Touristinnen und Touristen beliebten Playa de Palma verbindet.

Das Projekt ist nicht neu. Schon vor zehn Jahren gab es Pläne, die aber wegen eines Regierungswechsels und fehlender Finanzierung in der Schublade verschwanden. »Nun haben wir sie wieder hervorgekramt und überarbeitet«, sagt Jaume Mateu, verantwortlich für den öffentlichen Nahverkehr.
In einem ersten Schritt soll das Krankenhaus Son Espases mit der Plaça d'Espanya verbunden werden. Vorgesehen ist, dass die neue Straßenbahn die Trasse des Urlauberbummelzugs »Roter Blitz« nutzt. Baubeginn soll 2023 sein.
In einem zweiten Schritt soll die Strecke zum Flughafen und weiterführend über die Playa bis nach Arenal führen. »Hier müssen wir noch ausarbeiten, ob das unterschiedliche Linien werden oder alles von einer Linie abgefahren wird«, sagt Mateu.
Die Tram soll einen Häuserblock vom Strand entfernt durch das deutsche Urlaubergebiet fahren. Eine Haltestelle am Ballermann ist zwar noch nicht festgelegt, aber mehr als wahrscheinlich.
»Mit 13 Millionen Fahrgästen jährlich sind die Busse zum Flughafen und an die Playa de Palma das meistgenutzte öffentliche Verkehrsmittel der Balearen«, erklärt der Verkehrsexperte. Daher erhofft sich die Regierung, dass die Straßenbahn dann auch wirklich genutzt wird. Das ist nämlich bei Palmas Metro, die bis zur Universität fährt, nicht der Fall. »Die ist für Mallorcas Verhältnisse ehrlich gesagt eine Nummer zu groß gewesen.«
Finanziert auch aus dem EU-Wiederaufbaufonds
Das Projekt soll zwischen 380 und 400 Millionen Euro kosten. Viel Geld für die Insel, die derzeit wegen Corona finanziell am Stock geht. Doch gerade die Pandemie ist es, die das bereits als Luftschloss verschriene Projekt möglich macht.
Von den EU-Mitteln zur Bekämpfung der Krise erhofft sich Mallorca 300 Millionen Euro in den nächsten beiden Jahren. »Die Gelder sind für drei Dinge gedacht: die sozialen Auswirkungen der Krise zu bekämpfen, den Klimawandel zu stoppen und die Wirtschaft wieder anzukurbeln«, so Mateu. Ein großer Teil wird daher in die Straßenbahn investiert.
Ein weiterer möglicher Geldgeber ist Madrid. »Da die Balearen von den staatlichen Bahnlinien auf dem Festland nicht profitieren, stehen uns da noch Mittel zu«, sagt Mateu. Einem Abkommen mit der Zentralregierung von 2007 zufolge bekommen die Balearen zudem 431 Millionen Euro für den Straßenausbau. Von diesem Betrag stehen noch 225 Millionen Euro aus.
Hier ist es jedoch Verhandlungssache, ob die Gelder nur für neue Straßen oder auch für die Straßenbahn verwendet werden dürfen. In den kommenden Ferienzeiten müssen Touristen auf jeden Fall noch weiter Taxi oder Bus fahren.
Drastische Zunahme der Armut
Die Pandemie hatten die Balearen lange Zeit relativ gut im Griff. Erste »Testurlauber« aus Deutschland wurden hier Mitte Juni sogar schon vor der offiziellen Wiederöffnung der Grenzen in Spanien begrüßt. Seit Mitte Dezember wird die Lage aber immer besorgniserregender. Zeitweise hatten die Inseln die höchsten Corona-Infektionszahlen ganz Spaniens.
Zurzeit – und vorerst bis zum 30. Januar – müssen auf den spanischen Urlaubsinseln unter anderem alle Restaurants, Cafés und Bars sowie auch alle Fitnessstudios und große Läden, die nicht den Grundbedarf decken, geschlossen bleiben. Zudem sind private Treffen von Menschen, die nicht im selben Haushalt leben, zu Hause und in der Öffentlichkeit verboten. Es gilt auch eine Art »Maulkorb«: Die Regionalregierung der Balearen empfahl explizit, in öffentlichen Verkehrsmitteln zu schweigen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.
Vor allem auf Mallorca und der bei Deutschen besonders beliebten Partymeile des Ballermann, aber auch auf den anderen Baleareninseln Ibiza, Menorca und Formentera berichten Hilfsorganisationen von einer drastischen Zunahme der Arbeitslosigkeit und der Armut. Der Tourismus trägt normalerweise 35 Prozent des Regionaleinkommens bei.