Neue Bahnverbindungen zwischen europäischen Großstädten Comeback der Nachtzüge

In Europa zeichnet sich eine Renaissance der Nachtzüge ab. Mit neuen Angeboten wollen die Betreiber mehr Reisende vom Flugzeug auf die klimafreundlichere Schiene locken.
»Nightjet«-Nachtzug: Demnächst wieder auf Teilstrecken des »Orient Express« unterwegs

»Nightjet«-Nachtzug: Demnächst wieder auf Teilstrecken des »Orient Express« unterwegs

Foto: Georg Hochmuth / dpa

Neue Nachtzugstrecken sollen mehr Menschen zum Umstieg vom Flugzeug auf die klimafreundlichere Schiene bewegen. Ab Ende 2023 sind nun auch zwischen Berlin und Brüssel sowie zwischen Berlin und Paris Verbindungen geplant. Bereits am Montag gehen zwei neue Nachtzugverbindungen an den Start: auf der Strecke Wien-München-Paris und zwischen Zürich, Köln und Amsterdam.

Die beiden Linien bilden den Auftakt einer Nachtzug-Offensive zu der sich die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit der Deutschen Bahn (DB), der französischen SNCF und die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) zusammengeschlossen haben und dabei mit den Niederländischen Eisenbahnen (NS) kooperieren.

»Klimafreundliche Alternative zum Kurzstreckenflug«

»Ein starkes Verkehrsangebot auf der Schiene ist unverzichtbar, um die Klimaziele der EU zu erreichen«, erklärte der DB-Personenverkehrsvorstand Berthold Huber am Samstag. »Europas führende Bahnen vereinen ihre Kräfte für den Nachtzug«, fügte er hinzu.

ÖBB-Chef Andreas Matthä bezeichnete die Nightjet genannten Nachtzugverbindungen als »klimafreundliche Alternative zum Kurzstreckenflug innerhalb Europas«. Die neuen Verbindungen seien »ein starkes Zeichen der internationalen Zusammenarbeit zwischen den europäischen Bahnen«.

Neue Züge auf alten Strecken

Vom 13. Dezember an fährt der Nightjet dreimal wöchentlich von Wien nach Paris. Jeweils am Montag, Donnerstag und Samstag geht es direkt vom Wiener Hauptbahnhof über St. Pölten, Linz, Salzburg, München (Ost) und Straßburg nach Paris Gare de l'Est. Abfahrt in Wien ist um 19.40 Uhr, Ankunft in Paris am nächsten Tag um 9.42 Uhr. Jeweils am Dienstag, Freitag und Sonntag wird die Verbindung von Paris nach Wien angeboten. Der Direktzug nach Paris lasse »die Geschichte des Orient-Expresses wiederaufleben, der bis 2007 auf dieser Verbindung unterwegs war«, erklärten ÖBB und DB gemeinsam.

Ebenfalls ab kommendem Montag startet ein neuer Nightjet von Zürich über Basel und Köln nach Amsterdam. Die beiden Nightjet-Linien verbinden nach Unternehmensangaben »in Summe 15 deutsche Städte mit dem europäischen Nachtzugnetz«. Die außerdem geplanten Linien Berlin-Brüssel und Berlin-Paris starten demnach »im Dezember 2023«.

Renaissance der Nachtzug-Ära

Nachtzüge haben das Bild des Reisens in Europa lange Zeit mitgeprägt – häufig rechneten sich die teuren Strecken in der Vergangenheit für die Betreiber aber nicht, hinzu kam die Konkurrenz durch Billigflieger.

Angesichts der Klimakrise zeichnet sich mit der wachsenden Zahl der Verbindungen nun aber zunehmend eine Renaissance der Nachtzug-Ära ab. Denn Nachtzüge gelten als um ein Vielfaches klimafreundlicher als Flugreisen, auch wenn der CO₂-Ausstoß pro Reisendem nur schwer einheitlich berechnet werden kann, weil er etwa von der Auslastung der Züge oder der Produktionsweise des verwendeten Stroms abhängt.

mak/afp
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten