

Die Polizei auf Mallorca hat in der Urlaubs-Hauptsaison viel zu tun. Betrunkene Briten rennen nackt über die Strandpromenade von Palmanova, Rechtsradikale aus Deutschland skandieren laut "Ausländer raus!", belästigen Frauen und rollen Reichsbürgerflaggen aus.
Teil des Problems ist der Airport der Hauptstadt Palma. Zumindest dort wünscht sich die Polizei ein Alkoholverkaufsverbot sowie in den Flugzeugen, die Mallorca ansteuern, wie das "Mallorca Magazin" berichtet. Im Flughafen seien erst kürzlich zwei Beamte verletzt worden.
"Dass es im Terminal Braustuben so groß wie Biergärten gibt, das kann nicht angehen", zitierte das Blatt Chema Mansó, den Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft SPP. Zudem schenkten die Airlines auch dann noch Alkohol aus, wenn Reisende offensichtlich bereits betrunken seien, sagte Mansó weiter.
Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass der Airport der Forderung nachkommt. "Leider stehen bei vielen Fluggesellschaften und beim Flughafenbetreiber Aena wirtschaftliche Interessen im Vordergrund", klagte die Gewerkschaft.
Der beliebten Urlaubsinsel steht ein Rekordansturm in diesem Sommer bevor: Die Zahl der Passagiere auf dem Flughafen von Palma kletterte schon in den ersten fünf Monaten von 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,7 Prozent auf 7,7 Millionen.
Seit April gebe es einen regelrechten Run auf die Zimmer, berichtete die "Mallorca Zeitung", bis einschließlich November seien bereits jetzt zahlreiche Hotels ausgebucht. Eine Nebensaison im klassischen Sinne scheine es in diesem Jahr nicht zu geben. Noch nie sei die Auslastung so komplett, das Preisniveau so hoch und die Saison so lang gewesen, hieß es.
Für die Hochsaison im Juli und August seien sogar 92 Prozent der Hotels komplett ausgebucht. Die restlichen Zimmer würden zu Höchstpreisen angeboten. Bereits seit Anfang Juni sei kaum noch ein Bett unter 200 Euro zu finden. Derzeit gebe es nur noch in etwa 120 der rund 700 geöffneten Hotels "das ein oder andere Zimmer", so die Zeitung.
Mallorca will Low-Cost- und Sauf-Tourismus verbannen
Vor allem immer mehr Deutsche stürmen die Insel - und auch die Zahl problematischer Besucher wächst. Vor Kurzem gab es im Ballermann-Kultlokal "Bierkönig" Ärger mit 15 deutschen Neonazis. Spanische Behörden nahmen danach Ermittlungen wegen "Verletzung der Grundrechte" auf. Am vergangenen Freitag verschreckten Deutsche in einem Hotel die Gäste, indem sie am Pool rechtsradikale Lieder hörten.
Dies sind keine Einzelfälle: "Neonazi-Touristen gehören an der Playa zum Straßenbild", sagt Francisco Marín, Chef des Hotelierverbandes der Playa. Die Vorkommnisse im "Bierkönig" seien "ein stückweit Normalität", behauptete auch der stellvertretende Chefredakteur der "Mallorca Zeitung", Frank Feldmeier, in einem Leitartikel. Spätestens im Juni beginne die Eskalation an Malles berühmtester Partymeile, so Feldmeier. Dort seien "in der Regel pro Sommer ein bis zwei rechtsradikale Vorfälle zu verzeichnen".
Die Linken, die sowohl in der Hauptstadt als auch in der Autonomen Gemeinschaft der Balearen seit 2015 das Sagen haben, wollen nicht nur Rechtsradikale, sondern auch Low-Cost- und Sauf-Tourismus verbannen. Was man will, sind betuchtere Besucher, die sich gut benehmen und auf der Insel mehr Geld ausgeben. Dazu wurden unter anderem der Bau von Nobelhotels gefördert und Strandkioske modernisiert.
Die legendäre Bude "Ballermann 6" präsentiert sich zum Beispiel seit dem Frühjahr als moderner, schicker "Beach Club". Am Ballermann stehen seit 2016 auffällige Verbotsschilder, die das Saufen und auch das Grölen auf offener Straße untersagen. Bei Zuwiderhandlungen werden Geldbußen von 1500 bis 3000 Euro fällig.
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Flughafen Palma de Mallorca: Die Polizei würde gerne Alkohol im Airport und in anreisenden Maschinen verbieten. Viel Aussicht auf Erfolg hat der Wunsch allerdings nicht.
Am Strand von Arenal: Anfang Juni gab es einen Eklat um deutsche Neonazis im Partylokal "Bierkönig". Kein Einzelfall, wie Mallorquiner sagen.
Sonne, Saufen, Mallorca: Die Insel versucht, mit Benimmregeln den Exzessen trinkfreudiger Touristen Einhalt zu gebieten.
Costa Betona Arenal: An Palmas Hausstrand ist jeder Quadratmeter verbaut - und im Sommer auch gebucht. So ist das überall auf der größten Baleareninsel, und vielen Einwohnern ist das des Guten zu viel.
Menschenabfüllanlage am Ballermann: Mit den Exzessen des Sauftourismus hadert Mallorca seit Jahren. Versuche, das Problem unter Kontrolle zu bekommen, blieben halbherzig - man verdient ja auch kräftig daran.
Voll was los: Inzwischen ist die Überfüllung aber überall spürbar. Auch auf dem Marktplatz von Sineu (eigentlich 3600 Einwohner) herrscht im Sommer ein Treiben von fast großstädtischer Dichte. Kein Wunder: Auf jeden Mallorquiner kommt im Sommer ein Gast.
Das ist vor allem wegen der Ressourcen ein Problem: Woher so viel Trinkwasser nehmen, wohin mit all dem Abwasser und Müll? Dazu muss das Gros der Nahrungsmittel auf die Insel gebracht werden - im Sommer läuft logistisch außer Nahrungstransporten fast nichts mehr.
Niemals einsam: Touristen haben sich ein schönes Fleckchen gesucht, um einen romantischen Sonnenuntergang zu erleben. Mallorca-Reisende kennen das - und leben damit. In Wuppertal, Neumünster, Dingolfing oder Zwickau mag es abends einsamer sein, aber Sonnenuntergang über warmem Meer hat man da nicht.