Fahrradfahrer am Praia dos Alteirinhos an Portugals Atlantikküste
Fahrradfahrer am Praia dos Alteirinhos an Portugals Atlantikküste
Foto: Albrecht Weisser / Westend61 / Getty Images

Winterflucht auf dem Sattel Die schönsten Ziele für Radreisende

Ab in den Süden – und dort aufs Fahrrad steigen! Aktivurlauber schätzen auch die kühlere Jahreszeit am Atlantik oder Mittelmeer. Vier Vorschläge für Radreisen von der Algarve bis Sizilien.
Von Armin Herb

Sie träumen von einem Radurlaub im Winter? Nicht zu kalt, zu nass und zu dunkel sollte es sein? Im Süden Europas finden sich einige reizvolle Ziele, die sich auf zwei Rädern entdecken lassen.

Ein Klassiker ist die Kanareninsel Lanzarote. Doch so weit muss man nicht fliegen: Auch am Atlantik und am Mittelmeer finden sich schöne Routen. Die Temperaturen sind oft angenehm mild – im Grunde ideal für Aktivurlaub, bei dem man ohnehin ins Schwitzen kommt.

Spezialveranstalter für Radreisen bieten daher auch im Winter Pauschalpakete im südlichen Europa an. Das sind keine geführten Gruppenreisen mit Reiseleiter, sondern individuelle, meist einwöchige Touren mit vorreservierten Hotels, Gepäcktransfer und Roadbooks samt GPS-Track und Karten.

Kleiner Wermutstropfen: So manche Bar am Strand und manches Restaurant im Hinterland macht Winterferien. Deshalb sollte auf der Tour immer etwas Proviant dabei sein.

Wir haben bei Veranstaltern nachgefragt, welche Regionen und Routen sich besonders lohnen. Vier Empfehlungen:

Portugal: Malerische Algarve, wilder Atlantik

Spektakuläre Ausblicke bietet die raue Atlantikküste

Spektakuläre Ausblicke bietet die raue Atlantikküste

Foto: Josh Smith / Ascent Xmedia / Getty Images

Vor der Bar Bizarro in Albufeira, einem beliebten Stopp für Radreisende an der Algarve, sieht man im Winter niemanden, der nur kurze Hose und Trikot trägt. Mit Trekkinghose, einem leichten Halstuch und Fleeceweste ist man hier richtig ausgerüstet.

Zwar kann es bisweilen frisch werden. Doch in einem sind sich alle einig: Sich hier unten den Wind um die Nase wehen zu lassen, ist allemal besser als das nasskalte Grau in Grau zu Hause.

Die Algarve ist im Winter nicht bloß etwas für Golfspieler. Portugals Süden zwischen dem Cabo de São Vicente bei Sagres und der Grenze zu Spanien ist zu einem beliebten Reiseziel für Radurlauber und Radurlauberinnen in der Nebensaison aufgestiegen. Das liegt auch an zwei Fernrouten.

Unterwegs mit dem E-Bike an der Algarve bei Albufeira

Unterwegs mit dem E-Bike an der Algarve bei Albufeira

Foto: SRT

Der Fernradweg Ecovia do Literal  ist auf seinen knapp 220 Kilometern gut beschildert und führt ohne große Höhenunterschiede hauptsächlich an der Küste entlang. Die Highlights der Algarve liegen also direkt am Wegesrand oder zumindest nur einen kurzen Abstecher entfernt. Die zerklüftete Steilküste, einsame Strände und Buchten, angenehme Ruhe in den sonst überfüllten Touristendörfern: eine stimmungsvolle Winterflucht.

Wer die Südküste von Westen nach Osten oder andersherum abradeln möchte, nimmt sich am besten mindestens eine Woche Zeit. Der Veranstalter Vuelta beispielsweise hat seine Radreise von Tavira nach Sagres auf acht Tage ausgelegt. Dabei werden rund 260 Kilometer Strecke zurückgelegt.

Die Via Algarviana  empfiehlt sich für alle, die es ursprünglicher mögen – und eine Herausforderung suchen. In erster Linie lockt die beschilderte Route Wanderer und Wanderinnen, sie lässt sich aber auch größtenteils mit dem Mountainbike bewältigen. In sportlichem Auf und Ab geht es über 300 Kilometer durch das hügelige Hinterland der Algarve. Hier sind kräftige Waden oder elektrische Unterstützung gefragt.

Wild und stellenweise einsam ist die Costa Vicentina an der westlichen Algarve

Wild und stellenweise einsam ist die Costa Vicentina an der westlichen Algarve

Foto: Armin Herb / SRT

Windiger und noch wilder wird es an der Westküste der Algarve, an der Costa Vicentina. Dort hat etwa der Anbieter France-Bike Radtouren von sieben bis elf Tagen im Programm, die südlich von Lissabon starten und am Cabo de São Vicente enden.

Andalusien: Costa de la Luz und viel Kultur

Radreisender unterwegs auf der Via de la Plata in Andalusien

Radreisender unterwegs auf der Via de la Plata in Andalusien

Foto: Tono Balaguer / iStockphoto / Getty Images

Schier endlose Strände, weiße Dörfer und dieses außergewöhnliche Licht, das der Costa de la Luz ihren Namen einbrachte: Das erwartet Radreisende an Spaniens Atlantikküste in Andalusien.

Die Region ist auch geeignet für einen Urlaub mit dem Fahrrad, auch wenn ausgebaute Radwege und ausgeschilderte Routen auf sich warten lassen. Orientierung bieten Karten und GPS-Tracks. Einige Hotels bieten geführte Touren an.

Ein beliebter Ausgangspunkt für Touren in verschiedene Richtungen ist das ehemalige Fischerörtchen Conil de la Frontera. Von dort geht es zum Beispiel zum geschichtsträchtigen Kap von Trafalgar, bekannt durch die Schlacht von Trafalgar im Jahr 1805, südlich von Cádiz. Oder man fährt hinauf nach Vejer de la Frontera mit seinen weiß getünchten Häusern – eine der schönsten Städte Andalusiens.

Für einen Tag der Erholung empfiehlt sich der Badeort Novo Sancti Petri am rund 14 Kilometer langen Naturstrand Playa la Barossa.

In Andalusien wird es im Sommer oft sehr heiß. Die Region im Winter mit dem Rad zu erkunden, ist eine gute Alternative.

Der Leuchtturm am Kap von Trafalgar ist ein beliebtes Ausflugsziel

Der Leuchtturm am Kap von Trafalgar ist ein beliebtes Ausflugsziel

Foto: Armin Herb / SRT

Historisch interessant und landschaftlich schön ist die knapp 230 Kilometer lange Route der Kalifen  auf den Spuren der hispanisch-islamischen Geschichte. Sie führt in einer Woche von Córdoba mit seiner berühmten Moschee nach Granada mit der monumentalen Festung Alhambra. Auf ihrem letzten Stück folgt sie dem alten Mozarabischen Jakobsweg, benannt nach christlichen Pilgern.

Sardinien: Einsame Buchten, kristallklares Wasser

Karibisch anmutender Strand auf Sizilien

Karibisch anmutender Strand auf Sizilien

Foto: iStockphoto / Getty Images

Die Strände Sardiniens zählen bekanntlich zu den schönsten am Mittelmeer. Im Winter springt dort allerdings fast niemand ins kristallklare Wasser. Fast genauso schön ist es dann, die zerklüftete Küstenlandschaft vom Sattel aus zu erleben.

Naturbelassene Sandstrände wechseln sich ab mit einsamen Felsbuchten, deren Granitformationen von Höhlen durchzogen sind. Immer wieder geht es durch kleine Wälder.

Mountainbiker am Monte Corrasi im Osten Sardiniens

Mountainbiker am Monte Corrasi im Osten Sardiniens

Foto: Roberto Nencini / iStockphoto / Getty Images

Anbieter France-Bike beispielsweise führt seine einwöchige Sardinien-Radreise das ganze Jahr über durch. Für die rund 280 Kilometer lange Tour braucht es gute Kondition oder ein E-Bike.

So sieht das Programm aus: Radreisende starten bei den Sumpfgebieten der Halbinsel Sinis im Westen. Weiter in südlicher Richtung stehen die Costa Verda und die Dünen von Piscinas auf dem Programm, anschließend die verlassenen Minen von Sulcis und die Inselchen Carloforte und Sant'Antioco. Die letzte Etappe führt entlang der Costa del Sud bis nach Pula.

Sizilien: Italienisches Flair, barocke Städtchen

Mountainbiker auf einem Lavafeld am Vulkan Ätna

Mountainbiker auf einem Lavafeld am Vulkan Ätna

Foto: Gary Colet Photography / Getty Images

Die größte Insel im Mittelmeer ist für Radlerinnen und Radler im Grunde ein Ganzjahresziel. Im heißen Sommer sollte man dort allerdings das Fahrrad stehen lassen, zumindest tagsüber. Viel angenehmer ist der Winter, auch wenn es dann öfter mal regnen kann.

Keine Sorge – Schnee fällt in der kühleren Jahreszeit meist nur an den Flanken des Vulkans Ätna, immerhin 3329 Meter hoch, oder in der Madonie an der Nordküste am Pizzo Carbonara.

Eine sehenswerte Ecke für eine einwöchige Radrundreise ist der Südosten Siziliens. Dort durchquert man das Val di Noto, dessen Orte nach einem starken Erdbeben im Jahr 1693 neu errichtet wurden. Die spätbarocken Städte zählen zum Unesco-Weltkulturerbe.

Als weitere Stopps lohnen Palazzolo Acreide, Ragusa Ibla, Modica, Scicli und Noto, die wichtigste Barockstadt Siziliens – und Syrakus, wo griechisches Erbe und italienisches Temperament aufeinandertreffen.

Barockstadt Noto auf Sizilien

Barockstadt Noto auf Sizilien

Foto: iStockphoto / Getty Images

Welche Höhepunkte bietet die Südküste noch? Etwa das Natur- und Vogelschutzgebiet Vendicari, das Fischerdörfchen Marzamemi und die zwei unbewohnten Ausflugsinseln Capo Passero und Delle Correnti – ideal, damit sich müde Fahrradbeine erholen können.

srt/pla
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Playlist
Speichern Sie Audioinhalte in Ihrer Playlist, um sie später zu hören oder offline abzuspielen. Zusätzlich können Sie Ihre Playlist über alle Geräte mit der SPIEGEL-App synchronisieren, auf denen Sie mit Ihrem Konto angemeldet sind.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren