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Mitbringsel aus Reykjavik: Grímsvötn im Glas

Foto: OMAR OSKARSSON/ AFP

Reykjavik Souvenirläden verkaufen Grímsvötn-Asche im Glas

Ein Stück vom Vulkan als Mitbringsel: Neben kleinen Trollen und Pullis aus Lopi-Wolle stehen in den Touristen-Shops von Reykjavik neuerdings Gläser mit Asche zum Kauf bereit. Bereits der Eyjafjallajökull avancierte vom Natur- zum Marketingspektakel - nun ist Grímsvötn dran.

Reykjavik - Der Regen hat die Spuren des Vulkansbruchs in der isländischen Hauptstadt Reykjavik längst weggespült, Straßen und Autos von der schwarzen Schicht befreit. Doch weg ist die Asche nicht. Sie befindet sich bereits in den Touristenshops, abgefüllt in dunkle Gläser mit schwarzen Deckeln. Bereits 24 Stunden nachdem sich der Vulkan Grimsvötn im Südosten der Insel wieder beruhigte, standen die brandneuen Souvenirs in den Regalen.

"Wir haben sie am Freitagmorgen reinbekommen", sagt Verkäuferin Gudny Helga Gudmundsdottir vom Touristenshop Islandia auf der Haupteinkaufsstraße der 320.000-Einwohner-Insel. Das mit Asche und Lavasteinen gefüllte Glas kostet 945 Kronen, umgerechnet etwa sechs Euro. Die Verkäuferin ist optimistisch, dass sich das Produkt gut verkaufen wird - aus Erfahrung.

Denn direkt daneben steht das Vorgängermodell: Asche aus dem Vulkan Eyjafjallajökull, der vor einem Jahr den Flugverkehr in ganz Europa mehrere Tage lahmlegte. Ein Verkaufsschlager, wie Gudmundsdottir sagt: "Die meisten Touristen kaufen es." Der Hersteller wohne in der Nähe des Vulkans Grimsvötn, er habe die Asche nach dem Ausbruch in Tüten eingesammelt und abgefüllt.

Gudny Helga Gudmundsdottir arbeitet schon seit 1987 in diesem Geschäft. Seither habe es immer mal wieder Vulkanausbrüche in Island gegeben, doch es niemand sei auf die Idee gekommen, dieses Naturspektakel zu vermarkten. Das hat sich mit den Eruptionen am Eyjafjallajökull geändert.

Da sich Touristen so schwer mit der Aussprache tun, gibt es T-Shirts mit Lautschrift: "AY-uh-fyat-luh-YOE-kuutl-uh", und darunter der Hinweis: "Es ist so einfach auszusprechen". Erhältlich in allen Farben, auch für Kinder - oder als Tasse. In Anspielung auf die Wirtschaftskrise steht auf einem anderen T-Shirt: "Leg dich nicht mit Island an. Wir haben vielleicht kein Bargeld, aber wir haben Asche." Außerdem gibt es Bildbände, Kalender und Videos, die zeigen, wie der Vulkan glühende Lava in die Luft schleudert.

Ausbrüche kurbeln Tourismus an

Bis jetzt ist vom Grimsvötn nur die Asche in Gläsern erhältlich, doch die Verkäuferin hätte schon eine Idee für einen Spruch. Sie schmunzelt und summt zur der Melodie von Britney Spears: "Oops! We did it again." Nach Ansicht des Direktors des isländischen Fremdenverkehrsamts für Kontinentaleuropa, David Johannsson, ist das typisch für sein Land. "Es ist unsere Art, damit umzugehen", sagt er. Ein Vulkansausbruch könne eine Katastrophe sein, auch wenn in den vergangenen Jahren nie jemand zu Schaden gekommen sei. "Doch es ist Teil unseres Landes. Wir sind eine Vulkaninsel", sagt er. Die Menschen versuchten, es mit Humor zu nehmen.

Nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökull hatte er zunächst Angst, der Tourismus könnte darunter leiden. Doch das Gegenteil war der Fall. 2010 reisten seinen Angaben zufolge 500.000 Touristen auf die Insel am Polarkreis, in diesem Jahr sollen es noch mehr werden. "Die Zahlen der ersten Monate machen uns zuversichtlich", sagt der Tourismusdirektor. Ein kräftiger Impuls wird durch die Frankfurter Buchmesse erwartet. Island ist in diesem Herbst Ehrengast und präsentiert sich mit einem breiten Kulturprogramm.

Doch auch die Vulkanausbrüche kurbeln den Tourismus an. Island sei auf der Landkarte näher gerückt, berichtet Johannsson. Vielen Europäern sei die Insel am Polarkreis früher ewig weit weg erschienen. Mit der Aschewolke habe sich geändert, denn: "Wenn sie es bis zu uns schafft, kann Island nicht so weit weg sein."

Vulkan-Parfüm und Asche-Postkarten

Auch der isländischen Designerin Sigrun Lilja Gudjonsdottir kommt der Vulkanausbruch gelegen. Er inspirierte sie zu einer neuen Parfümkreation: mit Schmelzwasser aus dem Gletscher Vatnajöküll, unter dem der Grimsvötn liegt. "Als die Eruption losging, hat mein Herz angefangen, wirklich sehr schnell zu schlagen", sagt Gudjonsdottir über den Moment, in dem ihr die Idee zu dem neuen Duft kam.

Bereits 2010 brachte Gudjonsdottir ein Parfüm heraus und nannte es in Anlehnung an den damals spuckenden Vulkan "EFJ Eyjafjallajöküll". Ihre neue Kreation soll den Namen "VJK Vatnajöküll" tragen und im Gegensatz zum Vorgänger für den Herren sein. Die genaue Zusammensetzung der Duftnote stehe zwar noch nicht endgültig fest, es solle aber ein "sehr männliches" Parfüm werden, das die Kraft des Grimsvötn heraufbeschwöre, sagt Gudjonsdottir.

Wie bei ihrer ersten Duftkreation soll auch diesmal die Abkürzung "VJK" den Touristen in ihrer Heimat die Aussprache des Parfüms erleichtern. Der Duft soll im Herbst auf den Markt kommen und an den Erfolg von "EFJ" anknüpfen: Mehr als 2000 Flaschen davon wurden bisher verkauft, für rund 80 Euro pro 100 Milliliter.

Auch im Souvenirshop "Die Wikinger" in Reykjavik finden Produkte mit Vulkan-Bezug reißenden Absatz. Die Verkäuferin Elisabet Asgeirsdottir zeigt auf eine fast leere Box: Auf den letzten paar Postkarten ist eine riesige weiß-graue Wolke abgebildet, die vor der Kulisse grüner Wiesen in den blauen Himmel zieht. "Die Bilder sind eine gute Werbung für Island", sagt Asgeirsdottir. Sie zeigten, wie schön die Landschaft hier sei.

Auf den Postkarten kleben in der Ecke kleine Plastikfenster gefüllt mit Vulkanasche. Und natürlich dürfen auch hier neben dicken Wollpullis und kleinen Trollfiguren die Gläser vom Grimsvötn nicht fehlen.

Kathrin Hedtke, dapd/afp
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