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Großbritannien: Schottland ist anders, ganz speziell

Foto: Eva-Maria Träger

Was Schottland so besonders macht Trachten, Moorhuhn und die Scotties

Schottland ist im Vereinigten Königreich etwas ganz Besonderes, auch ohne Unabhängigkeit. Doch was macht es so anders? Eine Annäherung - von Shortbread über Schlösser zu Shetland-Ponys.

Schottland ist etwas Besonderes, das weiß jeder, der das Land schon mal bereist hat - oder auch nur auf einen seiner Einwohner getroffen ist. Wer zum ersten Mal dorthin fährt, stellt sich trotz aller Vorbereitungen häufig England vor, nur einsamer. Und natürlich gibt es viele Gemeinsamkeiten zwischen beiden Ländern. Doch manches findet man eben doch nur in Schottland.

Ein kleiner persönlicher Überblick - von der Sprache übers Essen bis zu typisch schottischen Tieren.

Die Sprache: Gib mir ein R!

Hou ar ye? Schotten sind bisweilen schwer zu verstehen

Hou ar ye? Schotten sind bisweilen schwer zu verstehen

Foto: imago

Die schottische Sprache: Gib mir ein R!

Eigentlich sprechen die Schotten Englisch - nur versteht man das oft nicht gleich. Das Ohr erreicht ein Bellen, Krächzen und R-Rollen, das nur entfernt an die bekannte Sprache erinnert. Und damit ist nicht das Gälisch gemeint, das man auf vielen offiziellen Schildern lesen kann. Die Schotten selbst unterscheiden bei "ihrem" Englisch eine Reihe von Dialekten - für Ausländer aber klingt zunächst alles gleich fremd.

Aber keine Bange: Man hört sich ein! Und irgendwann versteht man auch ohne mehrfaches Nachfragen, dass die Schotten das E in Perth beispielsweise wie unser kurzes E aussprechen, mit rollendem R hinterher, und nicht als Ö, wie man es gewöhnt ist.

Die Tradition: Spitzen Tänze, kleines Karo

Baumstammwerfen gehört auch zur schottischen Kultur

Baumstammwerfen gehört auch zur schottischen Kultur

Foto: epa Steve Cox/ picture-alliance/ dpa

Die schottische Tradition: Spitzen Tänze, kleines Karo

Dass die Schotten viel Wert auf ihre Geschichte legen, merkt man nicht nur an der Sprache oder an den Trachten - vor allem dem Kilt! - , die gerne zu jeder Gelegenheit angezogen werden. Bei den Highland Games, die alljährlich in den Sommermonaten  überall im Land abgehalten werden, werden die Traditionen zelebriert.

Neben den Wettkämpfen, bei denen Mitglieder der einzelnen Clans beispielsweise beim Hammer- oder Baumstammwerfen gegeneinander antreten, gibt es viele weitere Aktivitäten. Wer in dieser Zeit durchs Land reist, dem kann es durchaus passieren, dass er auf der Straße von einem berockten Mann in eine Halle gebeten wird - wo Kinder auf Zehenspitzen zum ersten Mal auf großer Bühne schottische Tänze aufführen.

Die Kleidung auf diesen Veranstaltungen ist traditionell kariert, wobei es feine Unterschiede in Färbung und Größe der Linien gibt. Jeder Clan, jede schottische Familie hat ein eigenes Muster. Über kleine Lexika und Führer lässt sich herausfinden, welcher Tartan zu wem gehört .

Das Essen: Schafsmagen und Hundekekse

Schottland kulinarisch: Haggis mit Steckrübenpüree und Whisky

Schottland kulinarisch: Haggis mit Steckrübenpüree und Whisky

Foto: Corbis

Das schottische Essen: Schafsmagen und Hundekekse

Wer das englische Essen schon besonders findet, wird sich bei der schottischen Nationalspeise  Haggis schütteln. Allein die Aufzählung der Zutaten kann Würgereize auslösen: Schafsmagen, gefüllt mit Herz, Leber, Lunge, Nierenfett, Zwiebeln und Hafermehl. Tatsächlich schmeckt Haggis besser als vermutet, vielleicht auch wegen der leckeren Kartoffel- und Rübenpürees, die traditionell dazu serviert werden.

Kindern (und Fremden) macht man übrigens gerne weis, dass Haggis ein Tier aus den schottischen Highlands ist. Visit Scotland zeigt sogar Amateuraufnahmen  davon, und in einer Umfrage von 2003  glaubte auch ein Drittel der befragten US-Amerikaner an die Existenz dieser Art.

Berühmt ist Schottland auch für Moorhuhn, Lamm- und Rindfleisch, es gibt je eine Käse-, Seafood- und Real-Ale-Route  durchs Land - und natürlich kann man auch auf Whisky-Pfaden  wandeln, wenn man dafür nicht schon zu viel getrunken hat.

Scottish Eggs übrigens, mit Hackfleisch umhüllte gekochte Eier, stammen wohl aus London: Das Kaufhaus Fortnum & Mason  will das Rezept 1738 erfunden haben, laut "Telegraph"  liegen die Ursprünge allerdings möglicherweise in Indien. Dafür ist Shortbread  relativ sicher schottischen Ursprungs. Maria Stuart soll das Gebäck einst aufgebracht haben. Besonders in der Form von Scottie Dogs  sind die Kekse heute bei Touristen ein beliebtes, weil süßes (und günstiges) Souvenir.

Die Landschaft: Highlands, Islands und Hollywood

Die schottische Landschaft: Highlands, Islands und Hollywood

Nicht nur fürs Links-Fahren-Üben ist Schottland ein Traum

Nicht nur fürs Links-Fahren-Üben ist Schottland ein Traum

Foto: Eva-Maria Träger

Schottland gilt als einsam. Und tatsächlich ist es abseits der Großstädte Glasgow und Edinburgh auch in der Hauptreisezeit leer auf den Straßen. Wer Angst vor dem Linksverkehr hat, kann hier also getrost üben.

Neben den Highlands ziehen vor allem die Inseln Touristen an - die Inneren und Äußeren Hebriden genau wie die kleinen Eilande und Halbeilande in den überall im Land verstreuten Lochs. Ein berühmtes Fotomotiv ist beispielsweise das Schloss Eilean Donan, das im Westen am Zusammenfluss dreier Seen liegt. Hier wurden unter anderem Szenen für "Highlander" und den US-Schmachtstreifen "Verliebt in die Braut" gedreht.

Neben weitläufigen Berg-, Wald- und Küstenlandschaften bietet Schottland aber auch viele niedliche Städtchen und Dörfer. Neben dem Universitätsort St. Andrews , der Heimat des Golfsports, in der auch Prinz William und seine Frau Kate studiert haben, ist unter anderem Tobermory  auf der Insel Mull unbedingt sehenswert, Heimat der Tobermory Cat . Und an der recht entvölkerten Nordseeküste nördlich von Aberdeen liegt  Pennan, Filmfreunden als Schauplatz von "Local Hero"  bekannt. Achtung: Die einspurige Straße ins Dorf ist unglaublich steil! Und hier gibt es ausnahmsweise durchaus viel Gegenverkehr.

Die Besucher: Munroists und Hill Racer

Wandern auf Iona (Innere Hebriden): Wettstreit mit der Natur

Wandern auf Iona (Innere Hebriden): Wettstreit mit der Natur

Foto: Eva-Maria Träger

Die Besucher Schottlands: Munroists und Hill Racer

Obwohl die Schotten bekanntermaßen wissen, wie man feiert, gilt Schottland gemeinhin nicht als ideales Land für Party-Touristen. Visit Scotland lockt mit dem Versprechen "historischer Burgen, traditioneller Highland Games und wunderschöner Seen". Und tatsächlich reizt viele Besucher vor allem die Natur - beziehungsweise der Wunsch, sich mit ihr zu messen.

Die einen erwandern sich die Highlands oder klettern auf schmalen Pfaden entlang der Küsten. Andere reizt die Höhe der Berge - alle 282 Munros  zu besteigen etwa. So werden in Schottland die Gipfel genannt, die höher als 3000 Fuß (ca. 914 Meter) sind. Namensgeber  Hugo Thomas Munro soll bis auf wenige Ausnahmen alle erklettert haben. Wer wirklich alle geschafft hat, darf sich "Munroist" nennen und wird in eine entsprechende Liste   aufgenommen. Ähnliche Ehren gibt es für das Erklimmen der niedrigeren Corbetts, Grahams, Donalds und Furths.

Hill Running  oder Racing  ist in Schottland ebenfalls beliebt - wer wandert, sollte sich also nicht über flinke Überholer wundern. Angeblich soll das erste Auf-den-Gipfel-Laufen überhaupt 1064 in Braemar stattgefunden haben. Heute sind die Rennen oft Teil der Highland Games.

Die Tiere: Terrier, Ponys und ein scheues Ungeheuer

Shetland-Ponys sind ein beliebtes Postkartenmotiv

Shetland-Ponys sind ein beliebtes Postkartenmotiv

Foto: imago

Die schottischen Tiere: Terrier, Ponys und ein scheues Ungeheuer

Was der Queen - und den Walisern - ihre Corgis, ist den Schotten ihr Terrier : Der Scottie ist laut dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) ein "untersetzter Hund, von seiner Größe für die Bauarbeit geeignet". Neben einer Reihe anderer Eigenschaften sei sein Charakter auch von einer "gewissen Eigenbrötelei" geprägt - ein Charakterzug, der sicher auch so manchem Besitzer nachgesagt wird.

Ebenfalls eng mit Schottland verwoben sind zwei sehr haarige Arten, die gerne als Postkartenmotive verschickt werden: die braun-rot gefärbten Hochlandrinder  aus dem Nordwesten Schottlands - und die Shetland-Ponys. Visit Scotland präsentiert Letztere in Strickjacken aus - na? - Shetlandwolle  und lässt ein Exemplar in einem Werbevideo  sogar tanzen - den nicht sehr schottischen Moonwalk.

Das wohl berühmteste Tier aber zeigt sich nur selten in der Öffentlichkeit  und scheint jetzt sogar nach England ausgewandert zu sein. Die "Daily Mail" " zumindest meinte, Ungeheuer Nessie kurz vor dem Referendum südlich der Grenze gesichtet zu haben. Aber vielleicht hat das Scheitern der Unabhängigkeitsabsichten das scheue Wesen jetzt doch zur Rückkehr bewegt.

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