Slowenien Skilaufen mit Adriablick

Zwei hölzerne Bretter, vorne hochgebogen, ein Knüppel zum Steuern und Stützen - mit dieser Ausrüstung sausten die Slowenen bereits im 17. Jahrhundert durch den Schnee ins Tal. Wenn auch heute manche Seilbahn nicht die modernste ist, Sloweniens Skigebiete sind bei günstigen Preisen ein Reise wert.

Kranjska Gora - Slowenien spielt für Skiurlauber aus Deutschland keine so bedeutende Rolle wie Österreich und die Schweiz. Der Anteil des Landes an den Alpen ist eher gering, und er liegt ganz im Südosten des Gebirges - für Reisende aus dem Norden also nicht unbedingt vor der Haustür. Doch die Skigebiete bei Maribor, Krvavec, Kranjska Gora, Vogel und Kanin sind durchaus eine Reise wert.

Das Skilaufen hat eine lange Tradition in Slowenien. Der Historiker Johann Weichard Valvasor beschrieb das bereits im Jahr 1689 in seinem Werk "Die Ehre des Herzogtums Krain" so: "Zu diesem Zwecke nehmen Männer und selbst Frauen zwei hölzerne Bretter, vorne hoch gebogen. Die Schuhe werden in einen Gurt aus Leder gesteckt. Ein langer Knüppel dient als Stütze und zum Steuern. Sie lassen sich mit unglaublicher Geschwindigkeit zu Tale hinab."

Dass auch die modernen Slowenen auf der Piste schnell unterwegs sind, beweist das Beispiel Bojan Krizaj, der in den achtziger Jahren mehrere Weltcup-Slaloms gewann. Heute ist es die Slowenin Tina Mazes, die vor allem im Riesenslalom häufig auf die Podiumsplätze fährt.

Auf den ersten Blick bieten Sloweniens Skigebiete keine optimalen Bedingungen: Die Seehöhen der Gipfel sind vergleichsweise gering, gepolsterte Achter-Sesselbahnen aus neuester Produktion mit einer Wetterschutzhaube gibt es nicht. Doch jede Menge Schneekanonen und eine international konkurrenzfähige Präparierung sorgen trotzdem für viel Skigenuss. Das Gebiet Maribor-Pohorje zum Beispiel schaffte im Winter 2002/2003 immerhin 140 Betriebstage. Und die 2300 Meter hoch gelegene Piste in Kanin im Dreiländereck Italien-Österreich-Slowenien gibt den Blick bei gutem Wetter sogar bis zur Adria frei.

Deutschsprachige Gäste zählen in Slowenien zu den Exoten und werden mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt. Sie kommen mit Skipass-Preisen zwischen 15 und 23 Euro pro Tag gut weg - das ist rund ein Viertel weniger als in Nachbarländern wie Italien oder Österreich. Die Qualität der Mahlzeiten in Skihütten ist trotz niedriger Preise gut, Zimmer mit Frühstück gibt's pro Nacht ab zwölf Euro. Bei 80 Cent je Liter Superbenzin können auch Autofahrer sparen, und von München bis nach Kranjska Gora sind es keine 350 Kilometer.

Hier die wichtigsten slowenischen Skigebiete im Überblick:

Maribor-Pohorje: Möglich sind bis zu zwölf Stunden Skibetrieb pro Tag. Bis 22 Uhr tummeln sich auf den hell beleuchteten und breiten Pisten die Einheimischen sowie viele Nachbarn aus dem Großraum Graz - die Hauptstadt der Steiermark in Österreich ist nur eine halbe Autostunde entfernt. Bei Bedarf wird der Betrieb auf den beleuchteten zehn Pistenkilometern kurzfristig bis 2 Uhr nachts verlängert.

Tagsüber sind insgesamt 60 Kilometer Piste befahrbar. Die Nordhänge bieten 1000 Meter Höhenunterschied, die Seilbahnen erschließen unter anderem eine schwarze Abfahrt für Könner, die nach frischem Schneefall ein bis drei Tage lang nicht präpariert wird. Die sogenannte touristische Piste dagegen schlängelt sich auf langen Ziehwegen gen Tal und bleibt stets im blauen Schwierigkeitsbereich. Gleich neben der Bergstation können die Ski auch gegen Pferde getauscht werden, Reitlehrer stehen zur Verfügung. In Maribor-Pohorje stehen die Zeichen auf Ausbau: Im Jahr 2005 sollen etwa 300 Hotelbetten im Viersterne-Bereich hinzukommen, im Dezember 2004 wurden bereits zwei neue Sechser-Kuppelbahnen in Betrieb genommen.

Krvavec: Das bei Cerklje gelegene Gebiet gilt als der Hausberg von Sloweniens Hauptstadt Ljubljana. Eine neue Zubringer-Gondel befördert Skifahrer auf eine Hochalm - eine Talabfahrt ist allerdings nicht möglich. Stattdessen erschließen 7 Seilbahnen und Schlepplifte 33 präparierte Pisten bis auf knapp 2000 Meter über dem Meer.

18 Pisten sind mit Rot und damit als mittelschwer gekennzeichnet. Eine Abfahrt bleibt für Freerider unpräpariert, für Snowboarder gibt's eine 150-Meter-Halfpipe. Oben auf der Alm lässt der Luxus zwar nach: Die Sessel haben Holzbrettern statt Polsterung, der einsame Einer-Sessellift bewegt sich nur im Kriechgang, und auch den fast vergessenen Tellerlift gibt's hier noch. Doch die Halfpipe, Pisten mit Zeitmessung, zwei Sprungschanzen und die Beschneiung des Gebiets locken gerade an den Wochenenden viele Skisportler aus Ljubljana an.

Kranjska Gora: Gleich hinter der Kärntner Grenze liegt das bekannteste Skigebiet Sloweniens mit den Gipfeln der Julischen Alpen. Skifans kennen den Ort als Austragungsstätte für Weltcup-Rennen. Der in einem Seitental gelegene Vorort Planica bietet eine Schanze, auf der schon etliche Skiflugweltrekorde aufgestellt wurden.

Für das Weltcup-Wochenende am 26./27. Februar 2005 wurde der alte Sessellift als Zubringer zur Rennstrecke durch einen neuen ersetzt. Seit Dezember 2004 surrt außerdem eine neue Vierer-Sesselbahn zur verbreiterten Podkoren-Abfahrt. Eisklettern, eine Kinderskischule, Schlittenpartys im Licht von Fackeln, 40 Kilometer Loipen und ein Casino sorgen für viel Abwechslung. Insgesamt 21 Seilbahnen und Lifte erschließen 30 Kilometer überwiegend blau gekennzeichnete Pisten. 800 Meter Seehöhe im Tal bedeuten meist Schnee bis in den April hinein.

Vogel: Dieses Skizentrum liegt in der Bohinj-Skiregion südlich von Kranjska Gora. Die obere Hälfte der Abfahrt vom Gipfel des Postaja Sija ist präpariert, die untere für Freerider reserviert - sie alleine stellt bereits 12 der insgesamt 36 Pistenkilometer. Hier gibt es viel Abwechslung mit roten und schwarzen Abfahrten. Die Liftstützen inmitten der Pisten sind sorgfältig gesichert.

Gemeinsam mit den Nachbarorten Kobla, Soriska Planina und Pokljuka bringt es die Bohinj-Region auf 65 Kilometer Pisten plus 75 Kilometer Loipen einschließlich eines neuen Snowboard-Parks. Die Seilbahnen zählen nicht zu den schnellsten, schaffen aber zusammen 20.000 Beförderungen pro Stunde und sind durch ein dichtes Skibus-Shuttle-System verbunden. Und wer keine Lust hat, den Skipass voll auszunutzen, darf sich nach Belieben den verbliebenen Rest vom Eintritt im neuen Aqua-Park abziehen lassen - das Kartenlesegerät an der Badekasse weist das entsprechende Guthaben exakt aus.

Kanin: Mit 1600 bis 2300 Meter über dem Meer bietet Kanin den höchsten Punkt aller slowenischen Skigebiete und gleichzeitig einen Blick auf die Adria - sofern das Wetter mitspielt. Die Gondel bewältigt gut 1700 Meter Höhendifferenz und bietet erste Eindrücke von den anspruchsvollsten Pisten im Lande. Eine Abfahrt führt zum Sella Nevea in Richtung Tarvisio in Italien, auch eine Verbindung nach Arnoldstein in Österreich ist geplant. Der Skipass gilt schon jetzt auf allen Pisten im Dreiländereck. Ein Abstecher in die etwas abgelegene Gegend lohnt sich auch wegen der Restaurant-Szene. Rund um den Ort Kobarid haben sich Slow-Food-Spezialisten wie Hisa Franko etabliert, die vor allem von italienischen Gästen besucht werden.

Von Theo Reisner, gms

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