
"Spaniens schönste Dörfer" Wo Touristen willkommen sind

Sie strahlen gleißend weiß von Berghängen herab, sind aus Feldsteinen oder im Fachwerkstil gebaut - oder liegen fast vergessen an der Küste. Spanische Dörfer sind erstaunlich vielfältig. Doch Touristen, die nur Sevilla, Madrid oder Barcelona ansteuern, bleiben diese Highlights der Provinz verborgen.
Um die Orte auf die Landkarten der Reisenden zu holen, erstellt die Organisation "Los pueblos mas bonitos de España" eine Liste eben derer: der schönsten Dörfer Spaniens.
Darin sind 79 Dörfer im ganzen Land aufgeführt - ob in Andalusien, in Galicien oder auf den Balearen. Vermerkt sind auch die elf Neuzugänge dieses Jahres. Die Kriterien: Die Dörfer müssen eindrucksvoll in die Natur eingebettet sein, ein historisches oder architektonisches Erbe vorweisen können und dieses auch pflegen.
Für die Prüfung durch eine sechsköpfige Kommission aus Historikern, Erbrechtlern und anderen Fachleuten zahlen die Dörfer 600 Euro. In den Folgejahren kontrolliert die Kommission wiederholt, ob die Orte sich bei Denkmalschutz, Renovierung und Kulturförderung engagieren.
Spanien ist nicht das einzige Land mit so einem Programm. Die Idee wurde in Frankreich geboren, wo es seit 1982 den Verein "Les Plus Beaux Villages de France" gibt. Später ahmten Italien und Belgien das Prinzip nach - und 2011 eben auch Spanien.
Zu schade, um unbeachtet zu bleiben
Für die Dörfer ist das Marketing bitter nötig. Denn Spanien leidet - ähnlich wie Italien - unter Landflucht und Dorfsterben. So ist die Einwohnerzahl von Bonilla de la Sierra - auch "uno de los pueblos mas bonitos" - von 977 im Jahr 1950 auf 124 gesunken. Das gibt dem verlassenen Ort einen morbiden Charme, aber der mittelalterliche Stufenbrunnen und eine ebenfalls aus dem Mittelalter stammende Hängebrücke sind eigentlich zu schade, um unbeachtet zu bleiben.
Die Liste der schönsten Dörfer habe bis zu 500 Prozent mehr Besucher in manche Orte geführt, berichtet Raúl Ortiz, Sprecher der Initiative. Das bringt Wohlstand und neue Arbeitsplätze in Geschäften und Unterkünften. "Zu sehen, wie die Bewohner sich freuen und wie neue Unternehmen in jedem unserer 79 schönen Dörfer erscheinen, ist die größte Freude."
Eine Win-win-Situation oder - wie die Spanier sagen - eine "situación ganar-ganar": Die Dörfer erhalten dringend nötiges Einkommen, und die Besucher erleben ursprüngliches Landleben. Während sie in Barcelona mit "Tourist Go Home"-Graffiti empfangen werden, werden Gäste in Bagergue oder San Martin de Trevejo freundlich aufgenommen - von Menschen, denen die Touristen noch nicht zu viel werden. Noch lange nicht.
Hier finden Sie eine Karte, in der diese spanischen Dörfer eingezeichnet sind.
Sie sind Spanien-Fan und kennen mehr als Marbella, Mallorca und Madrid? Verraten Sie uns, wo Spanien für Sie am schönsten ist. Ob ein verlassenes Dorf in den Bergen, ein trubeliger Ort am Strand oder die bröckelnde Ruine eines alten Schlosses! Schicken Sie Ihren Spanien-Tipp an spon_reise@spiegel.de, am besten mit Foto. Eine Auswahl zeigen wir in Kürze auf SPIEGEL ONLINE. Mit der Einsendung erklären Sie, dass Sie die Rechte am Material haben und mit der Veröffentlichung einverstanden sind.
SPIEGEL+-Zugang wird gerade auf einem anderen Gerät genutzt
SPIEGEL+ kann nur auf einem Gerät zur selben Zeit genutzt werden.
Klicken Sie auf den Button, spielen wir den Hinweis auf dem anderen Gerät aus und Sie können SPIEGEL+ weiter nutzen.
Setenil de las Bodegas: Das andalusische Dorf liegt teilweise unterirdisch in einem Felsen, der durch den Rio Guadalporcún ausgehöhlt wurde. Die Region war maurisch geprägt, bis die Christen das Dorf eroberten. Damit hatten sie jedoch einige Mühe - sieben Versuche waren zuvor erfolglos. Der Name Setenil leitet sich vom Lateinischen "septem nihil" ab: siebenmal nichts.
Der Fels wurde in Setenil pragmatisch als Hausdach genutzt,...
...das nimmt mitunter skurrile Formen an.
Peñíscola im Norden der Autonomen Region Valencia: Das Städtchen zieht im Sommer viele Besucher an - es gibt hier 300 Sonnentage im Jahr.
Wer Ruhe sucht, ist in Carmona bestens aufgehoben. Nur 175 Menschen wohnen hier zwischen den grünen Hügeln der nordspanischen Region Kantabrien.
In Roda de Isábena, Aragonien, leben noch weniger Menschen - es sind nur ein paar Dutzend. Die Chancen stehen gut, dass man sie während eines Besuchs alle kennenlernt. Es ist eigenen Angaben zufolge der kleinste Ort Spaniens mit einer Kathedrale. Direkt neben der Kathedrale residiert in alten Gemäuern ein Hotel, gegessen wird dort in einem Gewölbesaal, stilecht unter Gemälden in dicken, goldenen Bilderrahmen.
Nijar in der andalusischen Provinz Almería: Hier sind die umliegenden Hügel bereits nicht mehr so grün wie im Norden, und Palmen säumen die Straßen. Auf einem Spaziergang durch die schmalen Straßen und in die Werkstätten für Töpferei und Kunsthandwerk ist die arabische Vergangenheit spürbar.
San Martin de Trevejo: In dem Dorf, das nur einen Katzensprung von der portugisischen Grenze entfernt liegt, fließen kleine Bäche durch die Gassen. Hier wird eine eigene Sprache gesprochen - Fala, das dem Portugiesischen ähnlicher ist als dem Spanischen.
Tazones: Das kleine Fischerdorf in der nordwestspanischen Region Asturien zählt etwas mehr als 200 Einwohner. Es besticht durch den Kontrast zwischen dem Blau des Kantabrischen Meeres und dem Grün der asturischen Küste.
Hier fahren noch täglich kleine Boote hinaus aufs Meer und kehren, begleitet vom Kreischen der Möwen, abends mit dem Fang des Tages zurück.
Viniegra de Abajo liegt 300 Kilometer nördlich von Madrid. Im Juli steigt hier immer eine große Party - das Santiago-Fest - und für Weinkenner hat die Gegend auch einiges zu bieten. Das Dorf liegt in der Region La Rioja, die für ihren Wein bekannt ist.
Viniegro de Arriba heißt frei übersetzt Ober-Viniegra und ist als "Las Viniegras" verbandelt mit Viniegra de Abajo ("Unter-Viniegra"). Ein paar Dutzend Einwohner leben in den Bergen auf 1182 Meter Höhe und damit 300 Meter über dem Unterdorf.
Potes: Das Dorf in Kantabrien ist im Vergleich dazu schon fast groß. Hier wohnen knapp 1300 Menschen. In Potes fließen zwei Flüsse zusammen, der Quiviesa und der Río Deva.
Bagergue: Das katalanische Dorf hat bereits einige Male den Blumenwettbewerb "Viles Florides" gewonnen. Außerdem bietet es laut der Organisation "Los Pueblos mas Bonitos de España" im Winter genauso viele Sonnenstunden wie im Sommer.
Bonilla de la Sierra: Der Ort in der Region Kastilien und León hat einen massiven Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen und besticht durch morbiden Charme und ein mittelalterliches Erbe.
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit
Anmelden