Sonnenuntergang auf der griechischen Insel Mykonos
Sonnenuntergang auf der griechischen Insel Mykonos
Foto: Nicolas Economou / NurPhoto / IMAGO

Tipps für die Reiseplanung Wie der Urlaub bezahlbar bleibt

Die Lufthansa kündigt steigende Ticketpreise an, Mietwagen werden knapp und teuer, und selbst ein Ferienhaus ist kein Garant mehr für einen Schnäppchenurlaub. Warum das so ist – und wie Sie sparen können.

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In diesem Jahr dürfte der von vielen Menschen lang ersehnte Sommerurlaub mehr kosten als in den Vorjahren. Wegen des Ukrainekriegs, der die Energiepreise zusätzlich nach oben treibt, seien höhere Preise beim Reisen nicht auszuschließen, sagte jüngst der Präsident des Deutschen Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig.

Doch auf welche Urlaubsarten und Reiseziele könnte das zutreffen? Und wie ließe sich sparen? Lesen Sie hier Tipps und Wissenswertes für Ihre Planung:

Wird Fliegen unbezahlbar?

Der Lufthansa-Konzern bereitet seine Kundinnen und Kunden bereits auf steigende Ticketpreise vor. Wichtige Treiber seien der Ölpreis sowie steigende Gebühren an Flughäfen und bei den Flugsicherungen, sagte Finanzvorstand Remco Steenbergen unlängst.

Ryanair dagegen will an alten Preisen festhalten. »Für diesen Sommer und den Rest des Jahres können wir immer noch niedrige Ölpreise und niedrige Tarife an unsere Kunden weitergeben, weil wir eine sehr starke Position bei der Treibstoffabsicherung haben«, sagte Vorstandschef Michael O’Leary dem Sender Sky News. Die Billigfluggesellschaft hatte in der vergangenen Woche wie die meisten anderen Airlines alle Ukraine-Flüge ausgesetzt. O’Leary geht aber davon aus, dass die Ukraine-Krise keine dramatischen Auswirkungen auf die Buchungen in Osteuropa haben wird, solange sich der Krieg nicht andernorts ausbreitet.

Und wie findet man auch unabhängig von Billigfliegern bezahlbare Flüge? Laut Friederike Burge von der Flugsuchmaschine Skyscanner gibt es jetzt (noch) Sommerflugpreise, die so günstig sind wie seit Langem nicht mehr. Etwa nach Spanien oder Italien. Ihr Tipp: Sich mit einem aktivierten »Preisalarm« per E-Mail aktuell von der Suchmaschine über Preisänderungen informieren zu lassen.

Warum sind Mietwagen so teuer geworden?

»Abgesehen von einer hohen Nachfrage ist aufgrund der momentanen Knappheit an Fahrzeugen auch das Angebot an Mietwagen begrenzt, weshalb die Preise für spontane Fahrzeugbuchungen höher als in den vergangenen Jahren ausfallen können«, sagt Ralph Schiller, Chef der FTI-Group. Er sieht derzeit vor allem bei Mietwagen und Campern einen deutlichen Preisanstieg.

Auch Sixt hat in diesem Jahr deutlich weniger Fahrzeuge zur Verfügung, die Nachfrage sei aber gleichbleibend bis wachsend, was »tendenziell steigende Preise« zur Folge hätte, wie Vorstandschef Alexander Sixt in einem Interview mit dem »Handelsblatt« sagte. Besonders Elektroautos seien nicht in der Stückzahl zu bekommen, wie der Markt sie nachfrage. Weitere Preiserhöhungen seien daher zu erwarten.

Der Münchner Mietwagen-Broker Sunny Cars rechnet laut dem Fachmagazin »fvw« im laufenden Reisejahr ebenfalls mit »gravierenden Engpässen beim Mietwagen«. Hier sollten Interessierte also – wenn möglich – tatsächlich eher früh buchen. Die Fachleute erwarten weitere Preissteigerungen, vor allem bei der sich abzeichnenden hohen Nachfrage in besonders beliebten Urlaubsregionen rund ums Mittelmeer.

Wird der klassische Strandurlaub teurer?

Das Preisniveau für Pauschalreisen ist nach Einschätzung des DRV, der Reisebüros und Veranstalter vertritt, bislang eher stabil. »Wir stellen aber fest, dass sich viele Kunden für etwas höherwertige Angebote entscheiden, vermutlich weil sie wegen der Pandemie in der Vergangenheit weniger reisen konnten«, erläutert Fiebig. Allein dadurch steige der Preis im Schnitt.

Deutschlands größter Reiseveranstalter TUI hat nach eigenen Angaben die Verträge für Hotels und Flüge für den Sommer bereits weitestgehend abgeschlossen. Treibstoffzuschläge für bestehende Buchungen in diesem Sommer schließe er aus, sagt TUI Deutschland-Chef Stefan Baumert. Höhere tagesaktuelle Preise und weniger Last-Minute-Schnäppchen seien eher denkbar.

Bei FTI geht man davon aus, dass es vor allem im weiteren Jahresverlauf zu Steigerungen kommen kann. »Dabei spielt unter anderem die Entwicklung der aktuellen politischen Lage eine wichtige Rolle«, sagt FTI-Chef Schiller. Er empfiehlt eine frühzeitige Urlaubsplanung, denn »mit den gestiegenen Treibstoffkosten erhöhen sich dieses Jahr auch die Flugpreise«.

Dass Reiseanbieter eine frühzeitige Urlaubsbuchung empfehlen und auch vor einer Verknappung des Angebots zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr warnen, ist allerdings nicht überraschend – und auch außerhalb von Krisenzeiten üblich.

Wie wichtig ist frühes Buchen wirklich?

Wer in beliebten Ferienzielen ein ganz bestimmtes Hotel oder eine bestimmte Zimmerkategorie im Auge hat, könnte schon spät dran sein. Grundsätzlich sieht Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverband (DRV) im März aber noch genügend Frühbucherrabatte. Die DRV-Sprecherin rät, jetzt zu buchen und die Reise mit einem Flex-Tarif abzusichern. Damit räumen viele Anbieter das Recht auf Umbuchen oder Stornieren bis kurz vor Reiseantritt ein. Je nach Anbieter ohne Angabe von Gründen, kostenlos oder gegen Aufpreis.

Wer bei Termin, Reiseziel und Unterkunft flexibel ist oder seine Reise individuell zusammenstellt, kann auch auf Last-Minute-Angebote spekulieren. Denn es ist zum Beispiel nicht ausgeschlossen, dass der Krieg in der Ukraine die Reiselust dämpfen wird.

Für Familien kann es sich lohnen, früh einen Flex-Tarif zu buchen – und dabei noch einen sogenannten Kinderfestpreis mitzunehmen. Unter Druck setzen lassen sollte sich jedoch niemand. Gut möglich, dass die Reiseveranstalter ihre Angebote angesichts des Kriegs in Osteuropa auch noch anpassen.

Der Reiseveranstalter FTI hat zum Beispiel am Dienstag angekündigt, seine Frühbucherkampagne bis Ende März zu verlängern. Bis dahin gewährt das Unternehmen seinen Kundinnen und Kunden eigenen Angaben zufolge bis zu 50 Prozent Ersparnis auf den Hotelpreis im Sommerurlaub.

Steigen die Preise für Urlaub in Deutschland?

Auch Urlaub zwischen Rügen und Garmisch-Partenkirchen, der während der Pandemie an Beliebtheit gewonnen hat, dürfte stärker ins Geld gehen als im vergangenen Jahr. Einheitliche Aussagen seien zwar im Moment nur schwer möglich, aber »der Angriff Russlands auf die Ukraine hat ohne Zweifel Auswirkungen auf die Energiepreise und auch auf weitere Bereiche«, erwartet der Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV), Norbert Kunz.

Wie stark die Auswirkungen würden, sei noch nicht absehbar. »Steigende Kosten für Mobilität und Energie, die Kosten für Hygienemaßnahmen und auch Preissteigerungen bei Lebensmitteln machen sich in jedem Fall aber schon jetzt in der Urlaubskasse bemerkbar.«

  • Nach Daten der Vergleichsportals Check24 kosten Ferienwohnungen in Deutschland in der Hauptreisezeit Juni bis August derzeit im Schnitt zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Hotelübernachtungen verteuern sich demnach um durchschnittlich 16 Prozent.

  • Auch Hotels in Deutschand könnten teurer werden. Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband stimmte bereits vor dem Energiepreissprung infolge des Ukrainekriegs auf höhere Preise ein. Als Gründe nannte Landesgeschäftsführer Thomas Geppert die Erhöhung des Mindestlohns, einen neuen Tarifvertrag, steigende Energiekosten und die Folgen der Coronapandemie: »Gastgewerbliche Betriebe sind besonders energie- und personalintensiv.«

Reisebüro oder Onlineportal – wie spart es sich am besten?

Sparfüchse kommen um einen genauen Preisvergleich nicht herum. Zwar behauptet DRV-Sprecherin Heinen: »Wenn man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht, kosten Pauschalreisen über alle Vertriebskanäle das Gleiche.«

Jürgen Zupancic vom Magazin »Clever reisen!« sieht trotzdem Sparpotenzial, wenn man die Preise richtig prüft: »Dafür müssen alle Bestandteile der Angebote herangezogen werden, etwa Größe, Ausstattung und Meerblick beim Zimmer, Verpflegung, Abflughafen, Transfers – und die detaillierten Bedingungen des Flexpreises.« Beim klassischen Badeurlaub können Reiselustige diese Mühe gut dem Reisebüro nebenan überlassen.

Reiseportale mit vielen Filtereinstellungen helfen aber auch. Ein Check24-Veranstaltervergleich ermittelte im Februar etwa bis zu neun Prozent günstigere Preise bei identischem Abflugort, gleichem Hotel, identischer Zimmerkategorie und Verpflegung sowie gleicher Reisezeit.

Individualreisenden, die nicht auf ein Ziel festgelegt sind, können sich im Flugbuchungsportal ihrer Wahl bestimmte Suchfunktionen zunutze machen – bei Skyscanner kann man zum Beispiel »Alle Orte« aktivieren, um sich nicht nur die Abflüge im Heimatort anzeigen zu lassen. Urlauber, die nicht an feste Zeiten gebunden sind, werden nach dem Klick auf die Suchfunktion »Hinreise« auf »günstigster Monat« fündig.

Gut zu wissen: Angebote von Discountern erwiesen sich im Preistest von »Clever reisen!« als nicht grundsätzlich günstiger.

Welche Spartipps gibt es noch für einen günstigen Sommerurlaub?

Ein klassischer Tipp für Sparsame sind Abflüge von einem Bundesland, das in dem Zeitraum keine Ferien hat, sowie die Wahl von Abflugzeiten in der Nacht oder frühmorgens. Die Vorschläge sind zwar nichts für Bequeme, können aber die Flugkosten bis zu 25 Prozent senken.

Der Reiseverband DRV weist außerdem darauf hin, dass auch Pauschalreisen mit geringfügig weniger oder mehr Urlaubstagen als die exakten zwei Wochen im Vergleich günstiger sein können.

Und natürlich hängt besonders viel von der Wahl des Urlaubslandes ab: Jürgen Zupancic von »Clever reisen!« hat in einem Preisvergleich von Angeboten aus den Jahren 2018 und 2022 Ägypten und Tunesien als preisgünstig ausgemacht. Das Check24-Vergleichsportal ermittelte erschwingliche Sommerferien für Familien auf Sardinien, Mallorca und Madeira. Wer schon immer in die Vereinigten Arabischen Emirate wollte und die Wüstenhitze nicht scheut, könne dort jetzt günstige Angebote finden.

jus/dpa
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