Waldbrände auf La Gomera "Wir gehen hier durch die Hölle"

Waldbrände auf La Gomera: "Wir gehen hier durch die Hölle"
Foto: DESIREE MARTIN/ AFPSan Sebastián/Hamburg - Es sei das schrecklichste Feuer, das sie je auf La Gomera gesehen habe, berichtet eine junge Spanierin unter Tränen. "Die Brände sind außer Kontrolle - die Flammen explodieren wie Bomben", sagte sie telefonisch am Montag. Starke Winde und die hohen Temperaturen von rund 40 Grad Celsius würden die Löscharbeiten auf der kanarischen Insel zurzeit unmöglich machen. Betroffen sind vor allem die westlichen Gebiete um den Ort Valle Gran Rey. "Das Feuer ist nicht zu stoppen, es frisst sich durch die Hügel", so die Anwohnerin.
Nach Informationen der spanischen Zeitung "El Mundo" mussten seit Freitag rund 3000 Einheimische und Urlauber ihre Häuser und Unterkünfte in La Gomeras beliebtestem Urlauberort verlassen. Sie kamen zunächst in Schulen unter, rund 30 Wohnhäuser brannten nieder. Am Montagmorgen sind mindestens 900 Menschen mit gecharterten Schiffen von Valle Gran Rey nach San Sebastián gebracht worden, wie die Regierung der Kanareninsel mitteilte. Inzwischen breitet sich das Feuer in Richtung auf die Ortschaft Vallehermoso im Norden der Insel aus. Deren 3000 Bewohner wurden mit Bussen und Autos ebenfalls nach San Sebastián gebracht.
Auf La Gomera und Teneriffa wüten seit über einer Woche immer wieder Waldbrände. Zwischenzeitlich waren die Feuer unter Kontrolle, sie flammten allerdings wieder auf. Auf Teneriffa mussten zeitweise mehr als 2200 Bewohner ihre Häuser verlassen, berichtete die spanische Zeitung "El Mundo". Spanien leidet derzeit unter einer extremen Trockenheit. Nach dem trockensten Winter seit 70 Jahren hat das Feuer auch auf den spanischen Inseln leichtes Spiel - die Behörden vermuten hinter dem Feuer auf La Gomera Brandstiftung.

Waldbrände auf La Gomera: Evakuierung von Urlaubsort Valle Gran Rey
Thomas Scherer, der am Montag aus seinem Urlaub auf La Gomera nach Münster zurückgekehrt ist, berichtete: "Die Insel brennt. Es war wie eine Mausefalle. Wir wurden zweimal aus Valle Gran Rey evakuiert und haben die Nacht im sicheren Abstand zum Feuer in einem Hotel direkt am Strand verbracht." Da die Straße gesperrt war, hätte man den Ort nur mit einem Boot verlassen können. Allerdings gibt es keine offiziellen Schiffsverbindungen: "Wir hatten das Glück, auf einem Whale-Watching-Boot Platz zu bekommen."
Lorbeerwälder sind von Flammen bedroht
Am Montag kämpften sechs Hubschrauber und drei Löschflugzeuge gegen die Flammen auf La Gomera. "Die Geografie der Insel macht das Löschen sehr schwierig", sagte eine Sprecherin der Tourismusbehörde in San Sebastián. Hügel und abschüssiges Gelände bereiteten den Einsatzkräften große Probleme. Die Feuerwehr habe große Schwierigkeiten, die Brände auf La Gomera einzudämmen, sagte auch der regionale Wirtschaftsminister Javier Gonzalez Ortiz am Sonntag. Mindestens 5000 Hektar Land seien bisher von den Bränden vernichtet worden.
Eine Frau aus der Region berichtete per Telefon, dass die Brände auch den südlichen Teil des Nationalparks Garajonay erreicht hätten. "Es ist schrecklich. Es dauert noch Tage, bis das Feuer unter Kontrolle sein wird. Wir gehen hier durch die Hölle", sagte die Mitarbeiterin eines Tourismusbüros. Der Park gehört seit 1986 zum Weltnaturerbe der Unesco, zu ihm gehören Lorbeerwälder von hohem ökologischen Wert. Einige der bewaldeten Areale - ein artenreiches Urwaldgebiet mit üppiger Vegetation - gebe es bereits seit elf Millionen Jahren. Einem Bericht des Senders BBC zufolge wurden bereits 750 Hektar des Parks vernichtet.
Unterdessen hat die spanische Botschaft in Berlin bestätigt, dass für die Waldbrände auf La Gomera Level zwei ausgerufen wurde. Demzufolge ist nicht mehr die Lokalregierung, sondern die Regierung der Autonomen Region der Kanarischen Inseln für die Bekämpfung des Feuers zuständig. "Bei Level drei übernimmt die spanische Zentralregierung die Bekämpfung", sagte ein Botschaftssprecher.
Der größte deutsche Reiseveranstalter TUI fürchtet bisher nicht um seine Ferienanlagen auf La Gomera. "Dennoch haben wir die rund 30 Gäste aus der Region vorsichtshalber per Schiff nach Teneriffa gebracht, wo sie von der Reiseleitung betreut werden", sagte eine Sprecherin. Auch würde das Unternehmen bis zum 20. August keine weiteren Gäste auf die Inseln anreisen lassen. Neu ankommende Touristen würden auf Teneriffa bleiben.