Bei Roskosmos sind Plätze frei Ab ins All!

Garantiert unverbaute Fernsicht und jede Menge Sonnenaufgänge: Die Raumstation ISS
Foto:Handout/ NASA/ ESA/ Getty Images
Im nächsten Jahr sollen wieder zwei Touristen zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Die russische Raumbehörde Roskosmos macht zwei ihrer Plätze frei für zahlende Besucher. Das hat es seit 2001 bisher erst siebenmal gegeben - viel exklusiver kann man also kaum verreisen.
Der Start, teilt Roskosmos mit, sei für Ende 2021 geplant. Wann genau, steht noch nicht fest. Gestartet wird wie üblich vom russischen Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan, wo man auch vorab schon ein wenig Zeit einplanen sollte: Fitnesstests, Training und Vorab-Quarantäne sind Grundbedingung für Flüge ins All.
Der Transport zwischen Erde und ISS ist nicht gerade öffentlicher Nahverkehr, sehr teuer und dementsprechend selten: Bisherige Touristen mussten rund zwei Wochen im Orbit einplanen, dazu die Trainings- und Quarantänezeiten. Die sind derzeit besonders wichtig, denn natürlich soll vermieden werden, dass Raumtourismus-Aspiranten irgendwelche Krankheiten einschleppen. Die ISS ist seit November 2000 permanent mit zwei bis sechs Personen besetzt, die im Normalfall ein halbes Jahr im Orbit verbringen.
Was dürfen Touristen erwarten?
Wer den Weg ins All wagt, sollte sich darauf einstellen, dass auch der Magen zwei Wochen lang nicht mehr weiß, wo oben und unten ist: Auf der Raumstation herrscht Schwerelosigkeit. Selbstverständlichkeiten wie Duschen sind nicht möglich, Wasser wird in einem Endlos-Kreislauf aufbereitet, die kulinarische Versorgung bietet allerdings absolut alles, was sich aus Tuben und Kunststoffbehältern schlürfen lässt.

Zahlender Pionier: Der Unternehmer Dennis Tito wurde 2001 zum ersten Weltraumtouristen
Foto: © Shamil Zhumatov / ReutersAn den Geruch an Bord gewöhnt sich die menschliche Nase offenbar schnell, viel gelüftet wird dort allerdings nicht. Vor drückenden Bettfedern oder zu weichen Matratzen braucht man dagegen mangels Schwerkraft keine Angst haben: Übernachtet wird quasi im Fledermaus-Stil angeschnallt in einer Art Wandschrank.
Kurzum: Verzicht und Genügsamkeit sind bei dieser Art des Reisens eher angesagt als Luxus. Und das bei Preisen, die Roskosmos erst einmal gar nicht öffentlich nennt: Raumreisen sind bisher nur für diejenigen unter uns erschwinglich, die sich sonst vielleicht nächsten Sommer eine kleine Insel von den Zinsen ihres Milliardenvermögens gekauft hätten.
Bisherige Reisen kosteten zwischen 15 und 35 Millionen Dollar. Was die Russen aktuell verlangen, machten sie bisher nicht bekannt. Die USA veranschlagen derzeit rund 31.000 Euro pro Tag - plus 50 Millionen für den Transfer.
Raumtourismus: Was soll das?
Was man dafür bekommt? Zum Beispiel jede Menge Sonnenauf- und Untergänge: Bei rund 16 Erdumkreisungen pro Tag kommen in zwei Wochen rund 224 romantische Momente zusammen. Unverbaute Fernsicht ist ebenfalls garantiert - und die Erfüllung eines uralten Menschheitstraumes.
Kein Wunder, dass schon kurz nach den ersten bemannten Raummissionen die Idee des Weltraumtourismus ventiliert wurde. Die inzwischen aufgelöste US-Fluglinie PanAm nahm schon von 1964-1989 Reservierungen für Mondflüge entgegen. Am Ende standen rund 93.000 Namen auf der Liste - Nachfrage ist also offenbar vorhanden.

Raumkapsel Crew Dragon: Transporter für bis zu sieben Passagiere auf 9 Kubikmeter Raum. Wer da urlaubt, mag menschliche Nähe
Foto: Uncredited/ dpaBleiben das Einzelfälle? Kommt da noch mehr?
Gut möglich, dass auf die ersten, extrem zahlungsfähigen Raumtouristen bald mehr folgen werden - zu unterschiedlich hohen Preisen. Mehrere Unternehmen planen eine Reihe verschiedener touristischer Raumtrips - vom pauschalen Minitrip bis zur Fernreise.
Die Holzklasse für den angehenden Raum-Massentourismus wird dabei von sogenannten Suborbitalflügen repräsentiert. Vorreiter wird hier wohl die Firma Virgin Galactic sein: Sie will bis zu sechs zahlende Touristen jeweils zweimal bis auf 100 Kilometer Höhe katapultieren, an die Grenze des Weltraums. Was man davon hat: kein volles Schwerelosigkeitserlebnis (abgesehen von den jeweils rund drei Minuten am Höhepunkt des Parabelfluges). Dafür gibt es beste Fernsicht auf den Ball, auf den wir leben und einen garantiert wolkenfreien Sternenhimmel. Das Ganze ist eine Art Extrem-Achterbahnfahrt, die nach rund 3,5 Stunden vorbei ist. Kostenpunkt: voraussichtlich 200.000 Dollar pro Teilnehmer.
Das Unternehmen Space Adventures hat bisher alle Flüge zur ISS vermittelt und plant auch, das weiterhin - und vermehrt - zu tun. Das Angebot soll durch Suborbitalflüge für den kleineren Geldbeutel (siehe oben), aber auch durch mehrtägige Orbit-Flüge an Bord einer Crew-Dragon-Raumkapsel ausgebaut werden. Die Unterbringung dort dürfte sich etwa an den Platzvorgaben der Legehennenverordnung orientieren, den zahlenden Gästen aber echte Gagarin-Gefühle bieten. Funfact: Kapseln haben keine Toiletten. Ob die Gäste vorab auch ein Windeltraining erwarten dürfen, ist nicht bekannt.

Traumreiseziel Mond: Von hinten haben den erst 24 Menschen gesehen. Ab 2023 könnten es mehr werden
Foto: EDDIE KEOGH/ REUTERSAxiom Space ist ein Unternehmen, das sich die Erweiterung touristischer Aufenthaltsmöglichkeiten im All ins Auftragsbuch geschrieben hat. In diesem Jahr stellte die Nasa das erst 2016 gegründete Start-up als Partnerunternehmen vor, das die ISS um zusätzliche Module erweitern soll, die der Unterbringung von Touristen dienen sollen - es wäre das erste Hotel im All. Bis es so weit ist, will Axiom erste Gäste wie bisher in den Mannschaftsquartieren unterbringen - und das schon ab 2022.
Schon ein Jahr darauf soll dann auch die erste echte Fernreise im All stattfinden. Denn in kosmischen Maßstäben sind die 400 Kilometer Orbithöhe, in der die ISS um den Erdball kreist, natürlich noch nicht einmal erwähnenswert.
Mit dem noch in Entwicklung befindlichen Raumschiff "Spaceship" - man darf davon ausgehen, dass sich da noch jemand etwas cooleres einfallen lässt - will das Unternehmen SpaceX schon 2023 erste zahlende Reisende auf einen Trip um den Mond mitnehmen. Der umkreist die Erde in einer leicht elliptischen Bahn in bis zu 405.000 Kilometer Entfernung - nichts für Leute mit schwachen Nerven und Neigung zu Heimweh. Einen ähnlichen Trip plant auch Space Adventures, die den geschätzt zehntägigen Flug mit russischen Raumfahrzeugen anbieten wollen - wann genau, steht noch nicht fest. Und auch über Preise schweigt man in dieser extrem exklusiven Fernreisekategorie natürlich.