Wer in die Khumbu-Region will, fliegt nach Lukla: Der kleine Himalaja-Ort ist seit dem Bau des Flughafens durch Edmund Hillary der zentrale Zugang zum Trekkinggebiet rund um den Mount Everest. Tausende deutsche Touristen landen jährlich auf einer der gefährlichsten Pisten der Welt.
München - Ungefähr eine halbe Million Touristen erwartet Nepal in diesem Jahr - darunter dürften auch wieder mehrere tausend Deutsche sein, die für Trekking-Touren in die Himalaja-Region reisen. Im vergangenen Jahr waren es schon knapp 3000, die allein mit den drei großen Veranstaltern Hauser Exkursionen, DAV Summit Club und Amical Alpin eine Nepal-Reise unternahmen. Bei dem Münchner Anbieter Hauser hatten offenbar auch die zwölf Deutschen gebucht, die am Mittwoch beim
Absturz ihres Flugzeugs auf dem Flughafen Lukla nahe dem Mount Everest ums Leben kamen.
Tensing-Hillary-Airport Lukla: Eine der gefährlichsten Pisten der Welt
Foto: REUTERS
Die Bergregion Khumbu um Lukla zählt nach Angaben der Reiseveranstalter zu den wichtigsten Trekkinggebieten in Nepal. Ähnlich beliebt ist das Annapurna-Gebiet. Daneben gebe es "eine ganze Reihe" weiterer von Deutschen bereisten Regionen, sagte ein Sprecher des DAV Summit Clubs. Schließlich stehen ganze acht 8000er-Gipfel - von weltweit 14 - in Nepal, "und jeder einzelne mit seinem Umfeld ist ein Trekking-Gebiet".
Für Bergsteiger und Wanderer, die nicht eine Woche lang bis zum 2757 Meter hohen Lukla zu Fuß laufen wollen, ist der Tenzing-Hillary-Flughafen der zentrale Zugang zur Region Khumbu um den Mount Everest. Zweimotorige Propellermaschinen fliegen ihn von der Hauptstadt Katmandu aus an, bis zu 50 Flüge landen dort täglich. Die Landebahn auf einem Berghang ist nur 20 Meter breit und 550 Meter lang.
Nur eine Chance bei der Landung
"Bei der Landung rollt man auf eine Felswand zu", berichtet Christian Semmel, Referent für Sicherheitsforschung beim Deutschen Alpenverein, der selbst schon mehrfach vor Ort war. "Bei einem fehlgeschlagenen Landeanflug hat man keine Chance, noch einmal durchzustarten." Die Start- und Landebahn ist abschüssig - und zwar so, dass die Landungen in Lukla leicht "bergauf" und die Starts zum Beschleunigen "bergab" erfolgen.
Nach Semmels Erinnerung geht es auf dem Flughafen bei gutem Wetter zu "wie in einem Bienenstock", es herrsche "ständiger Flugbetrieb". Allerdings müsse "nach Sicht gelandet" werden. So führe zum Beispiel mehrtägige Bewölkung dazu, dass sich in Katmandu die Touristen mit Ziel Lukla stauen - und da komme es schnell zu Unzufriedenheit und "auch öfter mal zu Handgemengen. Jeder will fliegen, was vielleicht auch dazu führt, dass die das teilweise vielleicht auch versuchen, wenn es nicht optimal ist."
Der Flugplatz wurde 1964 eröffnet, zuvor weideten Schafe auf dem Gebirgsplateau. Gebaut haben einheimische Sherpas den Flughafen, unter Aufsicht von Edmund Hillary, der sich mit seiner Stiftung Himalayan Trust für die Interessen der Sherpas einsetzte. Heute heißt der Flughafen Tensing-Hillary-Airport, benannt nach Hillary und Tensing Norgay, die 1953 als Erste den Mount Everest bestiegen.