Am Ayers Rock verabschiedet sich die Sonne und taucht den mächtigen Felsmonolithen in ein warmes, tieforanges Licht. Zugleich erglühen ganz in der Nähe nach und nach 50.000 Glaskugeln. In klarem Weiß, kräftigem Gelb, leuchtendem Blau, Magenta oder Karmesinrot. Bruce Munro, ein 56-jähriger britischer Künstler, hat an dem von den Aborigines Uluru genannten Berg, vor einem Monat seine solarbetriebene Installation "Field of Light" errichtet.
Die Kugeln aus mattiertem Glas ruhen auf knie- bis hüfthohen Stäben, die miteinander durch Glasfasern verbunden sind - alle Elemente leuchten und erwecken so den Eindruck eines organischen Geflechts, der sich über das Spinifex-Gras und zwischen den Akazien der australischen Steppe erstreckt. Die Stäbe stehen nicht wohlgeordnet - sie neigen sich vielmehr wie Blumen im Wind. Von Zeit zu Zeit erlöschen einzelne Parzellen des riesigen Leuchtenfeldes, um wenig später wieder in anderen Farbtönen zu erstrahlen.
"Ich bin sehr glücklich, dass das Projekt realisiert werden konnte", sagt Munro, der mit vielen freiwilligen Helfern die Tausende Stäbe in den roten Wüstensand gesteckt hat. Das "Field of Light" sei für ihn ein Symbol für die guten Dinge des Lebens. Für ihn ging damit ein seit Jahrzehnten gehegter Lebenstraum in Erfüllung: "1992 hatte ich schon acht Jahre in Sydney gewohnt. Freunde sagten, dass ich vor meiner Rückkehr nach England unbedingt den Uluru im Outback besuchen müsse. Und meine erste Begegnung mit dem Berg hat mein Leben wirklich verändert."
Bruce Munro hatte vor dem heiligen Berg der Aborigines die Inspiration zu einem Kunstwerk, damals aber habe er sich für eine Künstlerkarriere noch nicht bereit gefühlt, sagt er. In Sydney hatte der ausgebildete Maler als Beleuchtungsdesigner gearbeitet. "Ich hatte der Welt einfach noch nichts zu sagen. Aber es entstanden erste Ideen, die all die Jahre in meinem Skizzenbuch festgehalten waren", sagt der Künstler mit der runden Brille. "Ich machte damals erste Skizzen, und die Idee von über große Flächen verteilten Lichtern blieb all die Jahre bei mir."
Vor zwölf Jahren installierte der Brite erstmals eine solche Lichtfläche, damals hinter seinem Haus in Wiltshire im Südwesten Englands. Weitere Projekte in Großbritannien, Mexiko und den USA folgten. Und dann wieder der Uluru, der 350 Meter hohe ockerrote Inselberg: "Ich wollte ein beleuchtetes Feld schaffen, das zur Blüte kommt, wie die ruhende Saat in einer trockenen Wüste es nach dem Regen tut, mit sanften Lichtrhythmen."
Für das "Field of Light" an Australiens berühmtesten Felsen konnte Munro mehrere Sponsoren begeistern, darunter auch die Tourismusorganisation der Aborigines. Sie unterstützen das Projekt, weil es die spirituelle Qualität des Ortes unterstreicht. Tili Wiru Tjuta Nyakutjaku, übersetzt "auf viele wunderschöne Lichter schauen", nennt der lokale Aborigines-Stamm der Anangu die 49.000 Quadratmeter große Installation. Diese wird zunächst bis Ende März 2017 zu sehen sein. Danach können die 15 Tonnen an Leuchten komplett recycelt werden.
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"Field of Light" in der Nähe des Uluru: Der britische Lichtkünstler Bruce Munro hat die Installation Anfang April 2016 eröffnet. Sie sollte ein Jahr lang aufgebaut bleiben. Uluru nennen die Aborigines ihren Heilige Berg, der englische Name ist Ayers Rock.
Lichtteppich vor dem Uluru: 1992 hatte Munro den Inselberg besucht, damals hatte er die Idee von über große Flächen verteilten Lichtern.
50.000 Stäbe mit Glaskugeln haben Munro und seine freiwilligen Helfer in den Wüstenboden gesteckt.
Bruce Munro: Der Brite ist 56 Jahre alt und lebt in Wiltshire im Südwesten Englands. Er hat acht Jahre lang in Sydney gelebt.
Die Glaskugeln, Stäbe und Glasfaser werden mit Solarenergie betrieben und sind recyclebar.
Ein Feld an moderner Leuchtentechnik und der heilige Berg der Aborigines: Die Ureinwohner unterstützen das Projekt, weil es die spirituelle Qualität des Ortes unterstreicht.
Die Stäbe sind unterschiedlich hoch und werden mit Glasfasern verbunden.
In der Dämmerung beginnen die Leuchten zu glühen - in Rot, Weiß, Blau oder Magenta.
Während die Sonne einen romantisch-kitschigen Abgang hinlegt...
...erwacht das "Field of Light" zum Leben.
Die Leuchten wechseln parzellenweise von Zeit zu Zeit die Farbe.
Besucher genießen die Atmosphäre am "Field of Light", in der Nähe ruht der Uluru.
Die Wüste leuchtet: 24 Jahre nach dem ersten Besuch konnte Munro sein Projekt am Uluru umsetzen.
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