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Gestrandet wegen Corona "Kein Flug, kein Auto, kein Hotel. So ist die Situation"

Marokko, Philippinen, Lanzarote: Rund um die Welt sitzen Urlauber aufgrund von Reisebeschränkungen fest. Hier sind Erlebnisse unserer Leser in Corona-Zeiten.

Torremolinos: Mietwagen für tausend Euro

"Ich sitze seit gestern in Torremolinos in Spanien fest. Aus meiner Rundreise wird nichts. Ich wollte gestern ein Auto mieten, um nach Deutschland zurückzufahren - aber entweder gibt es keine Mietwagen mehr oder sie kosten fast tausend Euro pro Tag. Gestern Abend habe ich mit Vueling einen Flug für kommenden Donnerstag gebucht und bezahlt. Doch kurz darauf wurde er abgesagt. 155 Euro sind weg - mir wurde lediglich ein Voucher als "Refund" angeboten. Vor zehn Minuten hat die Rezeption angerufen: Das Hotel schließt, ich muss heute raus. So ist die Situation. Dazu kommt der Lockdown."

Tom McCann

Philippinen: Insel zum Stranden gesucht

"Ich bin seit zwei Wochen auf den Philippinen und reise mit dem Rucksack durch das Land. In der ersten Woche habe ich den Nachtbus von Manila nach Banaue genommen, einem kleinen Bergdorf im Norden der Hauptinsel Luzon, das bekannt ist für seine prächtigen Reisterrassen. Als ich nach Manila zurückkam und nach Donsol weiterfuhr, war noch keine Rede von einer Blockade der Hauptstadt. Inzwischen bin ich auf der Urlaubsinsel Bohol angekommen, und nicht nur Manila ist für einen Monat unter Quarantäne, sondern auch Cebu, die zweitgrößte Stadt mit internationalem Flughafen.

Auch der Gouverneur von Bohol hat seit heute eine Blockade eingeführt, sodass man die Insel weder erreichen noch verlassen kann. Vorerst geht man davon aus, dass die Blockade am 21. März aufgelöst wird, falls weiterhin keine Corona-Patienten auf der Insel identifiziert werden. Jedoch scheint sich die Lage von Tag zu Tag zu ändern, eine Planung ist nicht möglich. Auch andere Provinzen haben Blockaden verhängt, sodass man als Tourist letztendlich entscheiden muss, auf welcher Insel man festsitzen möchte.

Ich habe bewusst entschieden, auf Bohol zu bleiben, da es ein Krankenhaus gibt und etliche Ärzte und Apotheken. Zudem ist Cebu gut erreichbar, falls die Fähren ihren Betrieb wieder aufnehmen. Leider sind fast alle touristischen Attraktionen geschlossen, sodass man nur sehr eingeschränkt die freie Zeit genießen kann. Dennoch kann ich die schönen Strände anfahren, und ich bin sehr dankbar, dass die Filipinos keine Panikattacken haben, die Supermärkte weiterhin voll sind und Restaurants weiterhin geöffnet haben. Es gibt Schlimmeres, als hier festzusitzen."

Caroline Peters, zur Zeit in Tagbilaran

Marokko: "Corona" statt "Salam"

"Ich bin gerade in Chefchaouen in Marokko, mein Rückflug für den 25. März wurde abgesagt. Angeblich sollen ab morgen keine Langstreckenbusse mehr fahren. Die Geschäfte haben ab heute eingeschränkte Öffnungszeiten. An einem Restaurant wurde ich gestern abgewiesen. Oft hört man beim Vorbeigehen "Corona" statt "Salam". Ich spüre, dass einige Marokkaner Angst vor Touristen haben und verstehe das - es ist aber trotzdem ein komisches Gefühl. Viele aber bieten auch Hilfe an, so lässt mich mein Hotel unentgeltlich hier wohnen. Ich versuche nun, nach Marrakesch zu kommen und von dort sobald wie möglich zurück nach Deutschland. Ich reise gerade mit einer japanischen Touristin und hoffe, dass sie mit nach Deutschland kann, wo sie erst mal bei mir unterkommen könnte."

 Bianca

Im Kreuzfahrtschiff vor Chile: keine Erlaubnis zum Anlegen

"Mein Freund und ich sitzen gerade nach einer 14-tägigen Kreuzfahrt um das Kap Horn vor San Antonio in der Mitte Chiles fest - unserer geplanten Endstation. Die Behörden verweigern der "Celebrity Eclipse" das Anlegen und die Ausschiffung. An Bord sind überwiegend ältere Menschen aus den USA, aus Kanada, England, Brasilien, Australien und natürlich auch einige Deutsche. Die Stimmung ist noch gut, aber die Menschen fangen an, sich Sorgen zu machen. An Bord soll es aber keine Corona-Fälle geben. Falls wir heute keine Zusage bekommen, würde der Kapitän wohl versuchen, einen Hafen außerhalb Chiles anzulaufen. Wir wollten am 18. März von Santiago über Buenos Aires zurück nach Frankfurt fliegen. Der Flug von Buenos Aires wurde aber bereits gestrichen, und wir haben eine Alternative über Panama City. Allerdings habe ich das Gefühl, dass dies auch nicht klappen wird. Ich stelle mich jetzt gerade auf eine Odyssee ein und hoffe, dass wir alle gesund bleiben."

 Jens Jacob

La Palma: aus dem Hotel verwiesen

"Meine Frau und ich sind auf La Palma als Individualreisende betroffen. Wir sind heute nachdrücklich aufgefordert worden, unser Hotel bis 12 Uhr zu verlassen. Nur wohin? Ich hätte nie gedacht, dass so etwas möglich ist. Am Hafen wurden wir schon mehrfach von der Guardia freundlich, aber sehr bestimmt kontrolliert. Glücklicherweise hat unsere heimische Reiseagentur noch ein Hotel gefunden, das uns ein Zimmer auf Teneriffa bis Freitag vermietet. Aber wir müssen im Zimmer bleiben. Soeben wurde unser Rückflug am Freitag bestätigt, eigentlich hätten wir erst kommende Woche fliegen können."

Ulrich Hahn

Marokko: täglich das Zimmer verlängern

"Wir haben mit Verwunderung am Samstag festgestellt, dass unsere für Sonntag geplante Rückreise von Agadir aus nicht möglich sein sollte. Die Nachricht erhielten wir durch andere Urlauber aus den Niederlanden und haben das zunächst als Gerücht abgetan. Dann erhielten wir von Eurowings die Nachricht, dass unser Flug annulliert sei, und erfuhren, dass alle Verbindungen ins Ausland durch die Behörden eingeschränkt wurden. Die Angestellten im Hotel sind sehr nett und versuchen, uns zu informieren, ihnen merkt man aber auch allmählich die Anspannung und die Sorge um die eigenen Arbeitsplätze an. Noch haben wir die Möglichkeit, unsere Zimmerbuchung täglich zu verlängern.

Wir stehen mit anderen Urlaubern über WhatsApp in Kontakt. Anscheinend wurden teilweise Pauschalreisende aus unserem und umliegenden Hotels durch ihren Reiseveranstalter benachrichtigt und innerhalb von 15 Minuten abgeholt, um nach Deutschland gebracht zu werden. Als Individualreisende erreichen uns jedoch leider bisher keine Nachrichten. Die Informationen auf der Webseite des Auswärtigen Amts werden nur sehr spät oder in geringem Umfang veröffentlicht. Der Versuch unserer Angehörigen, die Fluggesellschaften und das Auswärtige Amt zu erreichen, endeten zumeist in langen Warteschleifen. Unsere Hauptbeschäftigung besteht momentan darin, auf allen möglichen Portalen nach Rückreisemöglichkeiten Ausschau zu halten."

 André Kohlmann

Lanzarote: Militärflugzeuge über dem Hotel

"Ich leite die Laufwerk-Laufreise auf Lanzarote, die am Sonntag beginnen sollte. Mit mir sind einige Teilnehmer bereits ein paar Tage früher angereist. Allerdings laufen wir in diesem Jahr nicht, weil die spanische Regierung von einem Tag auf den nächsten eine Ausgangssperre verhängt hat. Militär und Polizei überwachen, dass sich die Menschen daran halten. Schaut man aus dem Fenster, fliegen Militärflugzeuge vorbei. Außer Apotheken, Supermärkten und Gesundheitszentren ist alles geschlossen. Vor den Supermärkten stehen Wachposten, die immer nur einen Menschen rein lassen, wenn einer rauskommt.

Wir bekommen keine Informationen - weder vom Hotel, noch vom Veranstalter oder Konsulat. Die Situation ändert sich ständig: Was wir uns gestern nicht vorstellen konnten, ist heute eingetreten. Was wir uns heute nicht vorstellen können, wird morgen so sein. Der Ausnahmezustand bedeutet, dass die Gruppe das Hotel nicht verlassen darf."

Marion Krispin

Azoren: Hochzeitsreise in Quarantäne

"Meine Frau und ich sind am Samstag von Berlin auf die Azoren geflogen, um hier unsere Flitterwochen zu verbringen. Als wir hier ankamen, mussten wir Papiere ausfüllen und wurden anschließend gebeten, im Hotel für 14 Tage in Quarantäne zu gehen. Die Entscheidung wurde sehr kurzfristig getroffen und traf uns völlig überraschend. Nun versuchen wir, eine Bescheinigung der örtlichen Behörden zu erhalten, die uns eine frühzeitige Abreise erlaubt.

Der Reiseveranstalter konnte mit viel Mühe und Not erreicht werden, zeigte sich am Ende jedoch nicht in der Lage, uns weiterzuhelfen. Vor Ort gab es keinen Ansprechpartner, die Botschaft ist nicht zu erreichen. Wir sorgen uns, etwas falsch zu machen und eventuell auch vorerst nicht mehr nach Hause zu kommen. Als Arzt falle ich zudem noch für die Versorgung der Patienten meiner Heimatregion weg, wenn eine zeitnahe Rückkehr nicht möglich ist. Immerhin scheint zumindest die Sonne, welche wir mit einem schönen Blick auf die Hügel der Insel genießen dürfen."

Jonas und Katrin Müller

Sint Maarten: Gelassenes Abwarten

"Ich bin seit einer guten Woche auf Sint Maarten in der Karibik. Der Hinflug erfolgte, als in meiner Heimat Bremen und in ganz Norddeutschland nur ein oder zwei Corona-Fälle bekannt waren. Auf der Insel hier bemerke ich nichts von Panik, das Leben geht ganz normal voran. Wir hatten ein benachbartes Pärchen aus den USA, das genau eine Nacht hier verbrachte und dann gestern Hals über Kopf aufbrach, um - wie sie sagten - einen der letzten Flüge zurück in die USA zu erwischen. Ein anderes benachbartes Pärchen aus den USA hat sich seinem Schicksal ergeben und harrt hier der Dinge. 

Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, dass Panik nichts bringt, wenn man im Ausland gestrandet ist. Unser Rückflug ist in anderthalb Wochen geplant, ich gehe bis auf Weiteres davon aus, dass der so stattfindet. Über die App der Fluggesellschaft könnte ich jederzeit über Änderungen am Verlauf der Rückreise informiert werden. Im Moment sind am Rückflug grüne Häkchen, alles okay. Die Fluggesellschaft jetzt kontaktieren zu wollen ist illusorisch. Ich habe für den Notfall meinen Rechner dabei, und ob ich Homeoffice aus der Karibik mache oder aus Bremen, spielt bei mir glücklicherweise keine Rolle."

Sebastian Krauß

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