

Mexiko-Stadt - Er schnorchelte mit den Walhaien in der Karibik, schwebte an Seilen über einer baumreichen Schlucht, plauderte vor einer Maya-Pyramide, radelte auf der Insel Cozumel: So zeigte sich Präsident Felipe Calderón in einem Film, der diesen Sommer eigens für das Publikum in den USA produziert wurde, um den "Königsweg" durch die Schönheiten Mexikos zu präsentieren. Ziel der Aktion ist, den Nachbarn die Angst vor der Kriminalität zu nehmen und sie zu animieren, trotz mancher Warnungen nach Mexiko zu reisen.
Denn der Tourismus ist eine der wichtigsten Stützen der mexikanischen Wirtschaft. Er verschafft dem Land nicht nur Milliardeneinnahmen, sondern sorgt vor allem für Beschäftigung und regionale Entwicklung, etwa durch den Bau von Straßen, Flughäfen, Schulen und Krankenhäusern.
Insgesamt arbeiten in der Tourismusindustrie mehr als 1,8 Millionen Menschen. Die Zahl derjenigen, die vom Fremdenverkehr leben, dürfte aber viel höher sein. Zum Vergleich: Vom Drogenhandel leben nach Schätzungen rund 500.000 Menschen in Mexiko. Ein Stillstand oder gar ein Einbruch des Tourismus hätte schwerwiegende Folgen für das Land. Vor allem die traditionelle Besucherhochburg Acapulco ist in den vergangenen Monaten wegen des dort tobenden Drogenkrieges in Verruf geraten - die Kriminalität hat das Image des Landes nachhaltig beschädigt.
Deutlicher Rückgang der Besucherzahlen
Die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr sanken zwischen Januar und September dieses Jahres nach Angaben des Tourismusministeriums um 3,3 Prozent. Die Verunsicherung macht sich im Land bemerkbar, weil auch die Mexikaner ihre Reisen durchs Land eingeschränkt haben. 2010 registrierte das Ministerium bis September noch 60 Millionen Reisende, dieses Jahr waren es fast acht Prozent weniger, nämlich 55 Millionen.
Auch die Besucherzahlen aus den USA, woher fast die Hälfte aller ausländischen Touristen kommt, gehen immer mehr zurück. Die Gründe liegen in der Wirtschaftskrise, aber auch in der Sicherheitslage. Der Reiseveranstalter Travel Impressions berichtete Mitte des Jahres von 15 Prozent weniger Gästen als im Vorjahr. Der mexikanische Hotelverband rechnet mit einem Rückgang um 400.000 US-Touristen. "Neue Gäste aus Russland und Brasilien werden den Verlust nicht kompensieren", sagte der Präsident des Verbandes, Armando Uribe.
Die mexikanische Tourismusindustrie versucht, mit mehreren Initiativen dem Negativtrend entgegenzuwirken. Etwa mit günstigen Paketen für Urlauber, die sich immer noch zu Millionen an der Karibikküste oder am Pazifik erholen. Diese heißen etwa "Magische Dörfer", "Kolonialstädte" oder "Orte des Abenteuers".
Der Tourismus und die Maya-Prophezeiung
Mit diesen Angeboten will Mexikos seine Architektur, seine Natur und seine Menschen mit ihren Bräuchen anpreisen. Seit dem vergangenen Jahr ist auch noch das landestypische Essen Weltkulturerbe: Insgesamt acht Routen unter dem Motto "Mit dem Geschmack von Mexiko" sollen den Besuchern im ganzen Land die mexikanische Küche mit ihren Ursprüngen bei den Mayas und Azteken, aber auch in Spanien nahebringen.
Und im kommenden Jahr, so hoffen die mexikanischen Tourismus-Manager, kommt ein Aspekt hinzu, der möglichst auch die vom Drogenkrieg verursachten Schlagzeilen in den Schatten stellen soll: die angebliche Maya-Prophezeiung vom Weltuntergang im Dezember 2012. Sie soll Tausende von Touristen zu den Pyramiden locken.
"Wir werden der ganzen Welt die Magie der Mayas näherbringen", sagte Calderón vor einigen Tagen. 500 Ausstellungen, Konferenzen und Festivals in den archäologischen Stätten der Bundesstaaten Yucatán, Quintana Roo, Chiapas, Campeche und Tabasco sind geplant.
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Wunder der Baukunst: Die Pyramiden von Mexiko zählen zu den Hauptsehenswürdigkeiten des Landes.
In den meisten Touristenhochburgen von Mexiko ist die Sicherheitslage bislang noch gut - doch...
...der Drogenkrieg sorgt dafür, dass die Besucherzahlen zurückgehen.
Scharfe Köstlichkeiten: Das mexikanische Essen wurde zum Weltkulturerbe erklärt. Bei der Werbung um Touristen werden solche Vorzüge nun verstärkt gepriesen.
Strand von Acapulco: Hier ist die Drogenkriminalität ein Problem, bislang kamen jedoch keine Touristen zu Schaden. Die verstärkte Polizeipräsenz in der Stadt jedoch ist auch für sie nicht zu übersehen.
Die Strände sind trotzdem immer noch gut besucht , vor allem an Wochenenden.
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