
Dubai im Größenwahn: Die neuen Pläne des Scheichs
Expansion im Emirat Dubai will gigantischen Freizeitpark bauen
Dubai - Drei Jahre dauerte die Wirtschaftsflaute in Dubai, jetzt scheint sich das Emirat erholt zu haben. Prompt setzen die Herrscher wieder auf Superlative. Wenige Tage nach dem ersten hat Scheich Mohammed Bin Raschid Al Maktum ein zweites Milliardenprojekt verkündet: In der Nähe des Hafens Dschabal Ali soll ein Komplex aus fünf Themenparks entstehen. Kosten: zehn Milliarden Dirham, umgerechnet 2,1 Milliarden Euro.
Dubai will damit den Ausbau der Unterhaltungsbranche vorantreiben. "Wir warten nicht auf die Zukunft", sagte der Scheich, "wir bauen sie." Gerade erst hatte er das Projekt "Mohammed Bin Raschid City" publik gemacht, eine Stadt in der Wüste. Hier sollen das dann größte Einkaufszentrum der Welt, ein Universal-Studio-Freizeitpark, eine gigantische Grünanlage, eine Kunstgaleriemeile und hundert Hotels bis zu 80 Millionen Besucher pro Jahr anlocken. Entwickelt wird das künstliche Gebilde von der regierungseigenen Dubai Holding und dem Immobilienunternehmen Emaar Properties.
Bollywood im Wüstensand
Die Hoffnung hinter den Megaprojekt-Ideen: Touristen, die am Dubaier Flughafen zu Zielen rund um die Welt umsteigen, sollen länger in dem Emirat bleiben. "Dubais großes Problem ist, dass zum einen die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Touristen nicht lang genug und zum anderen die Zahl der Transitpassagiere zu hoch ist", sagt Peter Goddard von der Consultingunternehmen TRI Hospitality zum Internetportal "Gulf News". "Da kann es nur gut sein, international bedeutende Touristenattraktionen wie die angekündigten zu haben."
Das Multi-Freizeitpark-Projekt, das nun von der Scheich-eigenen Meraas Holding entwickelt wird, will Menschen aller Altersklassen ansprechen. Wie die Regierung auf ihrer Webseite bekannt gibt, wird der Dubai Adventure Studios Fun Park - ein Abenteuerpark in Kooperation mit Marken der Hollywood-Industrie - den Anfang machen. 2014 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Ein Bollywood-Park zielt auf Touristen aus Indien, unter anderem ist dort ein Theater im Broadway-Stil geplant. Der Marine-Park setzt mit Aquarien, Wasserrutschen und Live-Vorführungen ebenso wie der Kinderpark auf junges Publikum. Hinzu kommt ein Nachtsafari-Park, in dem die Wildnis der Wüste gezeigt werden soll.
Dubai, einer der sieben Bundesstaaten der Vereinigten Arabischen Emirate, war in den neunziger Jahren vorgeprescht und hatte einen Superlativ nach dem anderen gebaut: Heute steht hier der höchste Wolkenkratzer der Welt, die Metro hält den Rekord des weltweit größten fahrerlosen Bahnsystems, und ein riesiges Inselarchipel in Palmenform wurde geschaffen. Doch die globale Weltwirtschaftskrise traf das Öl-Emirat hart, viele Projekte wurden gestoppt. Vor drei Jahren musste sich die Regierung bei ihrem Nachbarn Abu Dhabi sogar zehn Milliarden Dollar leihen.
Eiffelturm für chinesische Touristen
Doch langsam entspannt sich die Lage, in den ersten sechs Monaten dieses Jahres wuchs die Wirtschaft um 4,1 Prozent im Vergleich zu 2011. Auch der Tourismus in Dubai boomt: Laut einer offiziellen Mitteilung des Scheichs wächst er um 13 Prozent pro Jahr, im vergangenen Jahr kamen 9,1 Millionen Besucher. Vor allem das Interesse chinesischer Touristen wächst stark. Hotels im Emirat hätten eine Auslastung von über 80 Prozent. Das Geschäft mit den Besuchern aus aller Welt verspricht mehr Erfolg als mit Wohnimmobilien, die nach Schätzungen zu einem Viertel leer stehen, oder mit Büroräumen, die im Zentrum zu einem Drittel nicht besetzt sind.
Unter den kürzlich ebenfalls vorgestellten Investitionen sind daher auch vier Milliarden Dirham (840 Millionen Euro), mit denen weitere neue und wieder aufgenommene Pläne finanziert werden sollen, darunter der Ausbau des Madinat Jumeirah Resort und eine neue Brücke über den Dubai Creek. Von Bedenken der Kritiker, die eine mangelnde Nachfrage befürchten, lässt Scheich Mohammed Bin Raschid Al Maktum sich nicht beirren: "Die bestehenden Einrichtungen in Dubai müssen vergrößert werden, um die Ziele für die Zukunft der Stadt zu erreichen."
Auch die vor fünf Jahren angekündigte und zwischenzeitlich ruhende Vorhaben "Falconcity of Wonders" erwacht zu neuem Leben. Hier sollten eigentlich neben Hotels, Läden und Büros Nachbauten internationaler Sehenswürdigkeiten entstehen wie des Eiffelturms, der Pyramiden von Gizeh, des Schiefen Turms von Pisa. Jetzt wird vorerst das Taj Arabia für 273 Millionen Euro gebaut, eine viermal so große Replik des Taj Mahal samt Hotel, neun Swimmingpools und einem kilometerlangen Wasserkanal. Das Projekt sorgte in Indien schon für Aufregung - der Bollywood-Freizeitpark könnte die Gemüter vielleicht besänftigen.