Hotellegende Polana Mit Nelson Mandela Tür an Tür
Der legendäre dreiflügelige Bau im weißen Kolonialstilgehört mit dem Mount Nelson in Kapstadt, dem Victoria Falls Hotel in Simbabwe, dem El Mamounia in Marokko und dem Old Cataract in Ägypten zu den traditionsreichsten Häusern unter Afrikas Luxushotels. In diesem Jahr feiert das Polana sein 80-jähriges Bestehen.
Eigentümer des Fünf-Sterne-Prachtbaus ist der Staat Mosambik, der bisher einen 45-prozentigen Anteil an der Betreibergesellschaft Hoteis Polana Limitada hielt. In diesen Tagen wird der Multimillionär Aga Khan neuer Eigner der Gesellschaft. "Er hat bereits in Tansania und Kenia ähnliche Aktivitäten, so dass eine solche Investition Sinn macht", sagt Polana-Chef David Ankers. 1990 war der Brite vom Mount Nelson zum Polana gewechselt. Sein Auftrag: das heruntergekommene Traditionshotel auf Vordermann zu bringen.
Was Ankers damals vorfand, hätte ihn eigentlich entmutigen müssen. 16 Jahre Bürgerkrieg und sozialistische Mangelwirtschaft hatten aus dem Haus einen Schatten seiner selbst gemacht. Der Generalstab einer der Krieg führenden Parteien hatte sich dort häuslich eingerichtet. Die Herren Offiziere hatten zwar Sinn für das schöne Ambiente, waren aber nicht gerade sehr schonend damit umgegangen.
Deshalb verordnete Ankers dem Hotel eine Komplett-Renovierung und Neumöblierung. Historisch wertvolle Bestandteile wie der gusseiserne Aufzug im Foyer wurden erhalten, aber modernisiert. Weißer Marmor, Stuck und dezente Goldapplikationen prägen den großzügig konzipierten Eingangsbereich. Die Fenster geben den Blick frei auf die breite Freifläche mit dem dominierenden Pool. Die Räume sind funktional-modern eingerichtet und entsprechen internationalem Standard.
Gerahmte Schwarz-Weiß-Fotos aus alten Kolonialtagen lassen den Gang durch die langen Flure zur Zeitreise werden. Den prächtigen Ballsaal widmete Ankers um in ein Casino - ein Zugeständnis an die spielfreudigen Südafrikaner, die heute 60 Prozent der Gäste stellen.
An die steil abfallende Hangseite wurde der moderne Komplex Polana Mar gebaut - ein geschickt in die Landschaft integriertes Gebäude mit 66 Zimmern. Die mit afrikanischem Dekor eingerichteten Räume haben Terrassen mit Meeresblick und kühlender Brise. Die Preise dort liegen bei 165 bis 265 Dollar (192 bis 309 Euro), die im Hauptgebäude beginnen bei 115 Dollar und enden bei 900 Dollar für die Präsidentensuite.
Im angegliederten Restaurant gibt es erlesene Gaumenfreuden: "Möchten Sie bestellen?", fragt Decio Maguengue in bestem Deutsch. Decio ist einer jener 18.000 Mosambikaner, die in der DDR ausgebildet und nach dem Fall der Mauer zurück in die Heimat geschickt wurden. Er bietet eine Vielzahl von Fischgerichten und Meeresfrüchten in raffinierten Variationen. Wenig Begeisterung löst jedoch der Blick auf die Weinkarte aus: Es gibt eine bescheidene Auswahl mittelmäßiger, überteuerter Weine aus Südafrika und Portugal.
Manager Ankers kann da nur gequält lächeln: "Das Problem sind die hohen Importzölle auf Produkte aus dem benachbarten Südafrika. Spirituosen werden mit 158 Prozent versteuert, Luxusgüter - dazu gehört etwa Shampoo - mit 75 Prozent." Mosambik ist trotz enormer politischer und wirtschaftlicher Kraftakte zehn Jahre nach Kriegsende immer noch einer der ärmsten Staaten des Kontinents. Da wird eben jede Einnahmequelle benötigt.
Dennoch entfaltet Maputo im Schatten der Armut fast schon wieder mediterranen Charme. Liebevoll restaurierte Villen, baumbestandene Avenidas, Restaurants, Jazzclubs, Strandbars und Flaniermeilen - die Stadt macht momentan eine grundlegende Wandlung durch. Auch das Polana knüpft an alte Glanzzeiten an. Die hatte es zu einer Zeit, als Maputo noch Lourenco Marques hieß und Mosambik portugiesische Kolonie war. Gekrönte Häupter, Stars und Sternchen machten damals hier Station. Heute kommen neben Südafrikanern in Afrika tätige Europäer, Amerikaner und Portugiesen, die es wieder in ihre Ex-Kolonie zieht.
45 Minuten dauert der Flug von Johannesburg nach Maputo. Wer mit dem Auto kommt, braucht fünfeinhalb Stunden. Das Visum gibt es an der Grenze. Obwohl sich der Zustrom von Gästen aus Übersee noch zögerlich entwickelt, stehen die Zeichen günstig. Im Januar legten gleich zwei deutsche Kreuzfahrtschiffe in Maputos Hafen an. Und im Bahnhof, der noch von Eiffelturm-Erbauer Gustave Eiffel stammt, machte Südafrikas legendärer Luxuszug "Blue Train" wieder Station.
Die Instandsetzung des verrosteten Schienenstrangs zwischen Pretoria und Maputo eröffnet glänzende Perspektiven. In dem Grad, in dem die Stadt ihr altes Flair wiederfindet, wächst auch die Vielfalt. "Mittlerweile gibt es mit rund 6000 Gästebetten sogar eine Überkapazität», sagt Ankers. Dass Maputo wieder "in" wird, belegt auch der Name auf dem Klingelschild in unmittelbarer Nachbarschaft zum Polana. Dort wohnt niemand anders als Südafrikas Ex-Präsident Nelson Mandela, dessen zweite Ehefrau Graca Machel einst Mosambiks "First Lady" war. Das Paar verbringt in regelmäßigen Abständen längere Aufenthalte in seinem großzügigen Anwesen.