Kapelle für Hunde Waldis Pilgerstätte

Ein Labrador mit Flügeln thront auf dem Dach der kleinen Kirche im US-Bundesstaat Vermont. Die Kapelle auf dem "Dog Mountain" ist ein Ort der Andacht für Menschen - und ihre vierbeinigen Freunde. Herrchen und Frauchen haben die skurrile Pilgerstätte nun als Heiratsort entdeckt.

In der kleinen Kapelle auf einem Hügel in Vermont gibt es geschnitzte Hunde in jeder Form: Mit Heiligenschein, in Betten versteckt, einander beschnüffelnd. Der Künstler Stephen Huneck hat die Kirche selbst gebaut und stellt Möbel in Hundeform her, schnitzt Hundeskulpturen mit Flügeln und Hunde-Schaukelpferde. "Ich glaube wirklich, dass sie Gottes besonderes Geschenk an den Menschen sind", sagt der 59-jährige Künstler. "Hunde bringen uns mehr bei, als wir ihnen."

Stephen Huneck ist ein Hundenarr und all seine Energie und Kreativität gilt seinen vierbeinigen Lieblingen. In einem kleinen Laden neben der Kirche verkauft er Skulpturen und Bilder von Hunden. Mit seinem Hundehobby ist er so erfolgreich, dass er mittlerweile davon leben kann.

Huneck erinnert sich an viele Erlebnisse, die mit Hunden zu tun haben, beginnend in seiner frühesten Kindheit. Bevor er laufen konnte, wurde er von einem Deutschen Schäferhund gebissen, als Teenager beim Zeitungenaustragen von einem Bernhardiner gejagt. Einmal brachte sein Vater ihm einen Welpen mit nach Hause, nur um ihn ihm am nächsten Tag wieder wegzunehmen. Doch Huneck ließ sich nicht von seiner Leidenschaft abbringen: "In dieser ganzen Zeit habe ich Hunde einfach geliebt", sagt er.

Heilung durch Hundeliebe

Nach einem langen Klinikaufenthalt in 1994 mit einem akuten Atemnotsyndrom, das ihn fast umgebracht hätte, kam ihm die Idee für die Hundekapelle. Er wollte einen Platz schaffen, an dem Menschen um ihr totes Haustier trauern und an dem Mensch und Hund einander nah sein können.

Heute ist er sich sicher, dass er nur wieder gesund wurde, weil seine Hunde ihm so viel Liebe und Aufmerksamkeit schenkten. Anscheinend hat Hunecks Idee vielen Menschen aus dem Herzen gesprochen. Die Resonanz ist überwältigend: Die Wände der Kapelle sind mit handgeschriebenen Briefen und Fotos von Hundebesitzern aus aller Welt ausgestattet. Papier und Stifte liegen am Eingang bereit - neben der Statue des Engelhundes Artie, dem Labrador mit goldenen Flügeln.

Grillfeste für Waldis und ihre Herrchen

"Wir kamen mit Webster, um uns an Boris zu erinnern", steht auf einem Brief. "Er starb vergangene Woche. Er war ein guter Hund und wir werden ihn vermissen." Ein weiterer: "Roxy: Du bist der Hund meines Herzens. Du hast mir so viel über das Leben und die Liebe beigebracht. Für immer, N." Oder auch: "Im Gedenken an Rebel, unseren wunderschönen Windhund, der starb als ich meine Tochter Kyra auf die Welt gebracht habe."

Inzwischen haben verliebte Paare die riesige Hundehütte als Ort für ihren Treueschwur entdeckt: In der Kapelle haben sich einige Paare das Jawort gegeben. Der Kapellenbetreiber ist immer wieder gerührt.

Zwei Mal im Jahr gibt es in der Pilgerstätte Grillfeste mit Essen für zwei- und vierbeinige Besucher. "Wenn Hunde hier ankommen, die vorher noch nie hier waren, ist es so, als wenn sie das Disneyland-Schild gesehen hätten. Plötzlich sind sie ganz aufgeregt und glücklich", sagt der Hundeprediger.

sta/AP

Mehr lesen über

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren