

»Best in Travel«-Rankings von Lonely Planet Das sind die Trendziele 2022
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Wie wird die Welt im Jahr 2022 aussehen? Wo tobt die Pandemie, welche Länder schotten sich weiterhin ab, wo normalisiert sich ein Leben mit dem Coronavirus? Auch wenn viele dieser Fragen noch nicht beantwortet werden können, eines scheint sicher: Für Reisende, die vollständig geimpft sind, werden mehr Ziele offen stehen als noch Anfang 2021.

»Best in Travel 2022« von Lonely Planet: Von den Cookinseln bis Freiburg
»2022 wird das Jahr sein, in dem Träume wieder zur Realität werden könnten«, so formuliert es Toni Hall, Verlagsgründer des Reiseführer-Verlags Lonely Planet – und setzt die Cookinseln auf Platz eins des Top-Ten-Rankings der lohnendsten Reiseländer für das kommende Jahr. »Authentische polynesische Traditionen vereinen sich auf den Cookinseln mit mutigen, wegweisenden Konzepten für die Zukunft des Südpazifiks«, so die Einschätzung.
Cookinseln
Norwegen
Mauritius
Belize
Slowenien
Anguilla
Oman
Nepal
Malawi
Ägypten
Der australische Konzern gibt in diesem Jahr erneut sein klassisches »Best in Travel«-Kompendium heraus und kürt die Top Ten der Länder, aber auch der Städte und Regionen weltweit. Darunter sind auch Staaten wie etwa China und Japan, die ihre Grenzen aufgrund der Coronakrise zurzeit noch fest geschlossen halten. Im vergangenen Jahr verzichteten die Herausgeber auf Rankings und stellten stattdessen in einer Onlinekampagne inspirierende Menschen, Reiseziele und Tourismusprojekte vor.
Auch in diesem Jahr würde das Thema nachhaltiges Reisen ernst genommen, heißt es. Da der »Best in Travel«-Ratgeber rund um die Welt erscheint, liegen vielleicht sogar die Cookinseln für irgendjemanden in annähernd umweltfreundlicher Erreichbarkeit. Weitere Faktoren für die Auswahl sind nach Angaben des Verlags Aktualität, einzigartige Erfahrungen und der sogenannte »Wow«-Faktor. Die Rankings spiegelten in den vergangenen Jahren tatsächlich die Trends bei Urlaubern wider und geben in diesem Jahr Einblick in Nachhaltigkeitsbestrebungen vor Ort.
Norwegen auf Platz zwei: E-Autos und Munch-Museum
Die Cookinseln zum Beispiel haben für die Zeit nach der Coronapause eine Strategie entwickelt, mit der Umweltschäden durch den Tourismus ausgeglichen werden sollen. Schon 2017 haben sie mit dem Meerespark Marae Moana eines der größten Schutzgebieter der Welt eingerichtet; 13 der Inseln schafften Dieselgeneratoren ab, das Land setzt auf Nutzung von Solarenergie.
Norwegen auf Platz zwei überzeugte die Autoren und Autorinnen mit der durch die Uno nachgewiesene Top-Lebensqualität (Platz eins auf dem Index der menschlichen Entwicklung), seiner grünen Technologie und Kultur-Highlights wie dem neuen Munch-Museum in Oslo. Auf Platz drei kam noch ein Inselstaat: Mauritius im Indischen Ozean. Der Schutz seltener Tierarten wie des Mauritiusfalken und der Aldabra-Riesenschildkröte ist hier erfolgreich.
Immerhin im Städte-Ranking gelangt auch ein deutscher Ort auf das Treppchen: Freiburg, das zwar alle Klischees deutscher Beschaulichkeit erfülle – »aber hinter der hübschen Fassade wartet eine der jugendlichsten, entspanntesten und nachhaltigsten Städte des Landes.«
Geschlagen wurde die gemütliche und grüne Uni-Stadt im Schwarzwald durch die Metropolen Auckland in Neuseeland und Taipeh in Taiwan. 53 Vulkane, mehr als 50 Inseln, drei Weinregionen und viele Strände gehören zur größten neuseeländischen Stadt – »eine solche Stadt gibt es nicht noch einmal«, lautet das Urteil. Die Coronakrise habe die Kulturszene aufblühen lassen, viele Kreative und andere prägende Menschen kehrten in ihr sicheres Heimatland zurück, »brain gain« statt »brain drain«. Taipeh dagegen genießt den Ruf als Asiens LGBT+-freundlichste Stadt, offen ist sie auch gegenüber vielen chinesischen Religionen und Traditionen.
Xishuangbanna zieht Touristen an den Mekong
Das Ranking der Regionen führt zunächst wieder in den europäischen Norden, mit den Westfjorden in Island wurde eine sehr abgelegene Gegend der sehr abgelegenen Insel auf Platz eins gekürt. Papageientaucher, Tordalken und Wale, Klippen, Wasserfälle und schroffe Fjorde sind zu bereisen, die Gemeinden unterwerfen sich strengen Nachhaltigkeitsregeln.
West Virginia in den USA punktet bei den Herausgebern ebenfalls mit Abgeschiedenheit, und: »Wälder, Berge und Höhlen erleben eine Neuausrichtung, weg von der Abholzung und Kohle- und Salzgewinnung hin zu nachhaltigem Wohlstand.« Und auch Xishuangbanna am Mekong im südwestlichen China war einst eher exotisches Backpacker-Ziel, ist heute aber auf dem Weg zum beliebten Touristenzentrum, »wegen des ganzjährigen warmen Wetters, ihrer kulturellen Vielfalt und der ebenso vielfältigen und leckeren Küche, die eher südostasiatisch als chinesisch ist«.
In vielen Ländern scheint die touristische Pause in der Coronakrise die Bestrebungen unterstützt zu haben, einen nachhaltigen Tourismus zu fördern. Das reicht von Projekten, die umweltbewusstes Bauen, Wassersparen und Umweltschutz zum Ziel haben, bis zu »Community based«-Projekten – also solchen, an denen eher die Gemeinde an den Besucherinnen und Besuchern verdient als ein Konzern. Zumindest lohnt es sich, vor der Wahl des Urlaubsziels einen Blick darauf zu werfen, was vor Ort in dieser Hinsicht los ist – der neue »Best in Travel« könnte dabei helfen.
Wie immer rückt das Buch aber auch Orte und Regionen ins Licht, die viele Reisewillige bisher nicht ganz oben auf der Liste hatten.
Anmerkung der Redaktion: In diesem Artikel hieß es zunächst, der Verlag Lonely Planet gehöre der britischen BBC. Eigentümer ist allerdings inzwischen das US-Medienunternehmen Red Ventures. Die Angabe ist korrigiert.