Massiver Einbruch der Besucherzahlen Hongkong verschenkt 500.000 Flugtickets

Flug nach Hongkong: »Es gibt keine Isolation mehr, keine Quarantäne und keine Restriktionen, wenn man den Trubel in Asiens Weltstadt erleben möchte«
Foto: Patrick Foto / iStockphoto / Getty ImagesStreetfood-Stände in Häuserschluchten, Wassertaxis im Victoria Harbour, vorgelagerte Inseln und bewaldete Berge – und erst diese Skyline! Hongkong ist eine einzige Sehenswürdigkeit. Nur dass zuletzt kaum noch jemand vorbeikam, um sie zu erleben.
Gemessen an der Zahl der Besucher vor der Pandemie ist der Tourismus in der asiatischen Megacity praktisch zum Erliegen gekommen. 2019 verzeichnete Hongkong den Angaben des Fremdenverkehrsamts zufolge noch 56 Millionen Gäste, 2021 waren es gerade mal etwas mehr als 90.000. Im vergangenen Jahr ging die Kurve wieder leicht nach oben, und es kamen etwas mehr als 600.000 Menschen, immer noch ein Bruchteil des Vor-Corona-Niveaus.
Der Grund: Klar, die Pandemie und die strikten Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung, diktiert von Peking und lange vehement durchgesetzt. Doch nun gibt es keine Einreisebeschränkungen mehr – und das feiert die Stadt und chinesische Sonderverwaltungszone mit einem Lockangebot, von dem Geschäftsleute, Investoren, aber auch ausländische Urlauberinnen und Urlauber profitieren sollen. Hongkong will eine halbe Million Flugtickets verschenken, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, die im vergangenen Jahr um 3,5 Prozent geschrumpft war.
Es werde das »wahrscheinlich weltgrößte Willkommen aller Zeiten«, sagte Regierungschef John Lee laut einem »Bloomberg«-Bericht. Pläne für die »Hello Hongkong«-Kampagne waren schon seit ein paar Monaten bekannt. Nun, bei einer Veranstaltung in einer Kongresshalle am Hafen, gab Lee den Startschuss und nannte auch erste Details.
Wie kommt man an einen Gratisflug nach Hongkong?
Start der Aktion wird den Angaben zufolge Anfang März sein. Sechs Monate lang soll die Kampagne laufen. Es werde, so sagte Lee in Hongkong, verschiedene Möglichkeiten geben, eins der Gratistickets zu ergattern.
Es werde eine Art Lotterie dafür geben, also das klassische Losverfahren. Aber zusätzlich würden Interessierte einen Freiflug gewissermaßen käuflich erwerben können, indem sie beim Buchen eines kostenpflichtigen Tickets nach Hongkong ein zweites gratis dazu bekämen – nach dem Prinzip »zwei zum Preis von einem«.
Erhältlich sein werden die Flugtickets über lokale Airlines. Der Chef der Flughafenbehörde, Fred Lam, nannte konkret Cathay Pacific, dessen Billigairline HK Express sowie Hong Kong Airlines.

Straßenmarkt in Kowloon, einem Teil der Sonderverwaltungszone Hongkong
Foto: Roland Nagy / iStockphoto / Getty ImagesDie Tickets sollen phasenweise ausgegeben werden, schreibt der britische »Evening Standard«. Der südostasiatische Markt wird dem Bericht zufolge als Erstes die Möglichkeit haben, sich für Flugtickets zu bewerben. Die Tickets hätten insgesamt einen Wert von rund zwei Milliarden Hongkong-Dollar, das entspricht mehr als 230 Millionen Euro.
Die Metropole mit mehr als sieben Millionen Einwohnern hatte die strengen Coronamaßnahmen bereits im Herbst gelockert – deutlich bevor das chinesische Festland dies tat. Was zuvor viele abgeschreckt hatte, waren eine Hotelquarantäne und intensive Testpflichten, die man nach Einreise für bis zu drei Wochen in Kauf nehmen musste. Hongkong sei nun wieder mit der ganzen Welt verbunden, sagte Regierungschef Lee, »es gibt keine Isolation mehr, keine Quarantäne und keine Restriktionen, wenn man den Trubel in Asiens Weltstadt erleben möchte«.
Hongkongs Image litt zuletzt massiv
Ob es viele Menschen sind, die es nun nach Hongkong zieht, wird sich erst noch zeigen. Wie beliebt ist die frühere britische Kronkolonie eigentlich noch?
Zuletzt verzeichnete Hongkong den größten Bevölkerungsschwund seit Beginn der Aufzeichnungen. Zehntausende Einwohner haben die Sonderverwaltungszone zwischen Mitte 2021 und Mitte 2022 verlassen. Dass Corona dafür – und auch für den Besucherschwund – allein verantwortlich sind, erscheint äußerst zweifelhaft.
Hongkong führte viele Jahre lang das Ranking der meistbesuchten Städte der Welt an. Doch erste Anzeichen für eine negative Trendwende gab es bereits 2019 – also vor Corona. Damals prognostizierte das Marktforschungsinstitut Euromonitor International Hongkong einen Besucherrückgang um 8,7 Prozent. Und das hatte politische Gründe.
Die Menschen in Hongkong hatten die leeren Versprechen der chinesischen Regierung damals satt. Von der weitgehenden Autonomie und Freiheit, die Peking der ehemaligen britischen Kronkolonie einst zugesichert hatte, war kaum etwas übrig. Bilder von den Protesten der Demokratiebewegung gingen um die Welt. Die Sicherheitskräfte der chinesischen Sonderverwaltungszone gingen 2019 mit immer größerer Härte gegen die Demonstrierenden vor, die gegen den chinesischen Einfluss aufbegehrten.
John Lee, der seit Sommer 2022 Hongkongs Regierungschef ist, gilt als ein besonders pekingtreuer Beamter. Und 2019 war er es, der als Sicherheitschef maßgeblich für die Niederschlagung der prodemokratischen Bewegung verantwortlich war.
Ihm müsste klar sein, dass Hongkongs Besucherrückgang nicht eine heftige Coronadelle ist.
Welche Regeln gelten für die Einreise?
Geblieben ist in Hongkong von den Coronamaßnahmen die Maskenpflicht in bestimmten Situationen. Laut den Reise- und Sicherheitshinweisen des Auswärtigen Amts besteht die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes im öffentlichen Raum sowie während des Aufenthalts in öffentlichen Verkehrsmitteln und Taxis.
Für die Einreise gelte zudem Folgendes: Alle »Non-Hong Kong Residents« über zwölf Jahre müssen bei Einreise aus Drittländern geimpft sein. »Alle Einreisenden, die am Tag der Ankunft in Hongkong mindestens vier Jahre alt sind, müssen einen negativen PCR-Test (innerhalb von 48 Stunden vor Abflug) oder einen negativen Schnelltest (innerhalb von 24 Stunden vor Abflug) nachweisen.« Nach der Einreise würden aber keine weiteren Einschränkungen gelten. »Die Hongkonger Regierung empfiehlt, noch fünf Tage nach Einreise einen täglichen Schnelltest durchzuführen«, schreibt das Auswärtige Amt.