Nordöstliche Dominikanische Republik Zuflucht der Glückseligen

Fast unwirklich schön - die glitzernden Wasserfälle im Dschungel und die endlosen weißen Strände auf der Halbinsel Samaná. Die Region im Nordosten der Dominikanischen Republik wirkt fast verschlafen und liegt noch fernab vom Massentourismus. Doch nicht mehr lange.

Sanchez - Noch sind Pauschalurlauber auf der Halbinsel Samaná im Nordosten der Dominikanischen Republik in der Minderheit. Wer Fischerdörfer, feinsandige Strände, Urwald und Mangroven ohne große Ferienanlagen genießen will, sollte dennoch bald anreisen. Wenn in wenigen Jahren die neue Schnellstraße von der Hauptstadt Santo Domingo und der internationale Flughafen gebaut sind, sieht es auf dem grünen "Finger", der 60 Kilometer lang und 15 Kilometer breit in den Atlantik ragt, vielleicht schnell ganz anders aus.

Bisher müssen Gäste aus Europa nach neun Stunden Flug bis zum Airport Puerto Plata noch etliche Stunden im Bus sitzen oder die Propellermaschine nehmen. Samaná ist eine der Regionen, in der der Fremdenverkehr von Regierung und privaten Investoren verstärkt ausgebaut wird. Betonburgen soll es jedoch nicht geben, betonen Verantwortliche in den Ministerien der Dominikanischen Republik.

Als Pedro de las Terrenas, der damals noch ganz anders hieß, sich auf Samaná niederließ, war jeder neue "Gringo" eine Attraktion und wurde mit Handschlag und herzlichem "Hola!" begrüßt. "Gastfreundschaft und Freundlichkeit der Menschen sind geblieben", erzählt der Deutsche im ehemaligen Fischerdorf Las Terrenas.

Im Ort mit den meisten Betten auf Samaná sind heute viele Gästehäuser und Hotels, Boutiquen und Läden in französischer, italienischer, deutscher und holländischer Hand. Manche Supermärkte offerieren auch Brie, Baguette und Beaujolais, unzählige Pastasorten, Olivenöle und Chianti. Die meisten der ein- oder zweistöckigen Hotels sind von Palmen, großblättrigen Meertraubenbäumen, Agaven und Oleander umwuchert. Lieferwagen und Motoconchos - Motorradtaxen, die auch ganze Familien in einer Tour befördern - müssen auf der sandigen Strandpiste gegen große Schlaglöcher kämpfen.

Von den internationalen Flughäfen in Santo Domingo und Puerto Plata gibt es Linienbusse nach Samaná, die bis Sanchez am "Eingang" zur Halbinsel oder weiter bis Santa Barbara de Samaná, der größten Stadt der Region, fahren. Von Sanchez aus dauert es mit dem "Guagua", dem Kleinbus, durch enge Kurven, über steile Anhöhen und vorbei an Dörfern mit bunten Holzhäusern, gackernden Hühnern und Bananenstauden bis nach Terrenas noch gut eine halbe Stunde.

"Erst kamen die Leute mit den Rucksäcken nach Samaná, dann Lehrer, Künstler und ein paar Aussteiger, nun bald immer mehr Pauschaltouristen", sagt der Taxifahrer Fausto Rodriguez. Einen Vorgeschmack, was auf der Halbinsel bald los sein könnte, gibt Santa Barbara de Samaná vor allem zwischen Januar und März. Dann sammeln sich hier die Kurzbesucher aus allen Teilen des Karibiklandes zur Walbeobachtung.

Einige hundert Buckelwale kehren jedes Jahr zur gleichen Zeit in die Bucht von Samaná zurück. Hier kamen die Meeressäuger zur Welt, hier zeugen sie ihren Nachwuchs und machen ihn "reisetüchtig" für den circa 4500 Kilometer langen Weg in ihre angestammten Futtergebiete im Nordatlantik zwischen Nordamerika, Grönland und Island. Die Neugeborenen mit einer Tonne Gewicht werden von der Mutter an die Oberfläche gedrückt, um das erste Mal Luft zu schnappen. Sie schlabbern täglich etwa 50 Liter Milch und setzen pro Tag 40 Kilogramm und mehr an.

Zum Nationalpark "Los Haitises" im Süden und Westen der Samaná-Bucht gehören Mangrovensümpfe, dichter Regenwald-Dschungel und Dutzende von Höhlen, einige mit Felsgravuren und -skulpturen der indianischen Ureinwohner. Besonders Ornithologen kommen hier auf ihre Kosten. Auf mehr als 200 Quadratkilometern haben Fregattvögel, Wellensittiche, Wasserhühner und Reiher ihr Zuhause. Las Galeras im Nordostzipfel der Halbinsel, knapp eine halbe Stunde mit dem Kleinbus von Santa Barbara entfernt, wirkt trotz seiner Dutzend Gästehäuser und Hotels noch ruhig und verschlafen. Wer hier das Ende des weißgoldenen Strandes zu Fuß erreichen will, hat einen langen Weg vor sich.

Von Bernd Kubisch, gms

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