

Tourismus im coronafreien Palau Der Präsident eskortiert Sie in den Urlaub
Was haben Tokelau, Tonga, Tuvalu und Palau gemeinsam? Alle vier sind abgelegene Inseln oder Archipele, deren Strände, Korallenriffe und klares Wasser das Fernweh triggern. Und ja, sie zählen zu den wenigen Regionen der Welt, die von Covid-19 kaum betroffen sind. Mit strengen Einreise- und Quarantäneregeln konnten sie sich bisher vor dem Coronavirus schützen.
Mit der Abschottung jedoch blieben auch die Urlauber und Urlauberinnen aus. Für den Pazifikstaat Palau zum Beispiel, der fast die Hälfte des Bruttoinlandsprodukts durch Tourismus generiert, ist das eine Katastrophe. Der Fortschritt der Impfungen jedoch lässt die Insulaner hoffen: Mitte April sollen etwa 60 Prozent der etwa 18.000 Einwohner mit den von den USA bereitgestellten Impfstoffen immunisiert sein, im Sommer etwa 80 Prozent. Zeit, sich zu öffnen, meint die Regierung in der Hauptstadt Ngerulmud auf der Insel Babeldaob.

Der Inselstaat Palau besteht aus insgesamt 356 Inseln – elf sind bewohnt
Foto: Wendy A. Capili / Getty ImagesUnd das soll mit ordentlich Tamtam passieren. Präsident Surangel Samuel Whipps Jr. selbst will die ersten Urlauber nach einem Jahr auf die Inseln eskortieren. Am Donnerstag werden 110 Taiwaner und Taiwanerinnen zur Entspannung am südpazifischen Palmenstrand eintreffen, in den kommenden zwei Wochen sollen es insgesamt 200 werden. Die Palauer sehen das mit gemischten Gefühlen, auch wenn Taiwan ebenfalls relativ glimpflich durch die Coronakrise gekommen ist: mit etwa 1000 Infektionsfällen und zehn Toten unter etwa 24 Millionen Einwohnern.
»Wir haben mit dem Impfstoff eine Injektion in den Arm bekommen; indem wir den Touristen erlauben, hierherzukommen, geben sie uns eine Injektion für unsere Wirtschaft«, sagte Whipps bei einem Treffen mit der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen in Taipeh. »Und das ist sehr wichtig, denn wie Sie wissen, sind viele unserer Leute arbeitslos, weil wir sehr stark vom Tourismus abhängig sind.«
Möglich wird dies durch einen bilateral vereinbarten Reisekorridor zwischen den beiden Ländern – auch »Reiseblase« genannt. Und das veranschaulicht auch, wie die Taiwaner sich über die Inseln Palaus bewegen werden: Wo die Touristen sind, dorthin wird kein Insulaner reisen dürfen. Die Touristen aus Taiwan stellten vor der Krise nach China und Japan die drittgrößte Besuchergruppe – bei ihnen zu Hause im westlichen Pazifik biegen sich im Übrigen auch die Palmen an tropischen Stränden. Hier dürfen im Rahmen des Abkommens auch Palauer entspannen.
»Ich bin nicht bereit«
Wer jedoch aus dem dicht besiedelten Taiwan an Palaus Strände will, muss zwischen 2100 und 2800 Dollar für eine achttägige Gruppenreise bezahlen, berichtet der britische »Guardian«. Und er muss nachweisen können, dass er in den vergangenen sechs Monaten sein Land nicht verlassen hat. Mit einem negativen Testergebnis vom Abreiseflughafen kann man den Vier-Stunden-Flug in den Strandurlaub oder zu den berühmten Rock Islands und dem türkisfarbenen Jellyfish Lake antreten, in dem Millionen harmlose Quallen treiben.
Auch wenn die anfängliche Zahl der ankommenden Urlauber gering sein wird, seien »200 mehr als null, unsere Optionen sind null oder 200. Wir sind seit einem Jahr am Ende«, sagte Ngirai Tmetuchl, Vorstand von Palaus Tourismusbehörde, laut der Zeitung. »Wir wurden hart getroffen, dieser Reisekorridor ist eine gute Gelegenheit für uns. Gleichzeitig aber wollen wir sicherstellen, dass wir bereit sind«, sagte Eledui Omelau, Präsident des Bootsbesitzerverbands.
»Wir müssen sehr vorsichtig sein«, sagte William Tsung dem »Guardian«. Der Besitzer des Landmark-Hotels wird ab April Touristen empfangen. »Den Markt in so kurzer Zeit zu öffnen, ist sehr beängstigend«, sagt er. Was würde passieren, wenn ein Infizierter ins Land gelangt? »Nach all der harten Arbeit, die wir über ein Jahr lang geleistet haben, wollen wir das nicht erleben, weil wir am Ende mehr leiden werden als vorher.« Tsung fürchtet, dass die Anbieter durch die Beschränkungen, die gestiegenen Preise und die wenigen Arbeitskräfte nicht viel verdienen werden. »Ich bin nicht bereit«, sagt er.