
Si Phan Don: Inselabenteuer in Süd-Laos
Süd-Laos Sightseeing im Reifenschlauch
Don Det - Wie viele Inseln es tatsächlich sind, ist nicht abzusehen. Auch Rainer ist sich nicht sicher, ob es tatsächlich tausende sind, wie der laotische Name dieses Fleckens Erde - "Si Phan Don", "4000 Inseln" verspricht. Doch was soll die Inselzählerei? Viel wichtiger ist für Rainer: "Das hier ist mein ganz persönliches Paradies auf Erden." Der 29-jährige Münchner hat Thailand bereist, Kambodscha und Vietnam. Doch die tropische Flusslandschaft im Süden von Laos ist so ziemlich das Schönste, was er auf seiner Südostasien-Tour gesehen hat. "Wunderschön, sehr ursprünglich, supernette Leute, extrem günstig und nicht so touristisch wie andere Gegenden", sagt er.
Der Deutsche liegt ausgestreckt im schneeweißen Sand des Mekongufers auf der Insel Don Khon. Ein paar Wasserbüffel gucken misstrauisch herüber und können sich nicht recht entscheiden, ob sie in Rainers Anwesenheit nun ins Wasser gehen wollen oder nicht. Jeden Tag kommt der Backpacker an den Strand, um im Schatten der Uferbäume zu dösen, beim anschließenden Bad im kühlen Wasser wieder richtig wach zu werden - und dann ist es ja auch schon Zeit bei "Mr Bounson" einzukehren.
Der sympathische Laote betreibt am Flussufer in einer kleinen Bambushütte ein Restaurant. Hühner und Katzen laufen kreuz und quer über die Holzdielen. Vor der Hütte sonnt sich eine Sau mit ihren Ferkeln im Sand. Mit einem breiten Lächeln empfängt Herr Bounson den Stammgast aus Deutschland und drückt ihm ein eiskaltes Beerlao in die Hand. "Der Fisch hier schmeckt unschlagbar lecker und frisch", sagt Rainer. Dazu serviert Bounson Reis. Der deutsche Gast hat das Timing fest im Griff: Genau als der Teller leer und der letzte Schluck Bier heruntergespült ist, beginnt die Sonne langsam im Mekong zu versinken. "Jetzt ist die beste Zeit, um loszufahren", erklärt Rainer und schwingt sich aufs Fahrrad.
Die heimischen Wasserbüffel haben Vortritt
Wie fast alle Backpacker wohnt auch er nicht auf Don Khon, sondern auf der kleineren Nachbarinsel Don Det. Der Weg ist nicht weit. Es dauert keine zwanzig Minuten, Don Khon zu überqueren. Don Det ist noch winziger. Auf der Schotterstraße geht es zunächst durch dichtes Bambus-Grün, vorbei an Reisfeldern und kleinen Bauernsiedlungen. Immer wieder muss Rainer Wasserbüffeln auf den Sandpisten ausweichen.
In Ban Khon, einem beschaulichen Örtchen mit Holzhäusern und einem Hauch französischer Kolonialatmosphäre, führt schließlich eine alte Eisenbahnbrücke rüber nach Don Det. Mitten auf der Überführung hält Rainer an, steigt vom Rad und zückt einen Joint "für diesen speziellen Moment": Blutrot spiegelt sich die untergehende Sonne im Mekong. Fischer ziehen in ihren Langbooten ihrer Wege. Über ihren Köpfen ziehen Vogelschwärme im Abendlicht.
Während der Regenzeit nimmt der Mekong gewaltige Ausmaße an. Bis zu 14 Kilometer breit wird der zehntlängste Strom der Erde, der im tibetischen Hochland entspringt und ins Südchinesische Meer mündet. In der Trockenzeit treten Tausende von Inseln zu Tage. Einige von ihnen sind bewohnt, auf anderen bewirtschaften Bauern ein bisschen Ackerland. Die meisten von ihnen sind jedoch nicht mehr als spärlich bewachsene Sandbänke.
Auf Don Det führt der Weg am Ufer entlang gen Nordwesten der Insel - ins Dorf Ban Hua Det. Hier gibt eigentlich nur ein richtiges Hotel, das "Little Eden". Die meisten Backpacker-Unterkünfte sind einfache, aber romantische Bambushütten mit Balkonen, die auf Stelzen über dem Mekong liegen. Haupttransportmittel zwischen den Eilanden sind kleine Boote und Flöße. Auf Don Det gibt es keine Autos, nur Mopeds -am besten erkunden Besucher die Insel per Fahrrad. Sie sehen den Bauern bei der Ernte zu, den Laotinnen beim Erledigen der Wäsche im Fluss und den planschenden Kindern beim Ärgern der Wasserbüffel. "Ich habe selten einen Ort kennengelernt, an dem man sich so schnell so tief entspannt fühlt", sagt Rainer und versichert, das habe nichts mit dem Joint zu tun.
Lässiges Treiben auf dem Mekong
Ein beliebter Backpacker-Spaß für Inseltouristen ist das "Tubing". Man läßt sich von Fischern stromaufwärts bringen, um dann in einem Lkw-Reifenschlauch gemächlich den Mekong zurück nach Don Det zu treiben. Die Australier Mary und Allen aus Sydney hatten viel Spaß auf ihrer Tubing-Tour. Vor allem, als Kinder sie erspähten, mit ihren Langbooten heranruderten und die Reifen entern wollten. "Danach gab es ein Wettrennen mit den Kids. Die waren mit ihren Booten natürlich viel schneller", erzählt Mary.
Heute bricht das Pärchen schon früh mit Fahrrädern zu einem Landausflug auf. Die beiden wollen zu den Wasserfällen von Somphamit auf Don Khon - besser bekannt als die Li-Phi-Wasserfälle. Am Wat Khon Tai, einem buddhistischen Tempel, machen sie kurz Rast. Katzen schlafen auf den Stufen der von Kokospalmen umstandenen Pagode. Im Inneren des Tempels dösen zwei orangefarbene gekleidete Mönche vor sich hin. Dann steigen Mary und Allen wieder auf die Räder. Langsam kommt das Rauschen näher. Die Wasserfälle sind ein imposantes Schauspiel. Hier endet der friedliche Lauf des Mekong und er wandelt sich in tosende Wasser - eine Wildheit, an die man nach all den ruhigen Tagen im Reich der 4000 Inseln gar nicht mehr gewohnt ist.