Santa-Park in Rovaniemi Rendezvous mit dem Weihnachtsmann
Rovaniemi - Schneeflocken wirbeln durch die Luft, als Shaun Nugent und seine Familie kurz nach Mittag im nordfinnischen Rovaniemi landen. Es heißt, in dieser frostigen Gegend sei der Weihnachtsmann zu Hause. Aus diesem Grund sind die Nugents aus England hergeflogen. Sie haben sieben Stunden Zeit, um die Heimat von Santa Claus zu besichtigen und ihn hochpersönlich zu treffen. Solche Kurztrips zum Weihnachtsmann sind beliebt - und nicht ganz billig.
"Um diese Jahreszeit habe ich im Job viel zu tun. Wir konnten nicht länger bleiben", sagt Vater Nugent. 1800 Euro hat der Bauunternehmer aus dem westenglischen Carlisle für den Ausflug mit seiner Frau Mandy und den Töchtern Sophie, 11, und Chelsea, 9, bezahlt. Viele seiner Landsleute machen es wie er. Zwischen Dezember und Mitte Januar kommen rund 35.000 Briten und Iren für einen Nachmittag nach Lappland.
"Willkommen in Finnland. Hier geht's lang!" rufen die Fremdenführer im Elfenkostüm und schleusen drei Flugzeugladungen Touristen zu den wartenden Bussen. Es sind zehn Grad Celsius unter Null, und die Besucher erwartet ein straffes Programm. Die Stimmung ist ausgelassen, schon fliegen die ersten Schneebälle durch die Luft.
Ziel der Reise ist "Santa Park", ein Themenpark, der fünf Minuten vom Flughafen liegt. Dort backen Besucher safrangelbe Weihnachtskuchen, basteln weihnachtliche Dekorationen und fahren mit den Hunde- beziehungsweise Motorschlitten. Highlight des Tages ist der Besuch beim Weihnachtsmann.
Der Weihnachtsmann spricht Spanisch
Zwei Kilometer entfernt setzt die Familie Hernandez gerade die Füße auf den Polarkreis. Luis, ein Vertriebsleiter aus Madrid, bleibt mit seiner Frau Graziella und den Töchtern Cecilia, 6, und Lara, 3, über das Wochenende. "Bezaubernd", ruft er beim Anblick des verschneiten "Santa Claus' Village", der angeblichen Heimat des Weihnachtsmannes. Blockhäuser mit Restaurants, Cafés und Souvenir-Läden reihen sich in dem kleinem Dörfchen aneinander, das acht Kilometer nördlich von Rovaniemi liegt. Oben am dunklen Himmel funkeln die Sterne, unten der Neon-Schriftzug "Souvenirs".
Celia und Lara können es nicht erwarten, den Weihnachtsmann zu treffen und reihen sich in die Schlange vor seinem Büro ein. "Ich will eine kleine Autorennbahn, eine Spiderman-Figur und ein Flugzeug, bei dem man das Dach runter klappen kann", flüstert Celia schüchtern, als sie an der Reihe ist. "Ist gut", antwortet Santa Claus auf Spanisch.
Derweil zücken die stolzen Eltern Fotoapparat und Videokamera. Nach nicht einmal einer Minute ist das Rendezvous mit dem Weihnachtsmann vorbei. Die anderen Touristen aus Deutschland, Frankreich, Russland, Indien und Italien warten schon. Bis zu einer Stunde müssen sich Besucher manchmal gedulden.
Rentier-Plüschtiere aus China
Vor der Abreise steht ein Besuch im Souvenir-Shop an. Dort gibt es Rentiere und Schlittenhunde aus Plüsch mit "Made in China"-Etikett, die bis zu 30 Euro kosten. Auf einem großen Bildschirm schaut sich eine finnische Familie ihren Besuch beim Weihnachtsmann an, das Video kostet stolze 39 Euro. Schließlich entscheiden sich die Finnen für ein großes Foto für 45 Euro. "Wir werden es im Wohnzimmer aufhängen", sagt die Mutter.
Inzwischen ist es 18 Uhr. Die Nugents und 500 weitere britische Touristen machen sich auf zum Flughafen. Da es schon um 15 Uhr dunkel geworden ist, haben die Besucher fast gar nichts von dem schönen blauen Tageslicht dieser Jahreszeit gesehen. Doch das kümmert sie nicht. "Phantastisch" sei es gewesen, schwärmt Nugent. "Wir werden wahrscheinlich nächstes Jahr wiederkommen und länger bleiben."
Von Gael Branchereau, AFP